Stadtführung mal anders Und so schmeckt Coburg

Norbert Klüglein

Jetzt gibt es eine kulinarische ­Stadtführung, die die Teilnehmer mit Coburgs Spezialitäten bekannt macht.

 
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Coburg - Ob die Coburger Bratwürste nun besser schmecken als ein Rutscher mit einer deftigen Bratensoße, das wurde bei der ersten kulinarischen Stadtführung nicht geklärt. Jeder mag eben was anderes. Und vielleicht schwärmt der eine oder andere seinen Freunden etwas vom Hoflikör vor, hergestellt unter Verwendung einer streng geheimen Kräutermischung, wenn er wieder zu Hause ist.

Fakt ist, dass es für die Premiere des Genießer-Streifzugs, den Coburg Marketing neu in sein Programm aufgenommen hat, von den ersten sieben Teilnehmern viel Applaus gab: „Das war toll“, urteilen beispielsweise Karin Lützelberger und Adolf Oppel, die sich nach gut 90 Minuten Stadtrundgang nun auf eine Bratwurst frisch vom Rost freuen. „Da erfährt man Dinge, die man selbst als Einheimischer noch nie gehört hat.“

Das hört Stadtführerin Hedda Hanft gerne. Bestätigt es die umtriebige Frau doch darin, dass sie mit ihrer Art der Wissensvermittlung richtigliegt. „Nicht so viele Jahreszahlen aufzählen, sondern was für die Sinne bieten“, lautet ihr Motto. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen der Stadtführer-Gilde hatte die Bad Rodacherin wochenlang an der Route für die Schlemmertour durch die Coburger Innenstadt gefeilt. „Schön, dass es bei den ersten Gästen ankommt“, freut sich Hedda Hanft jetzt. Stadtführungen, die sich besonderen Themen widmen, gibt es übrigens in Coburg schon lange. Ein gutes Dutzend kann man über die Homepage von Coburg Marketing buchen: Unterwegs mit dem Nachtwächter, ein Nachmittag mit der Kammerzofe des Herzogs oder ein romantischer Abend für Verliebte. Ein kulinarischer Streifzug fehlte allerdings noch im Repertoire des städtischen Touristikunternehmens.

„Mir war aufgefallen, dass es in Coburg noch Unternehmen gibt, die den Titel Hoflieferant im Namen tragen“, erklärt Kathrin Wortmann, bei Coburg Marketing verantwortlich für die Abteilung Tourismus. „Ich fand, das ist etwas ganz Besonderes und hatte die Hoffnung, dass sich daraus ein neues Angebot entwickeln lässt“, erzählt sie. Nachdem die meisten der heute noch existierenden Hoflieferanten im Lebensmittelhandwerk arbeiten, wurde schließlich die Idee zu einen kulinarischen Rundgang geboren. „Wir werden diese Tour in Zukunft zweimal pro Woche – immer mittwochs und samstags – anbieten“, erklärt die Touristikerin. Gestartet wird jeweils um 11.30 Uhr vor der Tourist-Information in der Herrngasse. Gegen 13 Uhr ist die Gruppe dann wieder zurück auf dem Marktplatz. „Das haben wir bewusst so getimt, damit die Gäste noch die Möglichkeit zum Einkaufen haben oder eine Gaststätte besuchen können.“

Auf dem Rundgang durch den Altstadtkern dürfen sich Auswärtige wie Einheimische Appetit holen, um die kulinarischen Schätze der Veste-stadt später auch auf eigene Faust zu heben. Hedda Hanft tut jedenfalls ihr Bestes, um die Coburger Spezialitäten ihren Gästen schmackhaft zu machen. Einerseits erreicht sie das durch Abstecher zu Orten, die kulinarisch weitgehend unerforscht sind, wie beispielsweise der Verkaufsautomat vor der Landwirtschaftsschule. Wer weiß schon, dass man dort schwarze Linsen von den Langen Bergen oder Käse, direkt vom Milchhof in Wiesenfeld, bekommen kann. Selbst die Casimir-Post birgt ein kleines Genuss-Geheimnis: „Hier gibt es die besten Kümmerlinge (Salzgurken). Die hätte selbst der Gurken-Alex empfohlen“, ist sich Hedda Hanft sicher.

Andererseits dürfen die Teilnehmer der kulinarischen Stadtführung natürlich die bekanntesten Spezialitäten selbst probieren: Duftende Bratwürste, goldige Schmätzle aus der Konditorei Feyler und einen Kräuterlikör aus der Hofapotheke. Weil die Corona-Pandemie den Menschen immer noch Beschränkungen auferlegt, gibt es leider (noch) keine gemeinsame Verkostung der Spezialitäten, sondern lediglich Gutscheine und abgepackte Proben. Als Entschädigung verblüfft Hedda Hanft die Gäste mit Anekdoten und Kuriositäten: Etwa dass der Honig für die Schmätzle, die weder Keks noch Lebkuchen sind, früher aus dem Neustadter Kessel kam. Wegen der üppig blühenden Heide gab es dort viele Imker. Oder dass das Geheimnis des Hoflikörs, der angeblich Wunder bewirken soll, schon seit 1864 von der Apothekerfamilie gehütet wird. Über die Coburger Bratwürste hat sie gleich ein Dutzend Gesichten zu erzählen. So stand die Spezialität schon 1498 auf dem Speiseplan des Spitals. 1623 erließ Herzog Casimir eine Taxordnung nach der vier Stück zusammen ein ganzes Pfund wiegen mussten. Und das Coburger „Bratwurstmännle“ wacht seit der Mitte des 17. Jahrhunderts auf dem Rathauserker darüber, dass keine der Würste kürzer als 30 Zentimeter sein möge.

„Das ist wahrscheinlich so, damit man schneller satt wird“, scherzt Petra Vinzelberg. Die gebürtige Nürnbergerin weiß, dass hungrige Seelen in ihrer Heimatstadt schon drei Paar bestellen müssen, um den Magen halbwegs zu füllen.

Gertrud, die zwei Tage lang in Coburg bleiben will, notiert alles in ihrem Urlaubstagebuch. Damit sie zu Hause – das ist im Raum Würzburg – etwas zu erzählen hat. „Ich liebe solche Stadtführungen“, bekennt die Touristin. „Viel besser, als planlos durch eine Stadt zu laufen.“ Und hier wartet sogar noch ein Gaumenkitzel. „Das kann man nur weiterempfehlen“, ist sich Gertrud sicher.

Infos:

Die kulinarischen Stadtführungen bietet Coburg Marketing im September und Oktober immer mittwochs und samstags um 11.30 Uhr an.

Es gibt eine Mindestteilnehmerzahl, maximal können 15 Personen teilnehmen.

Eine Anmeldung ist bis drei Tage vorher – per Mail an marketing@coburg.de oder telefonisch – erforderlich.

Die Kosten betragen 15 Euro pro Person.

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