Sneak Preview in den USA Doku über Lichtenfelser P-Seminar

Bei den Dreharbeiten zum Dokumentarfilm: (von links) Der Leiter des P-Seminars „13 Führerscheine - Dreizehn jüdische Schicksale“ am Meranier-Gymnasium Lichtenfels, Studiendirektor a. D. Manfred Brösamle-Lambrecht, Regisseur Ryoya Terao und Kameramann Mark Raker. Foto: Landratsamt Lichtenfels/Heidi Bauer

Vom P-Seminar über eine Ausstellung bis hin zum Film: Ein ernstes und hoch emotionales Projekt des Meranier-Gymnasiums erobert die Welt. Und vor allem die Menschen.

 
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Lukas Franke und Antonia Voll ist die Begeisterung und auch das Aufgewühltsein noch deutlich anzumerken: Ende April verbrachten die beiden 21-Jährigen zusammen mit Victoria Thiel und Luise Aumüller ein paar Tage in New York. Nicht nur einfach so zum Shoppen und Sightseeing, sondern um einem besonderen Sneak Preview beizuwohnen: Dem eines, noch unfertigen, Dokumentarfilms über das P-Seminar „13 Führerscheine – Dreizehn jüdische Schicksale“.

Das Quartett hat bis 2019 das Meranier-Gymnasium in Lichtenfels besucht und dort an genanntem P-Seminar unter der Leitung von StD a. D. Manfred Brösamle-Lambrecht teilgenommen.

Wie es dazu kam

Im Lichtenfelser Landratsamt wurde 2017 ein brauner Umschlag entdeckt, der konfiszierte Führerscheine jüdischer Mitbürger enthielt. Die Schülerinnen und Schüler recherchierten deren Leben, stellten Kontakt zu noch lebenden Angehörigen in den USA her und gestalteten mit den Rechercheergebnissen eine Ausstellung, die, unter anderem, 2019 den Oberfränkischen und den Bayerischen P-Seminar-Preis gewann.

Und nun wird es bald einen Dokumentarfilm über die Recherchen geben, der viel auf die Initiative von Elisabeth Gareis, einer gebürtigen Lichtenfelserin und Professorin am New Yorker Baruch College, sowie Lisa Salko, Enkelin eines einstigen Führerscheininhabers, zurück zu führen ist. Lisa Salko hat nach ihrem Besuch in Lichtenfels in den Vereinigten Staaten einige Vorträge über das Projekt gehalten und die Ausstellung an vielen amerikanischen Orten präsentiert. Sie kennt Elisabeth Gareis, welche wiederum mit Ryoya Terao, einem Dokumentarfilmemacher, verheiratet ist. Und so landete, kurz zusammengefasst, 2021 ein Filmteam in Lichtenfels, welches vom 30. Juli bis 8. August in und um die Korbstadt drehte. Für Manfred Brösamle-Lambrecht, der, neben den P-Seminaristen auch interviewt wurde, „ungewohnt, doch die waren alle locker drauf.“ Für ihn sei es dabei das Schönste gewesen, „zu sehen, wie historische Wurzeln wieder relevant würden.“

Am 27. April sollte es dann so weit sein und der Sneak Preview im Deutschen Generalkonsulat in New York stattfinden. Antonia Voll und Lukas Franke lachen herzlich, als sie erzählen, dass sie erst einmal völlig überrascht von der Nachricht ihres damaligen Seminarleiters waren, der meinte, „wer zufällig in der Nähe sei, könne ja mal vorbeischauen.“ Nun, zufällig eher nicht, doch geplant dann schon. „Eine Spannung vorher war da“, berichten Antonia und Lukas von ihren Gefühlen vor der Vorführung, „doch die Atmosphäre dann war richtig schön mit überwältigenden Momenten.“

Rund 70 geladene Gäste, darunter die Nachfahren der Führerschein-Inhaber mit Familienmitgliedern, aber auch das gesamte Filmteam befanden sich vor Ort. Jeder Schüler war im vergangenen Jahr in Lichtenfels auf Englisch interviewt worden, „doch wir wussten nicht, wie dann geschnitten wurde“, erklären die beiden Mitwirkenden. Der Empfang im Anschluss gestaltete sich ebenfalls als sehr emotional. „Wir fühlen uns erleichtert, dass wir so viel erreichen konnten“, formuliert es Lukas, der sich daran erinnert, wie manchen Angehörigen die Tränen bei der Übergabe der Führerscheine kamen, „es ist ein sehr ernstes Thema und eine Gratwanderung zwischen dieser Ernsthaftigkeit und Freude.“ Freude über Freundschaften und Verbindungen, die entstanden und „einem Thema, das einen 80 Jahre später auch immer noch berührt“, wie es Antonia formuliert.

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