Nicht willkommen in der Innenstadt
Was nach einem Thema für abendfüllende Diskussionen klingt, beschreibt Christian Müller, Vorsitzender der Christlich-sozialen Bürger (CSB) im Stadtrat, als Antrag mit Symbolcharakter. Er bewirke nichts Entscheidendes zu Gunsten des Klimaschutzes. „Es führt nur dazu, dass Menschen den Eindruck erhalten, in der Innenstadt nicht mehr willkommen zu sein“, so Müller.
Auch Kurt Knoch, Kreisvorsitzender CSU Coburg-Stadt, bewertet den Antrag kritisch. Die Grünen wollten unter anderem die Erste Klasse in Bahnen, Lichtverschmutzung und geschlechtergetrennte Toiletten verbieten. „Das alles klingt wie Satire, es sind aber reale Forderungen der Grünen“, sagt er. Und nun dieser Stadtratsantrag. Knoch: „Die Bevormundung muss aufhören.“ Coburg sollte vielmehr attraktiv für alle Bürger und Verkehrsteilnehmer sein. „Die Verteufelung des Autos ist grundsätzlich falsch“, betont er.
In Coburg seien Autozulieferer und eine der größten Autoversicherungen Deutschlands beheimatet und sollten es bleiben, fordert Knoch. Anstatt das Auto schrittweise zu verbannen, müsste es zukunftstauglich weiterentwickelt werden, erklärt er.
Autofreier Sonntag denkbar
Die Fraktionsmitglieder von Pro Coburg, traditionell derartigen Anträgen eher zugeneigt, möchten sich noch nicht zu den Forderungen der Grünen äußern. Laut Fraktionsvorsitzendem Jürgen Heeb nehme man erst nach der Fraktionssitzung, die am kommenden Dienstag stattfindet, dazu Stellung.
Die Mitglieder der FDP-Fraktion bezeichnen den Antrag in einer Mitteilung als Beginn einer komplett autofreien Innenstadt. Auf Schlossplatz, Marktplatz und Albertsplatz sei „reichlich Platz“ für das geforderte Rahmenprogramm. Das Weltklima durch autofreie Sonntage in der Innenstadt zu retten sei „absurd“, erklärt Stadtverbandsvorsitzender Michael Zimmermann. Dem Antrag zugrunde liege „wieder einmal die ideologiegesteuerte Verteufelung“ durch die Grüne.
Laut Stefan Sauerteig, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat, hänge der Erfolg des Antrags davon ab, ob Anwohner ihn akzeptieren und die „Akteure der Zivilgesellschaft auch tatsächlich mitziehen“. Man biete den Grünen Unterstützung an, um Bürger- und Akteursbeteiligung nachzuholen, schreibt er in einer Stellungnahme.
Doch ist die Forderung rechtlich überhaupt durchsetzbar? Willi Kuballa, Leiter des Rechtsamts der Stadt, sagt, ein autofreier Sonntag sei im Rahmen einer Sondernutzung wie zum Beispiel beim Sambafestival „sicherlich denkbar“. Allerdings müsse das rechtlich geprüft werden.