Spendenaufruf in Coburg Sozialkaufhaus braucht warme Männerkleidung

Wolfgang Desombre
Das soziale Kaufhaus „Echt herzlich“ benötigt derzeit vor allem warme Bekleidung für Männer. Barbara Kammerscheid appelliert deshalb an die Coburger, noch gut erhaltene Ware zu spenden. Foto: Wolfgang Desombre

Das soziale Kaufhaus „Echt herzlich“ ist weiterhin auf Spenden angewiesen. Vor allem warme Herrenbekleidung fehlt.

 
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Der Verein „Hartz&Herzlich“ betreibt bereits seit einigen Jahren mit vielen ehrenamtlichen Helfern im ehemaligen Einkaufszentrum Heimatring 56 in Coburg das soziale Kaufhaus „Echt herzlich“. Hier gibt es alles gegen einen kleinen Obolus, was man zum täglichen Leben braucht: von der Jeans bis zum Kochtopf, vom Hemd bis zum Stuhl. „Mir geht es um die Würde des Menschen. Frauen und Männern, die am Existenzminimum leben, sollen auch würdevoll einkaufen können“, beschreibt Barbara Kammerscheid, Vereinsvorsitzende und Leiterin des Sozialkaufhauses das Ziel der Einrichtung. „Unsere Kunden bezahlen Geld für ihre Waren und wenn es auch nur mal zehn Cent sind“, erklärt sie.

Wie sie weiter berichtet, benötigten auch in der Region immer mehr Menschen, ob Junge oder Alte, Unterstützung, um über die Runden zu kommen. Und: Armut sei nicht immer sichtbar. „Viele schämen sich und wollen nicht zeigen, dass es ihnen schlecht geht. Alleinstehende Frauen müssen oft mit einer Durchschnittsrente von nicht einmal 800 Euro im Monat auskommen“, berichtet Kammerscheid, die zudem auch CSU-Stadträtin ist.

Jeden Freitag im Monat dürfte im Sozialkaufhaus aber jeder einkaufen, der wolle. So hätten etwa auch schon Studenten hier das ein oder andere günstige Möbelstück für ihre Bude gefunden. An den anderen Tagen müssten die Kunden hingegen einen Einkommensnachweis vorlegen, um im „Echt herzlich“ einkaufen zu können, betont sie.

Damit die Regale gefüllt sind, ist das soziale Kaufhaus dabei auf Spenden angewiesen. „Momentan benötigen wir dringend Kinderbekleidung und vor allem Bekleidung für Männer, egal welche Größen. Die Regale in der Herrenabteilung sind fast ausschließlich mit Sommermode gefüllt und gerade jetzt suchen viele noch nach warmer Kleidung“, so Kammerscheid. Denn während Frauen öfters mal ihren Kleiderschrank durchforsten und Sachen aussortieren, trügen Männer eben ihre Sachen eher auf, begründet sie den Mangel.

Neben bedürftigen Familien seien vor allem auch alleinstehende Frauen und Männer auf die günstigen Angebote angewiesen, berichtet sie. „Wir haben so viele Kunden, dass wir über jede Spende froh sind“, sagt Kammerscheid. Angenommen werden demnach auch gebrauchte Dinge des täglichen Lebens wie Taschen, Bettwäsche, Gardinen, Küchenutensilien, Dekorationsmaterial, Bücher, CDs, Geschirr, Elektroartikel, Spielsachen, Sportartikel und Kleinmöbel. Annahme ist immer von Montag bis Freitag zwischen 8 und 12 Uhr sowie jeden zweiten Samstag eines Monats zwischen 10 und 12 Uhr.

Klar habe auch sie die Medienberichte verfolgt, die von Bergen Altkleidern in Afrika oder in Krisengebieten berichten, so Kammerscheid. Bei Spendenaufrufen würden die Leute oft einfach alles in Säcke oder Kartons verpacken, was sie nicht mehr benötigen. „Dann kommen zum Beispiel in den Krisengebieten Ballkleider, Bikinis oder auch ausgesonderte Krawatten an.“ Auch viel kaputte und nicht mehr tragbare Ware würde so gerne entsorgt. Mit all dem Textilschrott lasse sich dann kaum noch etwas anfangen, betont sie. Bei den Spenden für die Flutopfer im Ahrtal sei zum Beispiel sogar einmal ein aufblasbarer Swimmingpool dabei gewesen, erinnert sie sich. „Es ist unvorstellbar, was die Leute bei solchen Spendenaufrufen aussondern.“ Insofern halte sie Geldspenden oder Spenden neuer Kleidungsstücke für solche Krisengebiete für eher sinnvoll. Für das Kriegsgebiet Ukraine habe das soziale Kaufhaus etwa Decken und Schlafsäcke bereitgestellt, betonte die Vorsitzende.

Das Problem, dass Menschen Kleiderspenden als Entsorgungsmöglichkeit missbrauchen, kennt auch das Bayerische Rote Kreuz. Der BRK-Kreisverband Coburg etwa unterhält eine offene Kleiderkammer in der Sally-Ehrlich-Straße und hat dort auch zwei Altkleidercontainer aufgestellt. „Wir wünschen uns saubere Kleidungstücke, denn die unbrauchbaren oder verschmutzen müssen von uns entsorgt werden“, betont ebenso der stellvertretende BRK-Bereitschaftsleiter Bernd Walther. Auch Sabine Baudler appelliert, wirklich nur noch gut tragbare Textilien abzugeben, zudem sollten sie vorher gewaschen sein. Ausgabetermin in der Kleiderkammer des BRK-Kreisverbandes ist jeweils am Montag von 8 bis 11 Uhr. Da die Kleiderkammer im Gegensatz zum Sozialkaufhaus buchstäblich aus allen Nähten platzt, wird dringend eine neue Lagerhalle mit Heizung und Toilette benötigt.

Angebote unter Koester@kvcoburg.brk.de

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