Stadtwerke Hof Fallende Gaspreise erst wieder 2024?

In den kommenden Monaten dürfte in den meisten Haushalten ein banger Blick zum Stromzähler gehen. Foto: dpa/Uli Deck

Gas dürfte genug da sein, doch das hat seinen Preis: Stadtwerke-Geschäftsführer Jean Petrahn wagt im Ferienausschuss einen Ausblick auf die Energieversorgung in den kommenden Monaten und Jahren. Er sagt: „Das nächste Jahr wird eine absolute Katastrophe.“

 
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Es war Zuversicht – aber mit einem großen, teuren Haken – die Stadtwerke-Chef Jean Petrahn am Dienstag im Rathaus versprüht hat. Er war eingeladen, um dem Ferienausschuss des Stadtrates zu schildern, wie er die Stadtwerke und die Energieversorgung in der Stadt für die kommenden Monate gerüstet sieht. Schließlich überschlagen sich die Horror-Meldungen in dieser Hinsicht täglich. Petrahn gab zwar in gewisser Hinsicht Entwarnung, jedoch versehen mit einem großen Aber.

Kein Gas mehr im Winter? „Von dieser Befürchtung können wir uns guten Gewissens verabschieden“, sagte Petrahn. Es sei Gas für alle da. Was ihn so sicher macht: „Die Speicher sind genügend voll.“ Und sollte es tatsächlich einmal eng werden, dann greife die Bundesnetzagentur ein, um der Entwicklung entgegenzuwirken. In diesem Fall müssten zunächst die 2500 größten Verbraucher im Land – angeführt von der BASF – mit weniger Gas auskommen und eben nicht die Privathaushalte, die privilegiert behandelt würden.

Kosten ziehen deutlich an: „Die eigentliche Krise ist die Preis-Krise“, sagte Petrahn. Und die betrifft eben auch Hof und die Kunden der Stadtwerke. Deren Chef führte vor Augen, wie sich die Lage am Gas-Markt zuletzt zugespitzt hat: „Im letzten Winter lag der Preis noch bei etwa sieben Cent pro Kilowattstunde. Für diesen Winter rechnen wir etwa mit dem Dreifachen.“ Ein Umstand, der besonders Haushalte mit geringem Einkommen stark belasten wird.

Und der Strom? Der kostet bei den Stadtwerken Hof aktuell knapp 28 Cent pro Kilowattstunde. Am Markt allerdings bewegen sich die Preise längst bei einem Vielfachen, wie Petrahn erklärte. Dass die Kunden in Hof dies noch nicht zahlen müssen, liegt nach Auskunft des Stadtwerke-Chefs – wie beim Gas – daran, dass die Hofer Stadtwerke seit Langem eine vorsichtige Strategie fahren. „Wir kaufen immer 400 Werktage im Voraus ein“, sagte Petrahn. Heißt, die Hofer Kunden zahlen jetzt einen Preis, der knapp zwei Jahre alt ist. Dabei wird es aber nicht bleiben. „Die Entwicklung schwappt jetzt nach und nach rüber“, sagte Petrahn. Wohl im Winter würden die Stadtwerke die höheren Preise auch an ihre Kunden weitergeben müssen. „Wir werden wohl nicht bei 70 Cent pro Kilowattstunde landen, aber vielleicht bei 40“, so seine Prognose.

Der Ausblick „Das nächste Jahr wird eine absolute Katastrophe“, sagte Petrahn über die Preisentwicklung. Da müsse die Devise dann lauten: „Durchhalten!“ Denn im übernächsten Jahr dürften die Preise wieder fallen, und zwar deutlich. Für 2023 geht Jean Petrahn von einem Gas-Preis von um die 30 Cent pro Kilowattstunde aus, 2024 dürfte er sich wieder halbieren, um 2025 etwa wieder bei fünf bis sechs Cent pro Kilowattstunde zu halten. Schon jetzt spüren die Mitarbeiter der Stadtwerke die Entwicklung: „Wir haben momentan 400 Anrufe täglich. Ungefähr doppelt so viele wie üblich. Das kann ich abends auch an den Augenringen der Mitarbeiter ablesen“, sagt Petrahn. „Beinahe panisch“ habe man sich personell verstärkt. „Die Bürger lassen ihren Ärger nicht bei Herrn Putin ab, obwohl der es verdient hätte, sondern bei uns.“

Stehen Blackouts ins Haus? Das wollte CSU-Stadtrat Jochen Ulshöfer wissen. Beispielsweise die Stadtwerke Schwerin deklinierten solche Szenarien durch, zumal sich viele darauf einstellten, mit Heizlüftern durch den Winter zu kommen, die ihrerseits mit Strom betrieben werden. Dass es zu lang anhaltenden Stromausfällen kommen könnte, hält Jean Petrahn für unwahrscheinlich. Sollte es zu extremen Verbrauchsspitzen kommen, ließen die sich über das Netz nivellieren. Stromausfälle ließen sich nie ganz ausschließen. „Aber die wären dann wohl so kurz wie üblich.“

Stadtwerke in die Insolvenz? Angesichts entsprechender Meldungen aus anderen Städten und Gemeinden wollte Albert Rambacher (FAB/Freie) vom Stadtwerke-Chef wissen, ob die Stadtwerke Hof in eine Insolvenz schlittern könnten. „Die Stadtwerke Hof werden sehr vorsichtig und solide geführt, und zwar seit jeher“, antwortete Jean Petrahn. Der frühzeitige Einkauf der Energieträger liege ebenfalls auf dieser Linie. „Wir sind damit nicht günstigste Anbieter, aber auch bei Weitem nicht der teuerste.“ Deshalb sei es unwahrscheinlich, dass die Stadtwerke in die Krise geraten, wie es etwa aus Wien gemeldet wurde, wo Verbindlichkeiten von rund sechs Milliarden Euro im Raum standen. „Wenn wir in Schieflage geraten, dann sind vorher schon 95 Prozent aller Stadtwerke in Schieflage geraten“, sagte Petrahn. Man habe schon vor Längerem eine Reserve für schlechte Zeiten angespart.

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