Sondersitzung Stadtrat entscheidet sich für Globe GmbH

Die Konzeption der Landschaftsarchitekten Jühling und Köppel für den Umgriff des Globe-Theaters in der Coburger Südstadt wird nun doch umgesetzt. Das hat der Stadtrat am Mittwoch in einer Sondersitzung entschieden. Der Entwurf zeigt den Zugang vom Globe zur Itz. Foto: Landschaftsarchitekten/Jühling & Köppel

In einer Sondersitzung stehen sich zwei Entwürfe für den Umgriff des neuen Theaters in der Südstadt gegenüber. Am Ende setzt sich das Konzept des Büros Jühling durch.

 
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Coburg - Der Stadtrat hatte schon entschieden, die Landschaftsarchitekten Därr aus Halle an der Saale mit der Planung des Umgriffs des Globe-Theaters am ehemaligen Güterbahnhofgelände in Coburg zu beauftragen. Damit gab sich die von den Firmen Brose, HUK und Kaeser getragene Globe GmbH nicht zufrieden. Diese hatte bei den Landschaftsarchitekten Jühling & Köppel aus München ein Konzept für die Gestaltung der Außenanlagen am neuen Theater in Auftrag gegeben und dieses der Stadt als Geschenk übereignet. Schließlich stellte Hans-Heinrich Eidt (FDP) den Antrag, der Jühling-Planung doch noch den Vorzug zu geben. So kam es zur Sondersitzung des Stadtrats am Mittwoch im Kongresshaus Rosengarten. Am Ende der dreieinhalbstündigen Diskussion stellte sich die Stadtratsmehrheit mit 21 gegen 17 Stimmen hinter die Globe GmbH und gab der Jühling-Planung den Vorzug.

Tina-Maria Vlantoussi-Kaeser und Michael Stoschek begrüßten die Entscheidung im Namen der Gesellschafter der Globe GmbH. „Darüber sind wir froh“, sagte Stoschek. Er verwies darauf, das entscheidende Argument, das Hans-Herbert Hartan (CSU/JC) vortrug, sei die am Dienstag bekannt gewordene Mitteilung von Oberfrankens Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz gewesen, dass die Umsetzung der Jühling-Planung die Vergabe staatlicher Fördermittel für die Entwicklung des gesamten Schlachthof- und Güterbahnhofgeländes nicht gefährde.

In der politischen Diskussion der vergangenen Jahre war der vermutete Verlust von Zuschüssen ein entscheidender Punkt, dem Büro Därr den Vorzug zu geben, das nach einer Ausschreibung auf europäischer Ebene zum Zuge gekommen war. Die Aussage der Regierungspräsidentin hätte man früher einholen und somit eine lange, quälende Diskussion über formale Dinge vermeiden können, kritisierte Stoschek. Er bezeichnete die Jühling-Planung als das bessere Konzept, das unter dem Motto „Band für Wissenschaft, Natur und Kultur“ stehe und damit zentrale Zukunftsthemen beinhalte.

Oberbürgermeister Dominik Sauerteig betonte zu Beginn der Diskussion, dass mit der Entwicklung des Schlachthof- und Güterbahnhofgeländes etwas Großartiges in der Vestestadt entstehe. Er hoffe, dass der Stadtrat eine Entscheidung trifft, „die wir gemeinsam vertreten und umsetzen“. Schließlich sei es das Ziel aller, in der Südstadt ein lebendiges, modernes, in die Zukunft weisendes Quartier zu schaffen.

Das Konzept von Jühling & Köppel nimmt bei der Planung der Außenanlagen die runde Form des Globe auf. „Der Rundbau ist ausschlaggebendes Element unserer Planung“, erläuterte Stefanie Jühling. Diese Konzeption sei in enger Abstimmung mit Globe-Planer Karl-Heinz Glodschei entstanden, um ein stimmiges Gesamtbild des Areals zu erzeugen.

Die Jühling-Planung setzt auf einen großzügigen freien Platz vor dem Theater, der auch für Aufführungen im Freien genutzt werden kann und ganz gezielt mit Bäumen bepflanzt werden soll. Dadurch bleibt der 18 Meter hohe Rundbau von der Ernst-Faber-Brücke, der Uferstraße, aus vorbeifahrenden Zügen und von der B 4 im Weichengereuth gut sichtbar.

