Spektakuläre Aktion Schwimmunterricht in großer Gefahr

Wolfgang Braunschmidt

Der Freistaat Bayern soll Städte und Gemeinden, die den im Lehrplan verankerten Schwimmunterricht für Kinder sicherstellen, in der Energiekrise finanziell unterstützen. Coburger Kommunalpolitiker haben deshalb gemeinsam einen Brief an Ministerpräsident Markus Söder geschrieben.

 
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Kommunalpolitiker aus dem Coburger Land appellieren an Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, finanziell mitzuhelfen, dass der Schwimmunterricht für Kinder aufrecht erhalten werden kann. Dies gefährden die explodierenden Energiepreise. Söder soll einen Rettungsring für die Bäder werfen, was die Politiker am Freitag im Ahorner Hallenbad symbolisch taten (von links): Foto:  

Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (Coburg), den Bürgermeistern Martin Finzel (Ahorn), Tobias Ehrlicher (Bad Rodach), Bernd Reisenweber (Ebersdorf), Marco Steiner (Rödental) und Martin Stingl (Neustadt) sowie stellvertretendem Landrat Christian Gunsenheimer steht das Wasser am Freitagnachmittag noch nicht bis zum Hals. Aber es steigt – sinnbildlich: wegen der Energiekrise.

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Deshalb haben sie sich im Hallenbad in der Grundschule in Ahorn zu einer Aufsehen erregenden Aktion getroffen: Sie sind barfuß und mit hochgekrempelten Hosen ins Schwimmbecken gestiegen und werfen Rettungsringe ins Wasser. Sie wollen darauf aufmerksam machen, dass die explodierenden Energiepreise die Bäder in ihren Gemeinden bedrohen und damit der Schwimmunterricht für Kinder gefährdet ist. Die Kommunalpolitiker haben dazu einen Brief an Bayerns Ministerpräsident Markus Söder geschrieben. Sie erheben darin die Forderung, dass der Freistaat die Städte und Gemeinden beim Unterhalt ihrer Bäder finanziell unterstützt. Nicht, um Eintrittspreise zu senken, sondern um sicherzustellen, dass Kinder weiterhin das Schwimmen lernen können.

Dies unterstützt die bayerische Staatsregierung mit dem Gutscheinprogramm „Seepferdchen“. Alle Schulanfänger haben damit die Möglichkeit, Schwimmunterricht zu erhalten. „Eine wichtige Initiative, bei der sich der Freistaat Bayern auf seine Kommunen als Betreiber von Lehrschwimmbecken, Hallenbädern und Thermen verlassen kann“, heißt es in dem Brief. In der Region geschieht das in Ahorn, Bad Rodach, Coburg, Ebersdorf, Neustadt und Rödental.

Das partnerschaftliche Miteinander von Kommunen und Staat beim Schutz von Kindern vor dem Ertrinkungstod sei jetzt jedoch in Gefahr, erklärt Bürgermeister Martin Finzel. Er macht dies fest an steigenden Investitionskosten, die nicht mehr über die Förderung des Finanzausgleichsgesetzes (FAG) gedeckt sind, sowie an den gestiegenen Lohn- und vor allem Energiekosten, die eine kaum zu bewältigende Herausforderung darstellen würden. Oberbürgermeister Dominik Sauerteig geht davon aus, dass die Betriebskosten für das Aquaria in Coburg künftig einen siebenstelligen Betrag erfordern – jährlich. Die gleiche Schätzung macht Bürgermeister Tobias Ehrlicher für die Therme Natur in Bad Rodach auf, wenn sich die Energiepreise verdoppeln. Dass der Anstieg noch größer ausfällt, was im Bereich des Möglichen liegt, mag sich keiner der Bürgermeister am Freitag in Ahorn vorstellen.

Besonders heftig treffe es Lehrschwimmbecken ohne steuerlichen Querverbund. Alle Kosten müssten hier direkt von den Städten und Gemeinden erbracht werden, „oft ohne die Möglichkeit, Gewinne gegenzurechnen und andere Einnahmequellen zu erschließen, da der Schulschwimmunterricht das alleinige Ziel des Bades ist“, so die Bürgermeister. Die Lehrschwimmbäder, die Hallenbäder und die Therme im Coburger Land seien davon massiv betroffen, und anderen Einrichtungen dieser Art in Bayern werde es ähnlich ergehen.

Schwimmunterricht retten

Deshalb bitten die Bürgermeister Bayerns Ministerpräsident Markus Söder „eindringlich um einen Rettungsring für die Bäder in Bayern“, damit „das partnerschaftliche Miteinander zum Wohle und zur Sicherheit der Kinder“ erhalten bleiben und „der im Lehrplan verankerte Auftrag tatsächlich erfüllt werden kann“. Dieser laute, „der Schwimmunterricht ist entsprechend den Lehrplänen fester Bestandteil des Sportunterrichts in allen Schularten. In Zusammenarbeit mit den Schulaufwandsträgern sind alle Maßnahmen zu ergreifen, um die Durchführung des Schwimmunterrichts sicherzustellen.“

Im Coburger Land können nicht alle Städte und Gemeinden diese Vorgabe mit eigenen Bädern erfüllen. Wenige Kommunen würden somit den Bedarf über ihren eigenen Zuständigkeitsbereich hinaus decken. Sie finanzierten so „in erheblichem Maße die Erfüllung des gesetzlichen Auftrags“, dass jedes in Kind in Bayern das Schwimmen lernen kann.

Telefondurchwahl

Die Bürgermeister bitten den Ministerpräsidenten um schnelle Hilfe, weil sie die Kostenlast alleine nicht mehr tragen könnten. Bei Rückfragen könne sich Markus Söder gerne an Martin Finzel wenden. Die Telefondurchwahl seines Büros im Ahorner Rathaus ist in dem Brief angegeben.