Stadtgebiet Coburg Ein gelbes Spinnentier in der Itz

Zwei Tage lang krabbelte ein sogenannter Schreitbagger durch die Itz, um dort Weiden am Ufer zu entfernen. Für die Anwohner ein ganz besonders Ereignis.

 
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In der Nacht zum Mittwoch kroch ein leuchtend gelbes Monster-Spinnentierchen durch die Itz. Mit einigem Getöse und Gebrumme, hellem Scheinwerferlicht, mitten im Wasser. Es kraxelte den Uferhang hoch, zwickte die dortigen Weidenbäume ab. Was sich einigermaßen spektakulär anhört, gehört zum Alltag von Tobias Ertle, der den sogenannten Spinnenbagger (oder: Schreitbagger) tagtäglich manövriert. Er ist deutschlandweit für seinen Auftraggeber unterwegs, als Springer, immer dort im Einsatz, wo ein anderer Baggerfahrer beispielsweise krankheitsbedingt ausfällt.

Mitte Januar also ist er in Coburg unterwegs und steuert sein 18-Tonnen-Gefährt sicher durch das gut 80 Zentimeter hohe Wasser der Itz. Bis zu einer Wassertiefe von zwei Metern kann ein Schreitbagger arbeiten, selten sind die aufsehenerregenden Fahrzeuge obendrein: „Es gibt glaube ich nur circa 1000 Stück in ganz Deutschland – gegenüber mehreren gut hunderttausend normalen Baggern“, erläutert der 23-Jährige.

Ausgelegt ist ein solcher Schreitbagger vor allem für Arbeiten im Wasser und an Steilhängen. Das Ufer der Itz beispielsweise hat Tobias Ertle an seinem ersten Feierabend auf Höhe des Dr.-Eugen-Stocke-Stadions verlassen, indem er sich erst eine Schneise freigerupft und dann wie eine Spinne und unter Zuhilfenahme seines Auslegers die Böschung hochgeklettert ist. Gearbeitet wird tatsächlich bis in die späten Abendstunden – wenn der Spinnenbagger mit all seinem Licht und Getöse besonders mystisch wirkt.

Wirft man einen Blick ins Internet, dann erfährt man, dass die vielen Freiheiten, sie solch ein Schreitbagger mit sich bringt, auch sehr hohe koordinative Anforderungen an den Fahrer stellt; auch, wenn elektronische Hilfen natürlich die Bedienung erleichtern. Und: Auch Schreitbagger-Wettbewerbe gibt es inzwischen, bei denen die Maschinenführer ihr Können an Extrembeispielen unter Beweis stellen können.

Tobias Ertle indes nimmt seinen Job gelassen. Dass aber das Auftreten des Spinnenbaggers immer wieder für Aufregung bei den Menschen sorgt, weiß er inzwischen. „So einen Bagger sieht man ja nicht alle Tage, das schauen sich viele Leute schon fasziniert an und finden das sehr cool“, berichtet der Baggerfahrer und lacht dann: „Umso kälter es ist, umso weniger Menschen schauen zu. Aber wenn es warm ist, dann schauen die Leute wirklich mehrere Stunden vorbei und kommen auch mehrere Tage hintereinander wieder.“

Sein Einsatz in Coburg ist nach dem heutigen Tag vorerst beendet. Wohin es dann geht, das weiß der 23-Jährige noch nicht so genau. Eben da hin, wo der nächste Einsatz seines Auftraggebers wartet. Ob er denn da nicht hauptsächlich aus dem Koffer lebe? „Natürlich“, meint der junge Mann und lacht wieder. „Aber mir“, setzt er gelassen hinzu, „ist das relativ.“

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