Russland: Geschenke und Tannen
Da sich die russisch-orthodoxe Kirche nach dem Julianischen Kalender richtet, ist in Russland erst am 7. Januar der erste Weihnachtsfeiertag. Das neue Jahr begänne demnach eigentlich am 13. Januar, doch das ist den Russen egal. Sie feiern am 31. Dezember – und zwar kräftig. Der Tag ist offizieller Feiertag und wird als eine Art Weihnachts-Silvester-Mix zelebriert. Man schmückt den Tannenbaum, Jolka genannt, und Geschenke gibt es auch. Die bringt Väterchen Frost, der im roten Mantel und Bart dem Weihnachtsmann zum Verwechseln ähnlich sieht. Begleitet wird er von Enkelin Snegurotschka, dem Schneeflöckchen.
Zu Silvester laden die Russen Freunde und die Familie ein und verabschieden das alte Jahr bei einem Festmahl aus verschiedenen Salaten und mit viel Sekt und Wodka. Um Mitternacht gibt es eine Ansprache im Fernsehen, und das wegen der elf Zeitzonen gleich mehrmals. In Moskau ist Silvester um 22 Uhr deutscher Zeit. Danach trifft man sich auf öffentlichen Plätzen zum Feuerwerk. Es ist der Beginn einer Festphase, die noch bis zum orthodoxen Weihnachtsfest andauert.
Spanien: Weintrauben und langsame Uhren
Der Legende nach wollten Weinbauern aus Alicante anno 1909 ihre überschüssige Ernte loswerden. Sie erdachten den Brauch, an Silvester zu jedem Glockenschlag des Zwölf-Uhr-Läutens eine Traube zu verspeisen. Pro Frucht darf man sich dazu etwas wünschen. Ob’s stimmt? Die„Uvas de la Suerte“ (Trauben des Glücks) sind für die meisten Spanier jedenfalls unverzichtbare Tradition. Es gibt Tricks, damit sie besser rutschen: vorher enthäuten oder kleine kernlose wählen. Außerdem hat man an der Uhr gedreht. Denn maßgeblich für das ganze Land und für die TV-Übertragung ist die Turmuhr der Casa de Correos an der Puerta del Sol, einem Platz in der Mitte Madrids. In der Noche Vieja, der alten Nacht, schlägt sie langsamer als sonst.
Klar, dass die feurigen Südländer danach erst richtig loslegen. Auf der Straße, in Bars und Clubs wird bis zum Morgengrauen gefeiert. Auch danach geht’s weiter, denn die Weihnachtszeit dauert in Spanien bis zum 6. Januar, dem Tag der Heiligen Drei Könige. Schließlich brachten sie die Geschenke, nicht das Christkind.
Brasilien: Blumen im Meer
Silvester ist in Brasilien das zweitgrößte Fest, gleich nach dem Karneval. An Reveillon begrüßt man nicht nur das neue Jahr, sondern ehrt auch Yemanjá, die Göttin der Meere. Das größte Fest zu ihren Ehren findet in Rio de Janeiro an der Copacabana statt. Um der Wassergöttin der afrobrasilianischen Candomblé-Religion zu huldigen, strömen weiß gewandete Menschen in Scharen ans Meer. Mit Blumen in der Hand steigen sie ins Wasser. Rote Blüten stehen für die Liebe, weiße für Frieden, gelbe für Geld. Man legt die Blumen ins Wasser und wünscht sich etwas. Holt Yemanjá die Gabe zu sich, wird der Wunsch erfüllt. Spült eine Welle sie zurück an den Strand, bedeutet das: abgelehnt.
Danach wird an üppigen Büfetts mit gegrilltem Fisch und Fleisch, Reis, Obst und Salat geschlemmt. Um Mitternacht – 4 Uhr morgens am 1. Januar deutscher Zeit – gibt es natürlich ein Feuerwerk. Die Brasilianer sind schließlich Weltmeister der Pyrotechnik.
Hawaii: Football und Feuerwerk
Die Inselkette Hawaii im Pazifik gehört zu den letzten Gegenden auf der Welt, die das neue Jahr begrüßen. Wenn wir Mitteleuropäer um 11 Uhr morgens gerade leicht verkatert beim Neujahrsfrühstück sitzen, ist dort erst Mitternacht. Natürlich wird auch im 50. Bundesstaat der USA das neue Jahr typisch amerikanisch begrüßt: mit Feuerwerk und Partys. Die größten Spektakel findet man am Himmel über der Hauptstadt Honolulu sowie am Strand von Waikiki.
Am Neujahrstag lümmelt man wie überall in den Staaten vor dem Fernseher und schaut die Spiele des Super-Bowls im College Football. Doch Hawaii ist auch ein Schmelztiegel der Kulturen, hier vereinen sich westliche Bräuche mit asiatischen und polynesischen Riten. Abzulesen am Weihnacht-Silvester-Mischmasch: Einerseits schmückt man importierte Fichten und Kiefern und bewundert als Santa Claus verkleidete Surfer. Parallel dazu wird beim traditionellen Makahiki-Fest die Erde geehrt. „Gutes neues Jahr“ heißt auf Hawaiianisch übrigens „Hau’oli Makahiki Hou“.