Sophia Heinlein „Es geht eher um den bewussten Konsum“

Maria Löffler
Sophia Heinlein engagiert sich in vielfältiger Weise in Kronach für den Umwelt- und Klimaschutz. Foto: /privat

Sophia Heinlein ist aktive Klimaschützerin und Mitglied der Grünen. Wie sie selbst Nachhaltigkeit lebt und was sie antreibt, erläutert die junge Gundelsdorferin in einem Gespräch.

 
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Gundelsdorf - „Reden ist eine Kunst, die auf Worte setzt.“ Wenn das stimmt, was Sophia Heinlein sagt, dann kann man sie wohl als Künstlerin bezeichnen. Die 23-Jährige aus Gundelsdorf fokussiert sich gerade auf ihr Masterstudium in Psychologie und engagiert sich in Bereichen wie Umwelt und Nachhaltigkeit. In einem Interview verrät sie, wie sie selbst zu diesen Themen steht und was sie gerne verändern würde.

An welchen Werten orientieren Sie sich ganz persönlich?

Vor allem an Werten wie Menschlichkeit, Integrität, Individualismus und Wertschätzung.

Wie gehen Sie mit dem Thema Nachhaltigkeit um?

Das kann man nicht in einem Satz beantworten. Ich selbst sehe mehrere Ebenen, auf denen ich agieren kann. Zum einen vor Ort und zum anderen auf der bundesweiten Ebene. Ebenso kann ich auf meine Handlungen achten und gleichzeitig ist es mir wichtig, mich aktiv in die Gesellschaft einzubringen. Das tue ich auf Ehrenamtsebene, durch Aktivismus und nicht zuletzt durch die Politik. Ich versuche, persönlich im Rahmen meiner Werte zu handeln. Meine Handlungen sollen ja niemandem schaden. Brauche ich zum Beispiel neue Tassen, dann überlege ich, ob jemand in meinem Umfeld welche herstellt. Kronach hat ja geniale Töpfereien. So unterstütze ich bewusst regionale Unternehmen, kaufe zum Beispiel Bauernbrot und lasse die Finger von Mangos oder Avocados. In den meisten Fällen stehen regionale und saisonale Alternativen zur Verfügung.

Wäre Secondhand für Sie eine solche Alternative?

Prinzipiell schon, aber daraus ist leider ein Hype geworden und die Sachen werden mittlerweile oft teurer verkauft als Neuware. In Kronach zum Glück noch nicht – in größeren Städten allerdings immer mehr. Deshalb finde ich zum Beispiel Kleidertauschpartys so toll, da gibt es supercoole Aktionen. Das, was mir am meisten Spaß macht, ist, dass ich dabei so viele tolle Menschen kennenlerne.

Und wie erfahren Sie von solchen Aktionen?

Na ja, klar nutze ich – wie alle anderen auch – das Internet. Darüber hinaus lese ich aber auch Plakate, die Zeitung oder studiere die Veranstaltungskalender der Vereine. Auch Newsletter sind eine nützliche Informationsquelle. Am nützlichsten aber ist es, wenn man einfach mit anderen Menschen redet, sie nach Möglichkeiten fragt.

Nutzen Sie im Sinne der Umwelt öffentliche Verkehrsmittel, fahren Sie mit dem Rad, laufen Sie gerne?

Ja, ja und ja. Es gibt in Europa einfach ganz tolle Fahrradwege. Ansonsten nutze ich in Braunschweig, wo ich studiere, natürlich auch gerne öffentliche Verkehrsmittel. Ich besitze gar kein Auto. Manchmal bilden wir deshalb auch Fahrgemeinschaften. Ich persönlich fahre sehr gerne Zug, in der Zeit kann ich am besten lesen.

Das sind bewundernswerte Ziele, die Sie da verfolgen. Gehen Sie dabei strikt Ihren Weg oder gehen Sie auch mal Kompromisse ein?

