Stadtempfang OB würdigt „Coburgs Helden“

Sie sichern das soziale Netz in der Vestestadt. Es ist längst vom „weichen“ zum harten Standortfaktor geworden. Wem das nutzt, erklärt Dominik Sauerteig beim Stadtempfang.

 
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Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) bezeichnet sie als „Schlüsselfiguren unserer Gemeinschaft“: die Frauen und Männer in Coburg, die sich in Schule und Lehre, in der Pflege und Medizin, in der Jugend- und Behindertenarbeit sowie in der Kirche und im Ehrenamt für andere einsetzen. Ihnen widmete die Stadt Coburg ihren traditionellen Neujahrsempfang, der am Samstag in Schloss Hohenfels stattfand. Diese Menschen knüpften das soziale Netz, seien der „Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält und für die Wärme sorgt, die unser Leben in Coburg erst so richtig lebens- und liebenswert macht“, sagte der OB. Und damit sie nicht verloren gehen, gab es für sie einen Schlüsselanhänger als Präsent. „Er soll ein kleines Zeichen unserer viel größeren Anerkennung und unseres Dankes darstellen“, so Dominik Sauerteig auch im Namen der Bürgermeister Hans-Herbert Hartan (CSU) und Can Aydin (SPD).

Zu Coburg gehörten aber auch Fakten, die die Stadt als wirtschaftsfreundlichen Standort ausweisen. Der Oberbürgermeister zitierte aus einem Schreiben an den Betriebsratsvorsitzenden des Coburger Brose-Werks. Darin verweist Sauerteig auf den mit 310 Prozentpunkten „extrem niedrigen Gewerbesteuerhebesatz“, die Unterstützung von Firmen wie Brose und Kaeser bei ihren Investitionen am Standort Coburg sowie den Ausbau des Verkehrslandeplatzes Brandensteinsebene, des Glasfasernetzes, der „Alten Kühlhalle“ am Schlachthofgelände zu einem Co-Working-Space von Zukunft.Coburg.Digital und den neuen Prinz-Albert-Campus der Hochschule in der Südstadt. Dazu komme, dass die Stadt, der Landkreis sowie seine Städte und Gemeinden über die kommunale Beschaffungsstelle allein im vergangenen Jahr Aufträge in Höhe von rund 24 Millionen Euro vergeben hätten. Sauerteig: „Ich meine, allein schon diese Zahlen beweisen, dass die öffentliche Hand die hiesige Wirtschaft sehr aktiv unterstützt und somit ein wichtiger Motor der regionalen Wirtschaft ist.“

Coburgs Spitzenstellung

Dass Coburg auf dem richtigen Weg sei, bescheinige der aktuelle Prognos-Zukunftsatlas. In dieser deutschlandweiten Studie über die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit der 400 Landkreise und kreisfreien Städte habe Coburg zwischen 2019 und 2022 „einen großen Sprung nach vorne“ gemacht: von Platz 106 auf Rang 57. Im Teilbereich „Innovation“ stehe Coburg auf Rang 26. In Oberfranken sei die Vestestadt damit führend, noch vor Bamberg auf Platz 94 und Bayreuth auf Rang 114.

Allein wirtschaftsnahe Infrastruktur und Rahmenbedingungen als Standortfaktoren anzusehen, sei allerdings deutlich zu kurz gesprungen. „Denn was nützen den Unternehmen die schönsten Straßen, einfach zu entwickelnde Baufelder oder die tatkräftigste Wirtschaftsförderung, wenn die Firmen nicht auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bauen können, die tagtäglich für die Wertschöpfung im Unternehmen sorgen“, betonte der Oberbürgermeister. Erst sie würden wirtschaftliche Entwicklung ermöglichen.

Hier kämen die „weichen Standortfaktoren“ ins Spiel, die bei der Gewinnung von Fachkräften „schon längst harte Entscheidungskriterien für eine erfolgreiche Stadtentwicklung“ und Voraussetzung für einen dynamischen Wirtschaftsstandort seien. Dominik Sauerteig nannte Kindertagesstätten, die umfassende Coburger Bildungslandschaft mit allen Schularten, Kultur-, Freizeit-, Sport- und Erholungsangebote, medizinische Versorgung sowie Pflegemöglichkeiten für Eltern oder Großeltern. „Oder einfach zusammengefasst: Die Menschen fragen nach sozialer Infrastruktur, nach guten Rahmenbedingungen für alle Facetten des Lebens“, so der OB. Deshalb leisteten alle, die dieses soziale Netz knüpfen, einen wichtigen Beitrag für diese „weichen Standortfaktoren“. Es sei seine „feste Überzeugung, dass jede Investition in zwischenmenschliches Miteinander, soziale Infrastruktur und Lebensqualität in unserer Stadt definitiv auch eine Investition in die Stärkung unseres Wirtschaftsstandorts darstellt.“

