Spenden aus Ebern 40 Tonnen Hilfe sind unterwegs

Rudolf Hein

Von Ebern über Viereth bis an die ukrainische Grenze: 200 Kubikmeter Hilfsmaterial zur Linderung der Not von Flüchtlingen in der Ukraine machen sich am Montag auf ihren 1045 Kilometer langen Weg.

 
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Ebern/ Viereth - Am Montag, um 3.30 Uhr am frühen Morgen, setzt sich auf dem Werkshof des Busunternehmens Basel in Viereth ein Konvoi von fünf Lkws und einem Reisebus in Bewegung, verstärkt durch einen Werkstattwagen und ein weiteres Begleitfahrzeug. Ziel: die Stadt Przemyśl im äußersten Südosten Polens, nicht weit entfernt von der ukrainischen Grenze. 200 Kubikmeter Material im Gewicht von 40 Tonnen, Spenden zur Linderung der Not von Flüchtlingen und Kriegsteilnehmern in der Ukraine. Ein Gutteil davon stammt aus Ebern, eingesammelt, gesichtet, verpackt und nach Viereth transportiert von der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) der Stadt.

Harald Weyrauther ist einer von zwei Disponenten der Firma Basel, zuständig für den reibungslosen Einsatz von Fahrzeugen und Fahrern. Am Sonntag vor einer Woche erfuhr er aus den Medien von der Bombardierung eines Kinderkrankenhauses in der Ukraine. Schnell reifte in ihm der Entschluss, seine Chefinnen zu überzeugen, einen in die Jahre gekommenen Bus nicht zu verkaufen, sondern ihn für den Transport von Hilfsgütern in die Ukraine zu verwenden. Hilfsgüter, die Weyrauther in einer Spendenaktion Ukrainehilfe erst einmal einsammeln musste.

Ansprechpartner vor Ort in Polen ist der pensionierte ehemalige Pfarrer der ukrainischen Gemeinde Bamberg, Bogdan Puszkar, der von Przemyśl aus versucht, die eintreffenden Hilfsgüter zu sortieren und weiterzuleiten. Mit ihm steht Disponent Weyrauther in engem Kontakt. Der Spendenaufruf wurde durch die lokalen und sozialen Medien bekannt gemacht – und schon bald stapelten sich Kisten und Säcke auf dem Betriebsgelände. Es wurde eine arbeitsintensive Woche für Weyrauther. „Die Spendenbereitschaft war unglaublich und überwältigend. Es haben sich viele Helfer eingefunden, sogar das Wetter hat mitgespielt, dass wir ungehindert alles sortieren und verladen konnten.“

Aus der Flut der Einzelspenden stechen einige heraus. Ein nagelneues Notstromaggregat im Wert von 6000 Euro, ganze Gitterpaletten mit Konservendosen, 400 Schlafsäcke und Isomatten, 1000 Euro Bargeld, die eine Bürgerin aus Trosdorf in einer Dorfsammlung zusammengebracht hat, die Bamberger Spedition Elflein stellte einen Lkw bereit. Der Inhaber der Brauerei Kaiserdom, Georg Wörner, erinnerte im Interview mit der Neuen Presse an die Zeiten vor der Krimkrise 2014, als noch pro Jahr 15 000 Hektoliter Bier von Bamberg in die Ukraine geliefert wurden. „Auch für 2022 hatten wir tolle Planungen, die jetzt alle hinfällig geworden sind“, sagt er. Und: „Ich habe spontan einen Lkw und zwei Fahrer zugesagt.“

Auch Daniel Hüttinger von der FFW Ebern zeigte sich überrascht von der Welle der Hilfsbereitschaft. Am Donnerstag und Freitag der vergangenen Woche wurden auf dem Gelände des Eberner Bauhofs Sachspenden entgegengenommen und für den Weitertransport nach Viereth vorbereitet. „Wir wurden förmlich überrannt, sodass wir mangels Lagerkapazität schon einige Kleiderspenden zurückweisen mussten“, sagt Hüttinger. „Alles was nicht mit in die Ukraine gehen konnte, wird der Ukrainehilfe Bamberg übergeben, für die Flüchtlinge, die sicher auch in unserer Gegend ankommen werden.“ Am Sonntag gab es dann bei der Feuerwehr eine weitere Aktion: Pizza gegen Geldspenden für die Ukraine.

Es bleibt zu hoffen, dass die Spendenbereitschaft auch weiter anhält – und dass die wohl ungewöhnlichste Spende nicht zum Einsatz kommen muss: eine schusssichere Weste, die die Reise in Reichweite des Busfahrers angetreten hat.

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