Coburger Geschichte Erinnerungen an den Bierpalast

Ein reich bebildertes Firmenporträt der Karosseriefabrik Trutz findet sich in der neuen Ausgabe der Coburger Geschichtsblätter. Foto: Historische Gesellschaft Coburg

Hofbräuhaus und Bürglaßtor, Lebenslinien und Firmenporträts: Die neuen Coburger Geschichtsblätter bieten wieder spannende Einblicke in die Stadthistorie.

 
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Coburg - Den legendären Hofbräu-Gaststätten in der Mohrenstraße widmet die Historische Gesellschaft Coburg ein Kapitel im 29. Jahrgang ihrer Geschichtsblätter, der soeben erschienen ist. Stadtheimatpfleger Christian Boseckert zeigt in seinem Aufsatz, welche Bedeutung dieser „Bierpalast“ für die Coburger Bevölkerung besaß, die sich hier zu Kino-, Faschings-, Sport- und Musikveranstaltungen traf. Die politische Funktion des Lokals hebt Boseckert am Beispiel der nationalsozialistischen Propaganda hervor. Ab 1937 versuchten Coburger NS-Größen, aus den Gaststätten einen besonderen Ort nationalsozialistischer „Erinnerungskultur“ zu machen. Hitler hatte dort anlässlich des 3. Deutschen Tages im Jahr 1922 erstmals außerhalb des Münchner Dunstkreises eine politische Rede gehalten, die von den Zuhörern positiv aufgenommen wurde.

Von Boseckert stammt auch eine Lebensbeschreibung über die jüdische Geschäftsfrau Therese Benari (1875-1932), die nach dem frühen Tod ihres Ehemanns Familie und Beruf erfolgreich unter einem Hut bringen konnte. Ihr gelang damit der soziale Aufstieg, welcher sich durch den Kauf eines Geschäftshauses in der Spitalgasse nach außen hin zeigte.

Alexander Wolz, Leiter des Staatsarchivs Würzburg, stellt in seinem Beitrag das Leben des Coburger Journalisten und „Volkstribuns“ Karl Heusinger vor, der in den 1890er Jahren einen rasanten politischen Aufstieg erlebte. Das unerlaubte Führen des Doktortitels beendete Heusingers politische Tätigkeit schlagartig. Er verschwand danach ohne Lebenszeichen aus Coburg und ließ dabei seine Familie zurück. Hans Gerd Dormagen (Köln) geht in seiner Untersuchung kunsthistorisch auf die Grabplatte Herzog Johann Ernsts (gest. 1553) in der Morizkirche ein. Die Grabstätte selbst ist heute nicht mehr existent. Über die Kinderlandverschickung aus Neustadt zwischen 1931 bis 1933 berichtet Stadtheimatpflegerin Isolde Kalter.

Abgerundet werden die Geschichtsblätter mit einem reich bebilderten Firmenporträt der Karosseriefabrik Trutz, der Geschichte des alten Färberhauses am Ketschenanger und einer Abhandlung über den Abbruch des Bürglaßtores vor 50 Jahren.

Die Coburger Geschichtsblätter sind in den Coburger Buchhandlungen Riemann, Roßteutscher, Thalia und Schubert für 18 Euro erhältlich.

cb

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