Verweise auf gute Erfahrungen der Stadt Berlin mit einem Tempolimit ließ Kugler nicht gelten. Hier handele es sich um Straßen mit rund 40 000 Fahrzeugen am Tag. Der Mittlere Ring sei dagegen eine wichtige Verkehrsverbindung mit täglich 110 000 bis 120 000 Fahrzeugen, darunter viel Schwerlastverkehr. Dort herrsche zu mehr als 60 Prozent ein Stop-and-go-Verkehr. Hier sei die Kapazitätsgrenze inzwischen erreicht.
Die SPD-Fraktionsvorsitzende Anne Hübner trat dagegen für Tempo 30 an. Ein flächendeckendes Fahrverbot für Diesel-5-Autos in der Umweltzone sei nur schwer zu überprüfen, argumentierte sie. Eine Kontrolle des Tempolimits sei dagegen einfach. Zudem verwies sie auf einen möglichen Ausweichverkehr, etwa im Süden der Stadt durch die Boschetsrieder Straße.
Das letzte Wort im Hinblick auf das Fahrverbot ist ohnehin nicht gesprochen. Hier könnten auch die Gerichte ein Wörtchen mitreden. So kündigte die DUH juristische Schritte an. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof habe die Stadt zu Fahrverboten für Euro-5-Dieselfahrzeuge verurteilt, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch in Berlin. Diese Ausweitung sei unerlässlich, um die Grenzwerte in München für das Dieselabgasgift Stickstoffdioxid noch in diesem Jahr einzuhalten. "Wir werden mit allen rechtlichen Mitteln sicherstellen, dass dieses Urteil schnellstmöglich umgesetzt wird", kündigte Resch an. Auch den Landesrechnungshof wolle man einschalten - wegen Verschleuderung von Haushaltsmitteln für eine offenkundig erfolglose Beschwerde.
Aufgeschlossen zeigte sich dagegen Alexander Kreipl, verkehrs- und umweltpolitischer Sprecher des Automobilclubs ADAC. Die Einführung von Tempo 30 könne durchaus zur Verringerung der Schadstoffbelastung beitragen, sagte er dem Radiosender Antenne Bayern. Und weiter: "Wenn sich Trend der sinkenden Messwerte fortsetzt und dann auch die Grenzwerte eingehalten werden, ist es durchaus vorstellbar, dass es sich hier um eine längerfristige Lösung handelt und weitere Fahrverbote vermieden werden können."
Der Entscheidung war eine lange Debatte vorangegangen, in der die Gräben quer durch die rot-grüne Regierungskoalition verliefen. Die SPD mit Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und dem Partner Volt stimmte mit CSU und Freien Wählern für Tempo 30 - und übertrumpfte damit die Grünen und andere Parteien wie die ÖdP oder die Rosa Liste knapp.