Klar gehe auch ich Kompromisse ein. Ich glaube, ein gewisser Verzicht ist wichtig. Jedoch geht es eher um den bewussten Konsum als um das Verzichten. Manche Dinge mache ich einfach aus dem Bauch heraus. Aber auch die versuche ich so gut wie möglich zu machen. Wenn ich zum Beispiel sehr gerne zu einem Konzert gehen würde, dann gehe ich da auch hin. Und wenn ich einen Laufschuh brauche, der optimal zu mir passt, dann kaufe ich mir den. Am Ende geht es nicht um den erhobenen Zeigefinger, sondern um ein Leben mit Maß und Ziel. Es zu versuchen, ist wichtig. Ich bin definitiv nicht unfehlbar und reflektiere mich auch selbst. Und es gibt so viele Perspektiven die ich nicht kenne, nicht sehe und nicht mitdenke.

Reden wir mal über Politik. Die wäre ja ein wichtiger Hebel, um bei diesen Themen anzusetzen. Geschieht das bereits oder ist da noch Luft nach oben?

Ja, Politik ist ein wichtiges Mittel. Ich würde mir aber schon Politiker wünschen, die mehr über Menschen und Menschlichkeit sprechen. Und ich wünsche mir, dass man bei wichtigen Entscheidungen einfach mehr Perspektiven bedenkt. Ich möchte mehr Integration. Und am Ende sollte nicht nur der finanzielle Aspekt die Entscheidungen beeinflussen. Ich weiß schon, dass man nicht alle Politiker über einen Kamm scheren kann und ich sehe auch, dass da Menschen sitzen, die sich Mühe geben. Es ist auch nicht nötig, dass wir alle einer Meinung sind, wichtiger ist es, alles nicht nur aus einer Perspektive zu sehen. Und man sollte sich mit gegenseitiger Wertschätzung auf Augenhöhe begegnen und alle Blickwinkel ernst nehmen. So nimmt man Politik auch nicht als Festung wahr, sondern sie wird menschlich.

Das Jugendparlament in Kronach zum Beispiel ist eine hervorragende Idee. Es gibt jungen Menschen eine Stimme.

Große Konzerne beeinflussen ja ebenfalls unsere Umwelt. Wo könnte man hier den Hebel ansetzen?

Man muss sie noch viel mehr in die Verantwortung nehmen, über Konsequenzen reden. Das neue Lobbyregister ist ein erster, kleiner Schritt, der noch ausbaufähig ist. Hier muss die Politik Richtlinien für das Handeln schaffen.

Um in Menschen ein Bewusstsein für eine bestimmte Sache zu wecken, sollte man so früh wie möglich damit beginnen. Hätten Sie eine Idee?

Ja, die Schule wäre dafür genau der richtige Ort. Hier könnte sich vor allem eine gute Gesprächskultur entwickeln, Sprache ist nämlich mächtig und wird häufig unterschätzt. Menschen fühlen sich oft nicht verstanden und gehen deshalb in eine Verteidigungshaltung. Wir sollten viel mehr zuhören, als uns verteidigen lernen.

Wenn Sie in die Zukunft schauen, wie sieht die für Sie aus?

Ich weiß es noch nicht so genau. Ich werde mich weiter auf meine berufliche Laufbahn konzentrieren, möchte eine Ausbildung zur Psychotherapeutin machen. Zudem bin ich ja immer noch in verschiedenen Gruppen aktiv. Im Klimabündnis Kronach zum Beispiel oder im Jugendrat der Generationen Stiftung. Hier arbeite ich mit richtig vielen Menschen zusammen. Es macht Spaß, gemeinsam zu diskutieren, zu planen und Aktionen umzusetzen. Und ich versuche, mich um Dinge zu kümmern, die ich beeinflussen kann. Ich finde es spannend, andere Meinungen kennenzulernen und meine Meinung teilen zu dürfen. Man darf den Status quo nicht zementieren, sondern muss wandlungsfähig bleiben. Es hilft, über Probleme zu reden, sie zu erkennen und zu handeln. Eine meiner Fähigkeiten ist es, Wünsche zu generieren, um sie nach Außen zu tragen. Ich überlege dann, was ich als einzelne Person beitragen kann. Aber alle Perspektiven sieht man wohl nie.

Was wünschen Sie sich für die Menschen?

Dass sie in Frieden miteinander leben können. Dass man keine Ressourcen verschwendet, denn die Bewohner der Erde sind Teil und Variable des gesamten Ökosystems. Jeder sollte die Möglichkeit haben, menschlich zu leben. Und das haben wir selbst in der Hand.

      Die Fragen stellte Maria Löffler

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