Stefanie Jühling suchte den Vergleich mit einem Leuchtturm, der nur dann Sinn mache, wenn er auf See von Weitem sichtbar sei. Dies gelte im übertragenen Sinne für das Globe-Theater gleichermaßen, das in Coburg als Leuchtturmprojekt gesehen werde.

Die Landschaftsarchitektin sprach die Stadträtinnen und Stadträte direkt an, als sie ihnen sagte, sie hätten einen unbequemen Mitbürger – gemeint war Michael Stoschek –, „das stimmt“. Aber ohne seine und die Beharrlichkeit seiner Mitstreiter, die Unternehmerin Tina-Maria Vlantoussi-Kaeser und HUK-Vorstandssprecher Klaus-Jürgen Heitmann, würde in der Coburger Südstadt kein Globe-Theater entstehen. Stefanie Jühling bat die Gremiumsmitglieder, ihre Entscheidung ohne Emotion und Ressentiments zu treffen. Schließlich gehe es darum, das Beste für die Stadt zu erreichen.

Auf Nachfrage von Hans-Heinrich Eidt (FDP) kritisierte die Landschaftsplanerin Argumente, mit denen ihr mitgeteilt worden sei, warum sie bei der Ausschreibung der Außenplanung rund um das Globe-Theater nicht zum Zuge kam. Es habe geheißen, ihr Büro verfüge weder über die personelle noch die finanzielle Ausstattung, noch Referenzen für vergleichbare Projekte. Darüber habe sie sich geärgert. Die Stadt München ordne ihr Büro offensichtlich als leistungsfähig ein, sonst hätte es von ihr keine Aufträge zur Gestaltung von Parks erhalten. „Die Stadt Coburg sieht das offensichtlich anders“, so Jühling.

Matthias Därr vom gleichnamigen Landschaftsarchitekturbüro aus Halle an der Saale erklärte, dass die Entwicklung des Klimas ein zentraler Punkt seiner Planung sei, die das gesamte Gelände zwischen Schlachthofhallen und Globe-Theater umfasse. In Städten werde es immer wärmer, aus lauen würden schwüle Sommernächte. Dem trage das Büro Därr mit dem Pflanzen vieler Bäume Rechnung. Matthias Därr verhehlte nicht, dass dadurch ein Teil des Globe-Theaters verdeckt wird. Es könne aber für Besucher spannend sein, zunächst nur dessen Krone zu erkennen, um dann zu entdecken, welches Gebäude sie trägt.

Därr erläuterte, dass er bei der Gestaltung des Globe-Vorplatzes mit „kantigen Flächen“ ganz bewusst einen Gegenpol zum Rundbau setzen wolle. Theater wolle Spannungen erzeugen, herausfordernd sein. Damit setze sich seine Planung auseinander. Daraus ergeben sich kleinere Plätze, die – so Därr – dem Theater entgegenkämen, auch mit Blick auf Kleinkunst. Bei Aufführungen im Freien spiele es für Ensemble und Publikum eine Rolle, dass sie nicht auf einem aufgeheizten, schattenlosen Platz stattfinden. Deshalb nehme die Därr-Planung Hitzeentwicklung, die heute von Schotterflächen ausgehe, aus diesem Bereich heraus.

Matthias Därr wies darauf hin, dass seine Planung mit der Stadtverwaltung abgestimmt sei und das gesamte Gelände in der Südstadt umfasse. Letzteres sei auch bei ihrer Planung der Fall, antwortete Stefanie Jühling auf die Frage von Frank Völker (CSB).

Auf Nachfrage von Michael Zimmermann (FDP) stellte Matthias Därr klar, dass er bei einer Entscheidung des Stadtrats für die Jühling-Planung diese nicht fortsetzen werde. In seinem Büro sei es nicht üblich, auf Planungen aufzuspringen und Konzepte anderer umzusetzen. Därr habe seinen Schwerpunkt im Entwurf, „den wir umsetzen wollen, das ist unser Anspruch“.

In der Diskussion legten Stadträtinnen und Stadträte ihre unterschiedlichen Auffassungen zur Außenplanung am Globe dar und hinterfragten rechtliche Vorgaben. Schließlich entschied der Stadtrat mit 21 gegen 17 Stimmen, die Konzeption des Büros Jühling weiter zu verfolgen.

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