Sparkasse Ludwigsstadt Die Risse werden immer größer

Veronika Schadeck

Wegen großer Mängel an tragenden Bauteilen muss das Sparkassengebäude in Ludwigsstadt zurückgebaut werden. Nun werden ein Ausweichquartier und Investoren gesucht.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Das Sparkassengebäude in Ludwigsstadt soll wegen statischer Mängel vollständig zurückgebaut werden. Entstehen soll ein neues Gebäude mit einem Beratungscenter, in dem alle Kompetenzen gebündelt werden. Das betonten am Donnerstagnachmittag der Vorstandsvorsitzende Harry Weiß, Vorstandsmitglied Steffen Potstada und die Verwaltungsratsvorsitzende, Angela Hofmann, bei einem Pressegespräch.

Dass in dem „wunderschönen Gebäude“ derart gravierende Schäden an tragenden Bauteilen vorliegen, vermutet keiner. Zumal die Sparkasse – damals noch Kreissparkasse Ludwigsstadt – erst im Jahre 1991 den Betrieb aufgenommen hat. Rund 13 Millionen D-Mark wurden in das Gebäude investiert. 30 Jahre später sind unter anderem mangelhafte Betonqualität, eine eingeschränkte Tragfähigkeit des Untergeschosses, eine fehlende beziehungsweise falsch positionierte Stahl-Bewehrung und Wassereintritt im gesamten Untergeschoss aufgrund des mangelhaft ausgeführten Kellergeschosses aus wasserundurchlässigem Beton vorhanden. Das damals bauausführende Unternehmen ist seit Jahren insolvent. Nils Nachtigall vom Ingenieurbüro Nachtigall sprach von einer „dynamischen Veränderung des Rissbildes“. Neun Notstützen sind jetzt im Untergeschoss eingebaut. Zwei unabhängige Gutachten ergaben, dass das Sparkassengebäude nur noch für maximal 18 Monate genutzt werden kann.

Neubau statt Instandsetzung

„Die Situation ist belastend und treibt uns um“, so Harry Weiß. Der Verwaltungsrat und der Vorstand standen vor der Entscheidung einer Generalinstandsetzung oder Rückbau. Letztendlich wurde sich wegen dem Umfang der baulichen Mängel und den damit verbundenen Kosten für einen kompletten Neubau entschieden. Die Sparkasse ist nun auf der Suche nach möglichen Kooperationspartnern. „Wir wollen zusammen mit der Stadt etwas Neues schaffen“, so Harry Weiß. Und: „Wir suchen Mitinvestoren mit Bekenntnis zum Standort!“

Entstehen könnte neben dem Sparkassen-Beratungscenter für Wohnungsbau, Firmenkundenbetreuung, Wertpapier- und Versicherungsfragen, auch Arzt- und Gesundheitspraxen sowie Wohnungen. Aber auch für weitere Ideen sei man offen, betonte Weiß. Er ließ wissen, dass dieses Projekt für den Landrat und stellvertretenden Verwaltungsratsvorsitzenden, Klaus Löffler, von immenser Bedeutung sei. „Er ist der Antreiber, es ist für ihn extrem wichtig, dass die Sparkasse in Ludwigsstadt Flagge zeigt!“

Abgesehen davon sei die Sparkasse in der Rennsteig-Region Marktführer. Vorhanden sind viele Kunden, die seit Jahrzehnten der Sparkasse die Treue halten. In Ludwigsstadt herrsche ein erfolgreicher Geschäftsbetrieb, „die 13 Kollegen arbeiten mit hoher Kompetenz“, lobt Weiß. Derzeit suche die Sparkasse nach einem Ausweichquartier.

Der Leiter der Bauorganisation/Verwaltung, Antonio Mendez erklärte, dass es bereits im Jahre 2008 erste Probleme mit der Statik gab. Seit vier Jahren kommen diese Schäden verstärkt zum Vorschein. Im August 2020 sei schließlich ein Ingenieurbüro mit der ersten Einschätzung zur allgemeinen Standsicherheit des Gebäudes beauftragt worden.

