Sozialsenat Coburg Unablässige Hilfe trotz Corona-Jahr

Viele Senioren mussten sich während der Pandemie in Technik und digitaler Kommunikation fortbilden lassen. Ohne soziale Kontakte geht es nicht. Foto: picture alliance / dpa/Susann Prautsch

Soziale Arbeit konnte auch 2021 nicht einfach stillstehen. Im Sozialsenat haben Mehrgenerationenhaus, Frauenhaus und Frauennotruf ihren Jahresbericht vorgestellt. Das waren die Hürden und Zukunftsaussichten.

 
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Wenn es um die Hilfe für die Mitmenschen geht, kann sie auch eine Pandemie nicht aufhalten, – höchstens die Arbeit erschweren. Das wird aus den Jahresberichten des AWO-Mehrgenerationenhauses und dem Frauenhaus Coburg sowie der Fachberatungsstelle Frauennotruf deutlich, die jetzt im Sozialsenat vorgestellt wurden. Die sozialen Dienste und Anlaufstellen waren trotz Lockdowns, Maskenpflicht und allen möglichen G-Varianten unablässig tätig und für ihre Klienten da.

Senioren fitt für digitale Hürden

So berichtete Liane Blietzsch vom Mehrgenerationenhaus, dass das Servicebüro täglich geöffnet hatte, um Besuchern notfalls vom Fenster aus Auskunft zu geben oder für redebedürftige Seniorinnen und Senioren da zu sein. „Bis Anfang Juni 2021 waren wir eine geschlossene Einrichtung. Keine Veranstaltungen, kein Café-Betrieb und keine Begegnungen waren möglich. So ruhig kannte ich es in unseren Räumlichkeiten nicht,“ so Blietzsch. Trotzdem gab es Einzelbetreuungen und digitale Angebote, Einweisung in Tablet-Nutzung, Sport und sozialen Austausch per Onlinekonferenzen und auch ein Brieffreunde-Programm mit Schülern der Grundschule Neuses. Bewegungshungrige freuten sich über wöchentliche Post mit Fitness-Aufträgen oder Online-Sport.

Auch der Kontakt zu den knapp 316 ehrenamtlichen Mitarbeitern sollte nicht abreißen, sagte Blietzsch. Man sei für ihre Anliegen und Ängste erreichbar gewesen, und auch untereinander seien Ehrenamtliche und Klienten notfalls digital in Kontakt geblieben. Zwar fehlte es den Seniorinnen und Senioren an festen Orten, wo man Menschen treffen und sich austauschen konnte, doch dafür gab es neue digitale Angebote, die bei vielen gut ankamen. 115 Onlineveranstaltungen mit 768 Teilnehmern habe es 2021 gegeben, die älteren Herrschaften hätten sich in vielen Fällen für neue Kommunikationswege begeistern können, berichtete Blietzsch.

Coburg soll Rikscha-Stadt werden

Als im Juni die Beschränkungen fielen, seien die Leute schon in den Startlöchern gestanden: knapp 11 400 Teilnehmer für insgesamt etwa 2911 Veranstaltungen wie Bingo, Lesungen und Spieletreffen. Auch der Mittagstisch im Café sei dann wieder gut frequentiert gewesen, das To-go-Angebot zuvor sei mit knapp 5800 Essen rege genutzt worden. „Seitdem wir wieder offen haben, ist ungemein viel los“, freute sich die Seniorenhelferin. Das zeige deutlich, wie wichtig soziale Begegnungen seien. Im Südosten von Coburg werde zudem die Kennedy-Anlage gerade aufgehübscht und seit Mai dieses Jahres gibt es ein Rikscha-Angebot für mobilitätsbeschränkte Coburger. „Wir haben 17 Ehrenamtliche dafür geschult. So eine Rikscha-Fahrt zaubert jedem ein Lächeln ins Gesicht“, weiß Blietzsch. Geht es nach ihr, soll Coburg zum Rikscha-Standort werden. Interessenten könnten im Mehrgenerationenhaus anrufen und nach einer kostenlosen Fahrt fragen.

Frauenhaus nonstop voll ausgelastet

Etwas schwieriger war es für das Coburger Frauenhaus, berichtet Geschäftsführerin Natalie Mozzo: „Wir konnten natürlich nicht zumachen. Wir hatten sie alle da, das volle Programm auch mit Homeschooling.“ In dem kleinen Haus gibt es Platz für maximal sechs Frauen und sechs Kinder, doch trotz der sehr beengten Verhältnisse seien Bewohner und Mitarbeiter 2021 von einer Corona-Infektion verschont geblieben. Die Frauen kämen zu 50 Prozent aus dem Landkreis oder weiter weg, blieben unterschiedlich lange, seien zur Hälfte mit Migrationshintergrund und gewalt- oder suchtbetroffen. Räumlichkeiten für bessere pädagogische Angebote gäbe es bisher trotz vorbereiteter Konzepte nicht. In diesem Jahr wollen die Mitarbeiter das mobile Arbeiten und die Digitalisierung vorantreiben, vor allem aber den Personalschlüssel für Frauenhäuser in Bayern verändern: „Wir sind nonstop voll ausgelastet und können sehr oft niemanden mehr annehmen.“ Die Mitarbeiterinnen stehen im ständigen Kontakt mit sämtlichen Ämtern der Stadt, begleiten ihre Klientinnen, wenn nötig zu Arztbesuchen, Anwälten oder Behördengängen.

Nach Corona Ansturm auf den Frauennotruf

Mit erschwerten Arbeitsbedingungen und personeller Mehrbelastung hatten auch die Kolleginnen von der Fachberatungsstelle Frauennotruf Coburg zu kämpfen. Sie sind auch für den Landkreis Coburg, Kronach und Lichtenfels zuständig und mussten 2021 wegen der strengen Auflagen auf Gesprächsgruppen verzichten, berichtet Sozialpädagogin Karin Burkhardt-Zesewitz. Das Online-Angebot sei wegen der Nähe zu den Tätern ebenfalls schwierig gewesen, durch die Quarantäne, Lockdown und Homeoffice sei der Kontakt zu den Betroffenen zurückgegangen. Eine große Hürde sei dabei auch die Maskenpflicht gewesen: „Einige Frauen hatten Erlebnisse mit Erstickung, andere wurden von maskierten Tätern angegriffen. Solche Traumata haben einige Beratungen verhindert“, sagt Burkhardt-Zesewitz. Entsprechend hoch seien nach dem Fall der Corona-Beschränkungen nun wieder die Beratungszahlen: „Wir haben schon jetzt die Zahlen vom letzten Jahr fast verdoppelt. Als Folge von Corona haben wir so viele Erstmeldungen wie noch nie.“ Trotzdem hatten die Mitarbeiterinnen 2021 genug zu tun: Kooperationen mit dem Frauenhaus für Kinder von betroffenen Frauen, mit der Täterberatung sowie mit Schulen und Erziehern zur Sensibilisierung für Gewaltopfer. Dazu wurde ein Präventionskonzept für Schulen aufgelegt und die Arbeitsabläufe optimiert.

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