Sportklettern Ruckdäschel räumt ab

Bernd Leuthäusser

Das Ausnahmetalent im Klettern aus Coburg siegt bei der „Bayerischen“ in Augsburg gleich in drei Disziplinen. Doch auch andere Nachwuchskräfte aus der Vestestadt glänzen.

 
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Augsburg/Coburg - Die bayerische Kletterjugend durfte sich am vergangenen Wochenende nach langer Zeit der Corona-Beschränkungen endlich wieder zu einem fast normalen Wettkampf in den Disziplinen Lead und Bouldern im Landesleistungszentrum Augsburg treffen. Publikum war bei diesen bayerischen Jugendmeisterschaften noch nicht zugelassen, was die Leistungen der über 100 Starterinnen und Starter in den Altersklassen Jugend A, B und C aber nicht beeinträchtigen konnte.

Coburger Quintett

Für die Sektion Coburg des Deutschen Alpenvereins (DAV) waren Talitha Thierfelder, Antonia Horbaschek, Ben Ruckdäschel (alle Jugend C), Ida Böck (Jugend B) und Kathi Ruckdäschel (Jugend A) am Start und überzeugten an beiden Wettkampftagen mit sehr engagierten Leistungen und tollen Platzierungen.

Beim Boulderwettkampf der Jugend A am Samstag kämpfte sich Kathi Ruckdäschel in den vier Qualifikationsaufgaben, die nach Ansicht fachkundiger Beobachter für das Starterinnen-Feld deutlich zu schwer geschraubt waren, mit großem Einsatz auf Platz 2 und damit sicher ins Finale der besten sechs. Sie erreichte in allen vier Bouldern die sogenannte Zone, eine Zwischenwertung auf dem Weg zum Topgriff. Zu schwere Boulder heißt für die Athletinnen fünf mal fünf Minuten (dazwischen jeweils fünf Minuten Pause) hartes Probieren an sehr schweren Zügen, was sowohl für die Muskulatur als auch für die Fingerhaut sehr beanspruchend ist.

Kräfteraubend

Das gleiche Bild dann im Finale: wieder zu schwere Boulder und viele kräftezehrende Versuche. Es blieb dabei spannend bis zum letzten Zug: Mit einem Top an Boulder 4 in allerletzter Minute konnte sich Kathi Ruckdäschel zurück auf den 2. Platz schieben. Der Podestplatz schien zwischenzeitlich schon verloren, nachdem sie mit dem Start in Boulder 2 große Probleme hatte und die Zone hier erst im achten Versuch erreichte. Ihr Kampfgeist bis zur letzten Minute wurde mit der bayerischen Vize-Meisterschaft im Bouldern belohnt.

Beim Lead-Wettkampf am Folgetag forderte der Boulder-Kampfgeist Tribut. Es lief nicht mehr ganz so rund und reichte ganz knapp nicht fürs Podest. Im Finale fehlte ihr nur ein Zug, um an der Drittplatzierten, Jasmyn Glover aus München, vorbeizuziehen. In beiden Wettbewerben konnte Marina Hermann den Titel mit nach München nehmen.

In der Jugend C konnte Antonia Horbaschek sowohl im Lead als auch im Bouldern sicher ins Finale der besten 10 einziehen. Bei einem Starterinnenfeld von mehr als 25 erhöht sich die Anzahl der Finalteilnehmerinnen. Talitha Thierfelder musste sich in beiden Wettbewerben mit guten Mittelplatzierungen, knapp hinter den Finalplätzen, zufrieden geben. Insbesondere beim Bouldern war sie sehr dicht dran, hier hat letztlich ein Konzentrationsfehler in Boulder 1 das Top verhindert, das für den Finaleinzug gereicht hätte.

Im Lead-Finale erreichte Antonia, nach einer sehr soliden Leistung den starken 6. Platz. Dennoch hatte man den Eindruck, dass das persönliche Leistungslevel noch nicht voll ausgeschöpft war.

Richtig stark war ihr Auftritt dann im Boulderfinale am Sonntag. Mit zwei Tops und zwei toll erkämpften Zonen konnte sie sich im Vergleich zur Vorrunde um einige Positionen verbessern und auf den 5. Platz vorschieben. Damit waren die aktuellen individuellen Möglichkeiten über-zeugend ausgeschöpft und der Abstand zum Podest war sehr gering. Herausragend in dieser Altersklasse zeigten sich Mia Fuchs aus Erlangen und Lilly Neuburger aus Aschaffenburg.

Herausragend

Herausragend in der männlichen Jugend C war an diesem Wochenende ein Coburger: Ben Ruckdäschel. In dieser Startklasse war klar, dass sowohl im Lead als auch im Bouldern die Podestplätze in einem sehr spannenden Dreikampf zwischen den drei Bayernkader-Athleten Timo Ossig (13) aus Kempten, Lukas Trandafir (13) aus Regensburg und eben Ben Ruckdäschel (12) vergeben werden, mit völlig offenem Ausgang.

Offener Dreikampf

Die drei sind nicht nur ähnlich stark und talentiert, sondern auch eng befreundet und man trifft sich häufig auch gemeinsam am Fels, wo dann schon mal bis in den 10. Grad geklettert wird.

Im Lead konnte Ben als einziger der drei die Schlüsselstelle in 2/3 Wandhöhe auflösen, dann auch noch einige Züge drauflegen und sich deutlich absetzen. Ein toller Moment und eine sehr überzeugende Leistung. Beim Bouldern lief es dann für ihn in der Qualifikation nicht so rund. Ben konnte einen Boulder nicht knacken und lag mit drei Tops zunächst auf Platz 4, während die anderen beiden mit vier Tops souverän in Führung gingen.

Im Finale zeigte der Vestestädter dann aber den vollen Siegeswillen und bot einen absolut überzeugenden Auftritt. Vier Versuche – vier Tops, also das Maximalergebnis in einem Boulderwettkampf. Ganz anders als am Vortag bei den Mädchen, waren die Boulder in diesem Fall vielleicht etwas zu leicht für das Starterfeld. Auch Timo Ossig und Lukas Trandafir erreichten alle vier Tops, allerdings nicht so fehlerfrei wie Ben. Besonders für Ossig war es etwas ärgerlich, da bei ihm nur ein völlig unnötiger Fehlversuch den Sieg verhinderte.

In seiner ersten Saison in der Jugend C (Jahrgänge 09 und 08) konnte Ben Ruckdäschel gleich in allen drei Disziplinen – Speed (jene Meisterschaft war schon im Juli), Lead und Bouldern – den Sieg nach Coburg holen, mit viel Kampfgeist und auch mit etwas Glück. Der Dreikampf zwischen den drei Nachwuchskräften wird sicher weiter spannend bleiben. Ab nächste Saison dürfen sie zu dritt bei den nationalen Wettbewerben starten.

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