Auszug wird vorbereitet

Steffen Potstada unterstrich die Bedeutung des Standorts Ludwigsstadt für die Sparkasse. Allen sei wichtig, aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse Risiken für die Gebäudenutzer auszuschließen. Deshalb werde das Gebäude samt Statik regelmäßig kontrolliert. In den nächsten Monaten wird nun der Auszug entsprechend vorbereitet. Parallel zu den Planungen für Auszug und Rückbau wird intensiv an Zukunftslösungen für die beräumte Fläche gearbeitet. „Wir wollen gemeinsam mit möglichen Kooperationspartnern eine attraktive Zukunftsperspektive für den Ortskern von Ludwigsstadt entwickeln, so dass es am Ende für alle möglichst eine gewinnbringende Lösung gibt!“

In diesem Zusammenhang betonte Harry Weiß, dass die Sparkasse aus wirtschaftlichen Gründen auf Partner und Teileigentümer für das mit rund zehn Millionen Euro geschätzte teure Projekt angewiesen sei. Er betonte, dass das „gemeinsame Projekt“ auch für mögliche Investoren Vorteile habe. Unter anderem sprach er von einer Planungssicherheit und von einer gemeinschaftlichen genutzten Struktur, die dazu beiträgt, die steigenden Baukosten zu senken.

Die Verantwortlichen hoffen auch auf Fördermittel, beispielsweise bei den Abrisskosten. Diese werden mit rund einer Million Euro veranschlagt. Die Chancen dafür stehen gut, da sich der Standort im Stadtkern befindet.

Stadt stellt Ausweichquartiere zur Verfügung

Bürgermeister Timo Ehrhardt (SPD) bekräftigte bei der Stadtratssitzung am Donnerstag die Bereitschaft der Stadt, sowohl der Sparkasse als auch den Mietern entsprechende Ausweichflächen zur Verfügung zu stellen. Für die Sparkasse sei beispielsweise das Erdgeschoss des Rathauses mit dem Rathaussaal denkbar, für die Mieter Flächen in der Schule. „Aus jeder Situation lässt sich auch eine gewisse Chance ableiten“, zeigte er sich sicher.In der Sitzung zählten Harry Weiß und Steffen Potstada vom Gesamtvorstand der Sparkasse alle Mängel der Immobilie auf, die der Statiker Nils Nachtigall anschließend mit entsprechendem Bildmaterial belegte. „Das wesentliche Problem sind Fehler bei der Bauausführung“, sprach Weiß Tacheles. Die zahlreichen Besprechungen und Begutachtungen kämen zum Schluss, dass die Betriebserlaubnis nur noch für rund ein Jahr gegeben sei. Für ihn gibt es nur zwei Alternativen: Eine komplette Entkernung und Generalsanierung oder - wofür man sich in der Vorstands-Sitzung entschieden habe - einen Neubau. Den Standort wolle man auf alle Fälle beibehalten, zumal es sich dabei um ein Beratungscenter mit dem Sparkassen-Komplettangebot handele. „Rennsteigland ist Sparkassen-Land. Wir haben hier hohe Marktanteile und sehr viele Stammkunden“, verdeutlichte auch Potstada, dass der Standort gesetzt sei. Der Sparkasse sei es wichtig, von Anfang an Transparenz zu zeigen und die Öffentlichkeit umfassend zu informieren, zumal die Immobilie von außen einen sehr guten Eindruck mache. Für den Neubau steht man laut Harry Weiß noch am Anfang der Überlegungen. Bislang habe man zwei Varianten bzw. Konzeptstudien erarbeiten lassen. Hierzu zählt auch ein Modell mit zwei Gebäuden, sodass sich - sollte Bedarf vorhanden sein - neue Arztpraxen oder Gewerbetreibende einmieten könnten. An der Anzahl der Mitarbeiter werde sich nichts ändern. Geplant werde so schnell wie möglich. Von einer besonderen Verantwortung für die Stadt Ludwigsstadt sprach der stellvertretende Verwaltungsrats-Vorsitzende, Landrat Klaus Löffler. Für die Weiterentwicklung des innerstädtischen Kerns gelte es nun, schnellstmöglich entsprechende Perspektiven auf den Weg zu bringen. „Ich bin sehr positiv gestimmt“, dass daraus eine große Chance für Ludwigsstadt entstehen kann“, bekundete Klaus Löffler.

Bilder