Stadtrat Grüne scheitern mit CC-Gegenveranstaltung

Yannick Seiler

Die Stadtratsfraktion fordert Feste für Generationen während des Pfingstkongresses. Der Vorschlag wird kontrovers diskutiert.

 
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Umstritten: der Fackelzug des Coburger Convents am Pfingstmontag. Foto: /Henning Rosenbusch

Der Coburger Convent (CC), in dem sich die Mitglieder studentischer Landsmannschaften und Turnerschaften organisieren, kehrt heuer zurück in die Vestestadt. Während sich einiges am Programm des Pfingstkongresses ändern wird – Eröffnung im Kongresshaus statt im Rathaussaal wegen der Pandemie und keine Rede vom Rathausbalkon nach dem Fackelzug wegen Einwänden der Stadt – bleibt den Teilnehmern die Vorab-Kritik an ihrer Veranstaltung erhalten. Ein Antrag der Grünen hat den Pfingstkongress auf die Tagesordnung der Stadtratssitzung am Donnerstag gehievt. Dieser wurde am Ende mit deutlicher Mehrheit abgelehnt.

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Die Grünen hatten gefordert, einen „Nachmittag der Generationen“ samt Kinderfest und einen „Abend der Kulturen“ am Pfingstmontag auf dem Marktplatz abzuhalten – jedes Jahr. Weiter hieß es in der von Kevin Klüglein unterschriebenen Forderung, dass zu den Veranstaltungen alle Bürger und Vertreter der Coburger Kulturszene eingeladen werden sollen. Gerade an Pfingsten sollte die Stadt ihrer Rolle als Vermittlerin nachkommen, sagte Klüglein in der Stadtratssitzung am Donnerstag. „Dieses Pfingsten soll ein Pfingsten aller Coburgerinnen und Coburger werden“, forderte er. Demnach seien die Feiertage nicht die Zeit rückwärtsgewandten Denkens. Pfingstmontag hält der CC unter anderem seinen umstrittenen Fackelzug mit Feierstunde auf dem Marktplatz ab.

Auf eigene Kosten

Hans-Herbert Hartan, Vorsitzender der CSU/JC-Fraktion und 2. Bürgermeister, zeigte sich empört über den Antrag. „Ich finde, das ist allerhand“, sagte Hartan. Man versuche unter dem Deckmantel wohlgemeinter Veranstaltungen den CC zu verhindern, erklärte er. Durch die Forderung, die Stadt solle eine Gegenveranstaltung zum Programm des Convents abhalten, wolle man demnach der Verwaltung den „Schwarzen Peter“ zuschieben. Hartan sprach sich für Folgendes aus: Die Grünen könnten die Veranstaltungen selbst organisieren – „auf eigene Kosten und bestimmt nicht an Pfingsten“.

Laut Antrag möchten die Stadtratsgrünen während des Pfingstwochenendes unter anderem ebenso Infostände zu Weltoffenheit und Demokratie aufgestellt sehen. Sie begründen ihre Forderungen damit, dass durch den Krieg in der Ukraine und die Pandemie Teile der Gesellschaft Wissenschaft und Rechtsstaatlichkeit ignorieren. Sie möchten durch ihren Vorschlag einen „Riss in der Bürgerschaft“ überbrücken.

Über Widerstand nicht wundern

Aus Reihen des CC bewertete man den Antrag kritisch. Hans Schollmeyer, Kongressbeauftragter des CC, sagte vor der Sitzung, dass die Grünen durch den Antrag den Pfingstkongress verhindern möchten. Man sei kein politischer Verband und müsse zudem nicht durch Dritte über Weltoffenheit belehrt werden, erklärte er. Demnach lebe der CC diesen Wert. Laut Schollmeyer nimmt der Convent Mitglieder jeder Hautfarbe, Religion und politischen Gruppierung auf. Er sei bereit, über einen Nachmittag der Generationen und ein Kinderfest zu reden und sprach von einem familienfreundlichen Kongress.

Grünen-Stadtrat Florian von Deimling zeigte sich überrascht, dass Vertreter des Convents ihren Zusammenschluss vorab „zu einem weltoffenen Verein“ stilisierten. Er schließe Bürgerinnen von einer Mitgliedschaft aus, meinte er. Demnach dürfe sich der CC nicht wundern, wenn ihm Widerstand begegne. Er wünschte sich ein „Signal der Verständigung“ von dessen Vertretern.

Norbert Tessmer (SPD) erkannte in dem Antrag „nichts Neues“. In Coburg gebe es bereits Feste für Kinder als auch für verschiedene Volksgruppen. Er forderte, diese Veranstaltungen wieder „aufleben zu lassen“ anstatt neue zu initiieren.

Anfrage in Online-Portal

Antoinetta Bafas (CSU/JC) kritisierte die „Kultur der Konfrontation“. Sie schlug vor, das Thema sachlich zu behandeln und Vor- sowie Nachteile zu betrachten.

Wie sich der CC sowie dessen Verbände und die Stadt Coburg gegenseitig beeinflussen stößt auch abseits des Stadtrats auf Interesse. So wollte jüngst jemand im Portal „FragDen-Staat“ unter anderem wissen, in welcher Höhe die Stadt den CC finanziell unterstützt, welche Ausgaben durch den Pfingstkongress für die öffentliche Verwaltung anfallen und wie diese sowie Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) mit Vertretern des CC kommunizieren. „FragDenStaat“ ist eine Anfrage- und Informationsplattform, die Bürgern dabei helfen möchte, Einsicht in Akten der öffentlichen Verwaltung zu erlangen.

Während der Sitzung trat auch Gerhard Amend, stellvertretender CSB-Fraktionsvorsitzender, an eines der Rednerpulte. Den Grünen gehe es darum, den CC zu verhindern, sagte er und gab ihnen in Bezug auf Weltoffenheit und gegen Antisemitismus den Ratschlag: „Wenn sie das wollen, dann tun sie doch etwas dafür.“

Sauerteig erklärte abschließend, der CC sei bereit seine Bühne auf dem Marktplatz Dritten zur Verfügung zu stellen.