Musik, Dialoge, Art- und Sounddesign in „Star Wars Outlaws“ atmen den Charme der Originalfilme und trösten über einige misslungene Star-Wars-Serienexperimente der letzten Jahre hinweg (wobei nicht alle in die Hose gingen, wie das überragende „Andor“ gezeigt hat).
Einsatz der Hitchcock-Formel
Ein Trick ist, dass „Star Wars Outlaws“ alte Schauplätze zurückbringt, sie selbst erkundbar macht und dabei die alte Hitchcock-Formel „Der Zuschauer weiß mehr als die Figur“ getreu Erwartungen weckt wie: Ja, zu diesem Augenblick müsste ich in Jabbas Palast ja genau diese Filmfigur finden. Und die findet man dann auch in den Hallen des Verbrecherbosses, der aussieht wie eine riesige Nacktschnecke.
Andererseits führt das Spiel auch genug neue Orte und Charaktere ein, um Nostalgieeffekte nicht zu überstrapazieren. Das Neue fühlt sich aber alles so an, als könnte es das auch in den Originalfilmen von damals genau so schon gegeben haben.
So erzählt „Star Wars Outlaws“, das thematisch in die von Syndikaten regierte Unterwelt von Star Wars führt, nicht nur eine für sich genommen gelungene Geschichte. Es macht auch die ganz große Erzählung ein Stück besser, indem es ihr spannende Nuancen hinzufügt, anstatt mit der Brechstange alles neu erfinden zu wollen.
Zeitlose Erzählung
Denn in Star Wars geht es nur vordergründig um lichtschwertschwingende Jedi-Ritter und ihre finsteren Sith-Kontrahenten. Es geht um das topaktuelle Thema vom Niedergang einer Republik, die Geburt eines faschistoiden Imperiums und dessen Fall, wobei viele der Rebellenhelden einen hohen Preis bezahlen. Diese zeitlose, sich auch in der Wirklichkeit wiederholende Geschichte aus frischen Perspektiven zu erleben, ist fast immer spannend, wie schon das erwähnte „Andor“ gezeigt hat, das den dreckigen Rebellenalltag und das Leben eines Imperiumsbürokraten beleuchtet. Und das gelingt auch „Star Wars Outlaws“, wenn wir eine Diebin in einer hoffnungslosen Welt begleiten, die nur Anarchie als Antwort auf die herrschenden Zustände kennt.
Bereits der an „Andor“ anschließende Kinofilm „Rogue One“ punktete damit, Jahrzehnte später direkt an „Eine neue Hoffnung“ anzuknüpfen, oder das sträflich unterschätzte Finale der Animationsserie „The Clone Wars“, in dem die Zuschauer das Ende der Republik aus anderen Augen zu sehen bekommen und der Schrecken dadurch noch greifbarer wird.
Star Wars am besten mit Bezug auf Fixpunkte
Star Wars ist immer dann am besten, wenn es sich um seine Fixpunkte dreht. Vielleicht war das der Fehler bei „The Acolyte“, das 200 Jahre vor der Prequel-Trilogie verortet ist, die zumindest bei den Kinofilmen den Startpunkt der Geschichte darstellen: Einfach eine neue Saga vorne an eine an sich runde Erzählung dranzupappen, kann eher dazu führen, den Kern der Erzählung zu verwässern, als ihr wirklich etwas hinzuzufügen.
„Star War Outlaws“ schafft es hingegen, jeder Gigantomanie zu widerstehen. Keine neuen Superwaffen wie den Todesstern, keine übermächtigen Zauberer, die mit der dunklen Seite der Macht im Bunde sind; einfach eine toughe junge Frau, die in schwierigen Zeiten ihren Weg geht, ohne dabei Humor und Herz zu verlieren.