Sportzuschauer im Freien Bayerns Fußballer klagen über Stehplatz-Verbot

Es bleibt vorerst dabei: Auf bayerischen Amateur-Fußballplätzen sind auch weiterhin nur 500 Zuschauern auf auf nummerierten Sitzplätzen erlaubt. Stehplätze bleiben tabu. Der Bayerische Landtag hat die beiden Dringlichkeitsanträge von FDP und SPD abgelehnt, am „Rahmenkonzept Sport“ nachzubessern.

 
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BFV-Präsident Rainer Koch Foto: picture alliance/dpa/Sven Hoppe

München - Das war so nicht erwartet worden: Der Bayerische Landtag hat am Mittwoch die beiden Dringlichkeitsanträge von FDP und SPD, beim „Rahmenkonzept Sport“ nachzubessern und die Zuschauer-Regelung der Realität anzupassen, abgelehnt. Mit anderen Worten: Auf den bayerischen Amateur-Fußballplätzen ist damit weiterhin keine begrenzte Zahl an Zuschauern auf Stehplätzen erlaubt. Das ist das Ergebnis einer sehr emotional geführten Debatte im Bayerischen Landtag.

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Die Regierungskoalition habe, heißt es in einer Mitteilung des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV), in namentlicher Abstimmung die beiden Dringlichkeitsanträge zur Änderung der aktuell geltenden Regelungen im „Rahmenkonzept Sport“ abgelehnt. Beim FDP-Antrag stimmten – laut dem vorläufigen Protokoll der Landtagssitzung – 44 Abgeordnete für Ja, 59 für Nein bei zwei Enthaltungen. Den in der Sache ähnlichen SPD-Antrag lehnten 60 Abgeordnete ab, 46 stimmten für Ja bei einer Enthaltung. Offenbar waren die bayerischen Regierungsparteien CSU und Freie Wähler nicht bereit, den Missstand zu korrigieren, hätten sie damit doch einen handwerklichen Fehler zugeben.

Hoffnung auf Lösung

Der BFV hat aber noch Hoffnung, dass das letzte Wort damit noch nicht gesprochen ist. Bei der Plenarsitzung hieß es auch, dass das für den Sport zuständige Innenministerium „in den nächsten Tagen eine praxistaugliche Regelung finden wird und wir zu Lösungen kommen werden“, schreibt der BFV in seiner Mitteilung.

Der Bayerische Fußball-Verband (BFV), der das „Rahmenkonzept Sport“ bereits bei Inkrafttreten kritisiert und dringend Nachbesserungen für seine fast 4600 Mitgliedsvereine gefordert hatte, reagierte mit großer Enttäuschung: „Der Frust bei den Vereinen ist enorm – und er wird mit jedem Tag weiter wachsen, an dem diese unsinnige, weil nicht mehr erklärbare Regelung Gültigkeit besitzt“, sagte BFV-Präsident Rainer Koch: „Wir haben gerade in den vergangenen Tagen nochmals intensive Gespräche mit Innenminister Joachim Herrmann und Gesundheitsminister Klaus Holetschek sowie Ministerpräsident Markus Söder geführt. Dass unsere Vereine aber mit dieser Entscheidung des Landtags weiter vertröstet werden, ist alles andere als schön. Wichtig ist es jetzt, dass in jedem Falle die angekündigten Taten folgen, daran muss sich die Regierung messen lassen.“

Trotz der jetzt getroffenen politischen Entscheidung bleibt der BFV dabei, sich in die Überarbeitung des Konzepts miteinbringen zu wollen. „Und das lieber heute als morgen – zumal praxisnahe und erprobte Konzepte seit langem in der Schublade liegen und damit umgehend eine deutliche Verbesserung der Situation herbeigeführt werden könnte“, betont Koch.

Die aktuelle Regelung sieht ausschließlich bis zu 500 Zuschauer im Freien auf zugewiesenen Sitzplätzen vor, deren Kontaktdaten sitzplatzgenau erfasst werden müssen. In der Halle sind hingegen bis zu 1000 Stehplätze ohne feste Zuordnung gestattet. Experten aus Wissenschaft, Medizin und Forschung sind sich einig, dass das Infektionsrisiko unter freiem Himmel äußerst gering sei, bis heute sei kein Corona-Fall bekannt, der ursächlich mit einem Fußballspiel in Verbindung steht.

„Bittere Nachricht“

Für BFV-Schatzmeister Jürgen Faltenbacher, im Präsidium für den Spielbetrieb in Bayern zuständig, ist es „extrem bitter, dass die erlösende Nachricht für den bayerischen Amateurfußball jetzt ausgeblieben ist“. Das Thema dürfe nicht auf die lange Bank geschoben werden. „Wer die Debatte verfolgt hat, der weiß, dass sich in der Sache alle einig sind, aber leider überlagern politische Ränkespiele den Kern und werden auf dem Rücken der Vereine ausgetragen. Wir alle sind bereit, verantwortungsbewusst den nächsten Schritt in Richtung mehr Normalität zu machen. Schon mit 100 Stehplätzen, selbstverständlich unter Einhaltung des Mindestabstands und zur Not auch mit Maske, wäre den meisten unserer Vereine, die jetzt alle wieder in die Vorbereitung mit Testspielen starten, in einem ersten Schritt geholfen gewesen“, betont Faltenbacher. „So aber spielen unsere Buben und Mädchen weiter vor leeren Rängen, weil Oma und Opa, Bruder und Schwester Sportplatzverbot haben. Fußballplätze sind groß genug, um zumindest eine begrenzte Zahl an Zuschauern auf Stehplätzen zulassen zu können, zumal die meisten Sportgelände gar keine Sitzplatztribünen haben“.