SpVgg Bayreuth Bei Zwickau ruhen die Hoffnungen auf dem Neuling

Siegmund Dunker
Ronny Thielemann soll die Schwäne zum Klassenerhalt führen. Foto: IMAGO/Picture Point/IMAGO/Gabor Krieg

In einer sportlich prekären Situation setzt der FSV Zwickau auf einen Neuling als Cheftrainer. Ronny Thielemann soll den schlingernden Verein zum Klassenerhalt in der 3. Liga führen.

 
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Das Dasein im Tabellenkeller bringt mit sich, fast ausschließlich auf besser platzierte Teams zu treffen. So trüb diese Aussicht auch klingen mag, sie hat zumindest den Vorteil, die Favoritenrolle immer dem Gegner zuschieben zu können. Drittliga-Neuling SpVgg Bayreuth traf in 22 seiner 23 Saisonspiele auf ein höher eingestuftes Team. Einzige Ausnahme: Das Auswärtsspiel in Zwickau Mitte August.

Nun, vor dem 24. Spieltag ist es wieder soweit, und erneut lautet der Gegner: FSV Zwickau. Vier Plätze, aber nur zwei Punkte trennen die Altstädter (15./22) von den Sachsen (19./20) vor dem Kellerduell am Samstag (14 Uhr) im Hans-Walter-Wild-Stadion. Nimmt man die gegenwärtige Stimmungslage als Indikator, liegen allerdings Welten zwischen beiden Klubs. Während der Trend bei den Bayreuthern mit bereits drei Siegen nach der Winterpause deutlich nach oben zeigt, herrscht in Zwickau Tristesse.

In sechs Partien im neuen Jahr gelang nur ein Sieg, viermal verließ der FSV als Verlierer den Platz. Seit dem Drittliga-Aufstieg im Jahr 2016 haben die Zwickauer schon so manche kritische Phase erlebt, doch derart prekär wie in dieser Saison war die Lage noch nie. Sie führte bereits dazu, dass sich der Klub von einem lieb gewonnenen Leitmotiv verabschiedete. Kontinuität genoss in Zwickau bislang eine hohe Priorität, der FSV verweigerte sich beharrlich dem im Profifußball so weit verbreiteten Aktionismus.

Insofern muss man den 6. Februar als Dammbruch bezeichnen: Der Verein gab nicht nur die Trennung von Joe Enochs bekannt, sondern auch die von Toni Wachsmuth. Seit Juli 2018 stand Enochs bei den Sachsen als Trainer an der Seitenlinie, ein Jahr später avancierte Wachsmuth, der zuvor unter dem Amerikaner noch gespielt hatte, zum Sportdirektor. Als Duo hatten sie entscheidenden Anteil daran, dass der FSV trotz begrenzter finanzieller Möglichkeiten zuletzt zwei sorglose Jahre in der Dritten Liga verlebte. „Wenn wir uns nur vom Trainer getrennt hätten, hätte es den Eindruck gehabt, er wäre der Einzige, der die sportliche Last trägt. Dem ist aber nicht so“, begründete Vorstandssprecher Frank Fischer den Radikalschnitt. Ob es eine kluge Idee war, die vermeintliche Rezeption durch die Öffentlichkeit als Mitgrund für eine solch schwerwiegende Entscheidung aufzuführen, sei mal dahingestellt. Ein unüberhörbarer Weckruf war sie auf alle Fälle.

Die Zwickauer Tugenden: Einstellung, Mentalität und Leidensfähigkeit

Risikofreudig präsentierte sich der FSV auch bei der Wahl des Nachfolgers, denn Ronny Thielemann verfügt über keinerlei Erfahrung als Cheftrainer. Seit 2014 fungierte er als Assistent von Jens Härtel, zunächst beim 1. FC Magdeburg, dann bei Hansa Rostock. Mit 49 Jahren wagt er nun erstmals den Sprung aus dem Schatten ins Rampenlicht. Am vergangenen Samstag verfolgte er die 0:2-Heimniederlage gegen Spitzenreiter SV Elversberg von der Tribüne aus mit, am Montag wurde er auf einer Pressekonferenz offiziell vorgestellt und machte den Fans des Tabellenvorletzten Mut. „Der Klassenerhalt ist zu schaffen“, sagte er und verwies auf die Zwickauer Tugenden „Einstellung, Mentalität und Leidensfähigkeit“. Ein Nebensatz von ihm verriet, dass die Basis für den Klassenerhalt vor allem über Heimsiege gelingen soll: „Mit Magdeburg hatten wir in Zwickau nie gewonnen.“ Der Auftritt gegen Elversberg zeigte zumindest, dass der FSV nicht allzu weit weg ist von einer Wende zum Besseren. „Die Mannschaft hat ein gutes Gesicht gezeigt, besonders in der ersten Halbzeit“, sagte Thielemann. Erst in der 77. Minute gelang dem überlegenen Tabellenführer das 1:0, ehe tief in der Nachspielzeit der Treffer zum 2:0-Endstand fiel.

Als größte Schwachstelle des FSV hat sich in dieser Saison die Offensive entpuppt. Die bislang nur 19 Saisontreffer werden mittlerweile sogar von den lange Zeit chronisch harmlosen Altstädtern (20) übertroffen. Mit überschaubaren fünf Toren ist Dominic Baumann der beste Schütze der Zwickauer. Routinier Ronny König steht erst bei einem Treffer. An diesen kann man sich im Lager der SpVgg aber besonders gut erinnern, denn er gelang dem 39-Jährigen beim 2:0-Hinspielsieg des FSV. Und so steckt in dem Rückspiel besonders viel Brisanz: Die Bayreuther wollen beweisen, dass die verzagte Mannschaft von damals nichts mehr mit der Version von heute zu tun hat. Und Thielemann muss bei seinem Debüt einen Hoffnungsfunken entzünden, der den Weg zum Klassenerhalt ausleuchtet.

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