Doch es gäbe auch noch eine weitere Möglichkeit, Coburgs Geschichte mehr Platz einzuräumen. „Es wäre schön, ein Museum daraus zu machen“, sagt Spiller. Für jedes ausgestellte Stück wäre dann ein Platz für ein neues Andenken frei. Rupert Appeltshauser, Vorsitzender der Initiative Stadtmuseum Coburg, hat es sich zum Ziel gesetzt, jenen Ort zu schaffen, um die bürgerliche Geschichte der Vestestadt zu zeigen. Seit mehr als zwei Jahrzehnten setzt er sich ehrenamtlich dafür ein – bisher vergeblich. „Coburgs Stadtgeschichte ist noch im Verborgenen“, so der Vorsitzende. Bisher wollten er und die 120 Vereinsmitglieder diese an einem Ort ausstellen. Nun haben sie eine neue Idee.
Industriegeschichte am Güterbahnhof
Demnach ließe sich für das Stadtmuseum eine sogenannte dezentrale Lösung umsetzen. Heißt: Unter dem Titel Stadtmuseum sollen mehrere Ausstellungen zusammengefasst werden. Das seien das Grabungsmuseum mit Fundstücken der mittelalterlichen Vestestadt, das Puppenmuseum und das Rückert 3, in dem sich Ausstellungen zu Kultur und Geschichte in und um Coburg abwechselten. Sie lassen sich bereits besuchen. Denkbar sei nun, dass künftig eine Ausstellung zu Coburgs Industriegeschichte auf dem Areal des ehemaligen Güterbahnhofs gezeigt wird, sagt er. Eine „überblicksmäßige Darstellung“ der Stadtgeschichte könnte im „innerstädtischen Bereich“ eingerichtet werden, ergänzt Appeltshauser. Dort könnten demnach Stücke der Städtischen Sammlungen gezeigt werden. Dadurch erhalte man laut dem Vorsitzenden etwas Platz für neue Gegenstände, wie etwa aus dem Landestheater. Durch den Umbau des historischen Gebäudes könne man „größere Sachen“ wie Teile der Bühnentechnik übernehmen. Denn eines möchte Appeltshauser verhindern: „So etwas darf nicht wegkommen.“
Den Mitarbeitern der Coburger Stadtverwaltung ist das Problem voller und voller werdender Regale in der Uferstraße bekannt. Derzeit plane man zwar kein Stadtmuseum, doch schaue man sich nach neuen Räumen für die Städtischen Sammlungen um, betont Thomas Nowak (SPD), Kulturbürgermeister der Vestestadt. Demnach besitze die Stadt Gebäude, in denen neue Sammelstücke untergebracht werden könnten. Da auch im Stadtarchiv, dort werden Schriftstücke zur Geschichte Coburgs aufbewahrt, inzwischen kaum mehr Platz ist, müsse man „im Zusammenhang“ denken, so Nowak. Bestenfalls könnte man laut dem Kulturbürgermeister künftig Schriftstücke des Stadtarchivs und Gegenstände der Städtischen Sammlungen in einem gemeinsamen Depot unterbringen. Denn egal, ob für Archiv oder Sammlungen, umgebaut müssten die Räume sowieso werden, erläutert Nowak. Welches Gebäude komme dafür in Frage? „Derzeit haben wir noch nichts Konkretes ins Auge gefasst“, räumt er ein.
Nachlass des Oberbürgermeisters
Schräg gegenüber der einst in die Itz geworfenen Schlüssel liegt übrigens ein weißer Bauarbeiterhelm. Getragen hat ihn laut Spiller Coburgs ehemaliger Oberbürgermeister Norbert Tessmer während des Spatenstichs für einen Supermarkt am ehemaligen Brockardt-Areal. Auch der Helm hatte, wenn man möchte, Glück. Das Stück jüngerer Stadtgeschichte liegt in einem Regal in der Uferstraße unterhalb einer Lokführermütze. Für einen Teil des politischen Nachlasses eines anderen Oberbürgermeisters sucht Spiller noch einen Platz. Er liegt in einer grauen Plastikkiste in einem anderen Kellerraum. OB Kastner hat jemand darauf notiert.
Laut Spiller stehen demnächst Gespräche über neue Räume für die Städtischen Sammlungen an.