Stadtspaziergang des OB in Ketschendorf Anwohner fordern Straßensperrung

Norbert Klüglein
Durchfahrt nicht erwünscht: Die Anlieger der Von-Mayer-Straße fordern, den Weg zu blockieren. Nur so könne man den Verkehr aussperren. Foto: /Klüglein

Heftige Proteste in der Von-Mayer-Straße gegen den Durchgangsverkehr: „Schlagt einfach einen Pfosten mitten in die Straße“, heißt es . Außerdem soll die Stadt härter gegen die Berufspendler des Klinikums vorgehen.

 
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„Schlagt einfach einen Pfosten mitten in die Straße, damit das Verkehrschaos aufhört!“ Nicole Zeidler ist massiv genervt von dem, was sich täglich vor ihrer Haustüre abspielt. „Morgens und abends brettern die ohne jede Rücksicht durch“, schildert die Frau am Mittwochabend. Dabei sei die Von-Mayer-Straße im Stadtteil Ketschendorf für den Durchgangsverkehr gesperrt. Das scheine aber kaum einen Autofahrer zu stören. Dutzende von Fahrzeuglenkern nutzten die Von-Mayer-Straße als Abkürzung, um nicht an der Kreuzung Neue Heimat / Ketschendorfer Straße warten zu müssen.

Doch das ist beileibe nicht das einzige Verkehrsproblem, das es in Ketschendorf gibt. Hier Falschparker, dort Raser und an einer anderen Stelle Drängler, die Radfahrer gefährden. Die Liste der Delikte ist lang, die Oberbürgermeister Dominik Sauerteig und Vertreter der Coburger Stadtverwaltung am Mittwochabend zu hören bekommen, als sie zu einem Stadtteilspaziergang im Coburger Südosten eingeladen hatten.

Fast scheint es, Ketschendorf könnte ein glücklicher Stadtteil sein, wenn es morgen keine Autos mehr gäbe. Nur wenige Wortmeldungen drehen sich nämlich um anderes, als ums Fahren, Parken und die Egoismen des „Homo automobilis“. Doch der Reihe nach: Die Verkehrsverhältnisse in der Von-Mayer-Straße scheinen viele Anwohner zu ärgern. Nicht nur Nicole Zeidler und ihre Tochter („Ich kann mein Kind nicht guten Gewissens auf die Straße lassen“) tragen ihre Sorgen vor. Auch FDP-Stadtrat Hans-Heinrich Eidt, der ebenfalls in der Von-Mayer-Straße wohnt, stimmt mit ein in das Klagelied. Das Problem sei, dass die enge Anliegerstraße von vielen Pendlern als Abkürzung genommen werde, erklärt der Jurist. Schimpfende Anwohner und selbst Drohungen, Falschfahrer anzuzeigen, fruchteten kaum. „Die fürchten alle die Ampel an der Ketschendorfer Straße“, erzählt ein Mann, der sich auskennt.

Da weder das Durchfahrt-verboten-Schild noch Einbahnstraßenregelungen geholfen haben, fordern die Anwohner nun als Ultima Ratio, Absperrpfosten in die Straße zu rammen, damit ein Passieren unmöglich wird. In guter Erinnerung habe man die Zeit, als eine Baustelle die Von-Mayer-Straße wochenlang blockierte. „Das hat uns gezeigt, dass eine Sperrung möglich ist“, argumentiert Nicole Zeidler. Michael Blinzler vom Bürgerverein ergänzt, man könne ja versenkbare Poller nehmen, damit Rettungsfahrzeuge und Straßenreinigung passieren können. Ob das eine Lösung sein kann, müsse man prüfen, meint Oberbürgermeister Sauerteig. Persönlich schlägt er vor, es mal mit wechselseitig angelegten Parkstreifen zu probieren. Das reduziere das Tempo der Autos.

Apropos Parken. Das scheint das andere große Dauerthema in Ketschendorf zu sein. Der Vorwurf ist klar adressiert und wird seit vielen Jahren erhoben: „Die Mitarbeiter des Klinikums parken jeden Zentimeter in Ketschendorf zu“, beklagt Volker Hamann. Besonders krass sei das geworden, seit auf dem Anger Parkgebühren erhoben würden. Als Beispiel nennt Hamann die Straße am Pelzhügel, die tagsüber von Klinikumbeschäftigten mit Beschlag belegt werde. Das führe dazu, dass die Durchfahrtsbreite abnehme, der Bus kaum durchkomme und sich schon Unfälle ereignet hätten. Die Forderung von Hamann, der von Michael Blinzler unterstützt wird, lautet: „Verhängt ein Halteverbot über den ganzen Pelzhügel.“

Selbst das runde Verkehrszeichen mit rotem Rand und rotem Kreuz auf blauem Grund bewirkt oft nichts. Das berichtet Jürgen Heeb. Der Stadtrat wohnt in der Nähe der Zufahrt zur Notaufnahme des Klinikums. Die öffnet sich zwar nur für Einsatzfahrzeuge und ist flankiert von Parkverbotsschildern. „Das interessiert aber keinen. Die Leute nutzen jeden Meter zum Parken und stellen sich selbst auf Gehwege“, klagt Heeb. Rücksichtslos gehe es auch in der Parkstraße zu. Obwohl sie hauptsächlich für den Radverkehr bestimmt ist, blockierten abgestellte Autos die Radfahrstreifen. Auch hier fordern Anlieger die ordnende Hand der Stadtverwaltung.

Auf ein anderes Problem macht bei dem Stadtteilspaziergang Michael Schulz, Vorsitzender des TV Ketschendorf, aufmerksam: „Auf den letzten 100 Metern ist die Straße zum Sportplatz so schmal, dass ein Begegnungsverkehr nicht möglich ist.“ Deshalb komme es immer wieder zu Rangiermanövern. Ob das Problem gelöst werden kann, ist im Moment noch unklar. Ein Ausbau scheint schwierig, weil das Gelände nicht der Stadt gehört. Ferner ist der Hohlweg auf der einen Seite von einer Schlehenhecke gesäumt, die man nicht antasten wolle. Auf der anderen Seite wurden erst vergangenes Jahr Solarleuchten zur Verbesserung der Sicherheit für Fußgänger aufgestellt.

Ein weiterer Wunsch des Ketschendorfer Bürgervereins scheint ebenfalls nicht in Erfüllung zu gehen. Einen Fußweg zwischen der Mühlleite, die sich auf halber Höhe des Pelzhügels befindet, und der Von-Mayer-Straße, wird es nicht geben. „Das haben wir 2017 schon mal untersucht und festgestellt, dass der Weg nicht barrierefrei angelegt werden kann“, erklärt Oberbürgermeister Dominik Sauerteig. Außerdem sei mit hohen Kosten zu rechnen. Vor fünf Jahren ging man von Baukosten in Höhe von mindestens 170 000 Euro aus. Heute dürfte das deutlich teurer sein. Schnell handeln will die Stadtverwaltung dagegen auf dem Treppenweg zwischen Unterem Pelzhügel und der Von-Mayer-Straße. Dort wackeln einige Stufen. Der CEB soll sie wieder befestigen, heißt es.

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