Die Stadt unternehme hier große Anstrengungen. Sauerteig ging auf den „engen Schulterschluss“ von Stadt und Landkreis Coburg beim Umbau des kommunalen Regiomed-Klinikkonzerns Regiomed ein, um medizinische Versorgung nicht an einer Gewinnmaximierung von Aktionären auszurichten, auf die Ansiedlung von Hausärzten in Coburg, indem über die städtische Wirtschaftsförderung auch Räume angekauft werden – dies geschehe gerade in Creidlitz -, sowie den Ausbau und die Erneuerung von Krippen, Kindertagesstätten und Schulen, um Betreuungs- und Bildungsangebote zu erweitern und zu verbessern. Hier werde die Stadt Coburg in den kommenden Jahren viele Millionen Euro investieren. Dafür stünden das Bildungshaus Lutherschule am Alberts-platz, der Neubau des zweisprachigen Kindergartens „Ascolino“ in Wüstenahorn, der „Naturkindergarten“ an der ehemaligen evangelischen Kirche St. Markus, die Erweiterungen der Kindergärten in Cortendorf und Scheuerfeld, der Umbau des städtischen Kinderhauses in Seidmannsdorf sowie die derzeit laufenden Baumaßnahmen in der Rückert- und Heiligkreuzschule sowie in den Grundschulen Ketschendorf und Creidlitz. Allein hier investiere die Stadt über 20 Millionen Euro. Nicht eingerechnet seien dabei die „noch zu diskutierende“ Generalsanierung der Heinrich-Schaumberger-Schule auf dem Judenberg und der Neubau des Sportfunktionsgebäudes im Stocke-Stadion in der Wiesenstraße. Dazu kämen die Familienförderung, zu der die Kinderkulturwoche, der Familienpass, die Kinderbaumaktion und das Kinderbüro im Herzen der Innenstadt.

Dominik Sauerteig verhehlte nicht, dass Stadt und freie Träger aufgrund des Personalmangels bei Krippen und Kindergärten an Grenzen stoßen – „auch deshalb, weil wir mehr Familien nach Coburg locken konnten, und auch, weil wir es uns zur Aufgabe gemacht haben, Geflüchteten und ihren Kindern ein sicheres und gutes Zuhause in unserer Stadt zu bieten“. Fehlende Fachkräfte führten zudem dazu, dass man bei der Betreuung alter Menschen an Grenzen stoße. Deshalb müsse das Regiomed-Seniorenheim „Bertelsdorfer Höhe“ zum 30. Juni dieses Jahres geschlossen werden. In der Stadt Coburg gebe es rund 100 freie Betreuungsplätze in Altenheimen, wenn die dafür erforderlichen Stellen besetzt werden könnten. „Stattdessen bleiben in gut geführten Einrichtungen ganze Trakte gesperrt“, bedauerte der Oberbürgermeister. Zwar sei hier der kommunale Einflussbereich gering, „aber wir tragen, wo immer möglich, zu Verbesserungen bei“. Dazu zähle der Pflegestützpunkt, den Stadt und Landkreis Coburg seit zwölf Jahren betreiben. Er war der erste in Bayern und ist Anlaufstelle für alle Fragen rund um das Thema Pflege.

„Höchste Anerkennung und Respekt“

Die Stadt könne zwar vieles auf den Weg bringen und für finanzielle Ausstattung sorgen; „aber was wir mit Geld nicht kaufen können, ist menschliche Wärme“, betonte Oberbürgermeister Sauerteig. Für bürgerschaftliches Miteinander in der ganzen Stadt sorgten tagein, tagaus unzählige ehrenamtlich Tätige in Initiativen, Vereinen und Verbänden. Dieses Engagement könne man nicht hoch genug einschätzen, „es verdient meine und unser aller höchste Anerkennung und Respekt“, würdigte der OB. Ohne ihr Zutun und ihre Bereitschaft, sich zu engagieren, „würde in Coburg nicht mehr viel gehen (…) Für mich, für uns alle, sind Sie, Ihre Kolleginnen und Kollegen und Ihre Einrichtungen, die Sie vertreten, unsere Helden. Das meine ich ganz ehrlich. Und deshalb steht das auch auf den Schlüsselanhängern.“

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