Sparen in unruhigen Zeiten Sparkassen für neue Zinspolitik

Jürgen Umlauft

Gegenwärtig raten die Geldinstitute dazu, Vermögen umzuschichten. Gefragt sind neben dem klassischen Sparen bei den Kunden Aktien. In Bayern liegen 114 Milliarden Euro auf Sparkonten.

 
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Sparkassen verwalten Milliardenbeträge ihrer Kunden. Foto: /Münch

München - Wegen der hohen Inflationsrate bei gleichzeitig Nullzinsen empfehlen die bayerischen Sparkassen ihren Kunden, gespartes Geld von Tagesgeldkonten auf Aktien oder Investmentfonds umzuschichten. „Die Ersparnisse in Geldvermögen verlieren zusehends an Wert, diese kontinuierliche Entreichung trifft besonders die breite Mittelschicht“, erklärte Bayerns Sparkassen-Präsident Ulrich Netzer auf der Bilanzpressekonferenz in München. Vermieden werden könne das nur durch Geldanlagen mit höherer Rendite. Zudem appellierte Netzer an die Europäische Zentralbank (EZB), ihre Niedrigzinspolitik endlich zu beenden. Ein erster Schritt müsse Mitte März erfolgen, sonst drohe die Gefahr, dass die Zinswende zu spät komme.

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Bei den Kunden setze sich allmählich ein Trend weg von den Sichteinlagen hin zu Wertpapieren durch, berichtete Netzer. Zwar seien die klassischen Spareinlagen bei den Sparkassen in Bayern auch 2021 noch einmal um 3,7 Prozent auf 114,4 Milliarden Euro gestiegen, doch liege der Zuwachs deutlich unter den Werten der Vorjahre. In Wertpapiere flossen gleichzeitig 28,8 Milliarden Euro, ein Plus von 20,3 Prozent. Dabei habe sich die Anlage in festverzinsliche Wertpapiere und Investmentfonds fast verdoppelt. Die Zahl sogenannter Fondssparpläne, in die bereits mit Beträgen ab 25 Euro pro Monat investiert werden könne, sei um 19,1 Prozent auf 1,26 Millionen angestiegen.

Ein Abschmelzen der Spareinlagen zugunsten von Wertpapieren hat nach den Worten Netzers auch positive Effekte für die Sparkassen, da diese die Kundengelder kaum noch gewinnbringend anlegen könnten. Die Folge sei aktuell ein weiter sinkender Zinsüberschuss – bisvor wenigen Jahren die ertragreichste Einnahmequelle der Sparkassen. 2021 sei der Zinsüberschuss um weitere 1,6 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro gesunken. Viele der aktuell noch 63 bayerischen Sparkassen könnten damit nicht einmal mehr ihren Verwaltungsaufwand decken, erläuterte Netzer. Immerhin hätten die übrigen Erträge im vergangenen Jahr so weit verbessert werden können, dass das Betriebsergebnis vor Steuern und Abgaben um 3,6 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro gestiegen sei. Treiber seien Provisionen und das weiterhin starke Kreditgeschäft gewesen.

Als Folge des Kostendrucks haben die bayerischen Sparkassen 2021 ihren Mitarbeiterbestand um 3,1 Prozent auf 34 700 reduziert und weitere 132 Geschäftsstellen geschlossen. Landesweit prangt das Sparkassen-Logo damit noch an knapp 2500 Gebäuden. Verbandsvize Roland Schmautz betonte, dass Präsenzgeschäftsstellen für die Kunden wegen des wachsenden Online-Bankings eine immer geringere Rolle spielten. Man habe dafür die Zahl der reinen Beratungscenter auf 350 erhöht, 32 davon arbeiteten digital.