Start ins Jubiläumsjahr Kronach feiert Lucas Cranach

Der berühmte Sohn der Stadt Kronach, der auszog, um die Kunstwelt zu revolutionieren, wäre heuer 550 Jahre alt geworden. Grund genug für seine Heimatstadt, ihn ein Jahr lang zu feiern. Am Sonntag fiel der Startschuss.

 
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Im Historischen Rathaussaal der Stadt Kronach ist am Sonntag mit einem Festakt das Cranach-Jahr 2022 offiziell eröffnet worden. Lucas Cranach d.Ä., neben Albrecht Dürer der bedeutendste Maler der deutschen Renaissance, wäre heuer 550 Jahre alt geworden. Die Stadt Kronach widmet ihrem berühmten Sohn im Laufe des Jahres ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm. Neben Cranach steht dabei auch das Jubiläum „500 Jahre Septembertestament“ im Fokus. Es erinnert an die 1522 erschienene erste deutsche Übersetzung des Neuen Testaments – verfasst von Martin Luther.

Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz bezeichnete Cranach als einen von wenigen „weltberühmten Oberfranken“, der weit mehr als ein „erstklassiger und überaus produktiver Künstler“ gewesen sei. Vielmehr habe er als „kreatives Multitalent“ gewirkt – als Unternehmer ebenso wie als Politiker. Als heller Kopf mit viel Erfindergeist „hätte Cranach heute sicher Spaß daran, dass ein innovativer Hochschulcampus, an dem zu autonomem Fahren und Zukunftsdesign geforscht wird, seinen Namen trägt“, so Piwernetz.

„Den Namen Kronachs in die Welt getragen“

Bürgermeisterin Angela Hofmann würdigte den Renaissance-Maler als ein gut vernetztes Genie, das „den Namen Kronachs in die Welt getragen hat“. Nachdem er 1472 in Kronach geboren worden war, verließ er zwar 1498 seine Heimatstadt, um seine große Karriere zu starten. Die Verbindung zu Kronach aber hielt er, indem er sich nach seiner Heimatstadt benannte: Lucas Cranach. Nun sei es der Stadt Freude und Verpflichtung zugleich, 550 Jahre nach seiner Geburt „sein Leben und Wirken in die Welt zu tragen“, sagte Angela Hofmann. So fänden auch in anderen Cranach-Städten Deutschlands, die sich zur Kooperation „Wege zu Cranach“ zusammengeschlossen haben, heuer zahlreiche Veranstaltungen statt.

Für Landrat Klaus Löffler ist Lucas Cranach ein „Marketing-Genie mit Unternehmergeist“. Er habe mit seiner Werkstatt, zu der auch eine Buchdruckerei gehörte, „die Medienagentur der Reformation schlechthin“ betrieben. Auch dadurch sei es ihm gelungen, so außerordentlich produktiv zu sein – und wesentlich mehr Bilder zu malen wie andere Großmeister. Leider habe ihn seine Heimatstadt zu Lebzeiten nicht wirklich zu würdigen gewusst. Umso mehr sei es auch heute noch eine Verpflichtung, seinen Namen mit Stolz auszusprechen, denn: „Jetzt ist Cranach auch in seiner Heimat angekommen“, so Löffler.

Cranach und der Mercedes-Stern

Den Festvortrag am Sonntag hielt Matthias Weniger vom Bayerischen Nationalmuseum. Er beleuchtete darin auch Cranachs frühe Schaffensphase, in der er „extravagante Werke schuf, die völlig aus dem Rahmen der Zeit fielen“. In Wittenberg als Hofmaler bei Kurfürst Friedrich dem Weisen dann sei es ihm gelungen, mit der geflügelten Schlange den „Mercedes-Stern“ unter den Künstler-Signets zu erschaffen. Allerdings war Cranach als Lehrmeister in der nach ihm benannten Werkstatt so erfolgreich, „dass die Hand des Meisters in Werken jener Zeit eigentlich kaum mehr zu fassen ist“.

Dem Erfolg Cranachs, der gemäß der Inschrift auf seinem Grabstein der schnellste Maler seiner Zeit war, tue dies jedoch keinen Abbruch. Wer heute die Gelegenheit bekomme, einen echten Cranach zu erwerben, werde zehn bis 50 Mal mehr dafür ausgeben müssen als für ein anonymes Werk ähnlicher Güte. „Und das, obwohl er wegen seines langen Lebens außergewöhnlich viele Werke geschaffen hat“, so Matthias Weniger.

Kein neuer Cranach für die Galerie

Angesichts dieser Feststellung wirkte Dietmar Lang am Ende des Festakts fast etwas entmutigt. Der Lucas-Cranach-Beauftrage der Stadt Kronach, der eigens im Ornat erschienen war und als leibhaftiger Jubilar durch die kurzweilige Veranstaltung führte, wollte dem Museumsfachmann aus München eigentlich einen weiteren Original-Cranach für die Fränkische Galerie auf der Festung Rosenberg „abschwatzen“. Doch Matthias Weniger konterte mit einem Schulterzucken. Cranachs „Salome mit dem Haupt Johannes des Täufers“, das 2015 aus München in das Kronacher Zweigmuseum „versetzt“ worden sei, „war das letzte, das wir hatten“. Wenigers Tipp an die Adresse Dietmar Langs: „Im Juni ist Kunstmesse in Maastricht. Vielleicht haben Sie ja Glück. Ab zehn Millionen Euro sind Sie dabei!“

Für wesentlich weniger Geld, nämlich exakt für 999 Euro, kann ab sofort die goldene Sonderprägung einer Cranach-Gedenkmünze zum Jubiläumsjahr im Kronacher Tourismusbüro erworben werden. Wer mit einer Silbermünze zufrieden ist, muss dafür sogar nur 69 Euro ausgeben.

Die Veranstaltungshöhepunkte des Jahres

In Kronach finden im Laufe des Jahres zahlreiche Veranstaltungen zu Ehren Lucas Cranachs d.Ä. statt. So widmet sich der Kronacher Kunstverein (KKV) dem Großmeister gleich mit mehreren Ausstellungen. Vom 15. Mai bis zum 12. Juni beispielsweise werden unter dem Motto „Hinter Cranachs Schleiern“ Bilder und Skulpturen von Angelika Summa und Wolf-Dietrich Weissbach gezeigt. Vom 24. Juli bis zum 28. August ruft der KKV in der Ausstellung „Cranach 2.0“ den Monat der jungen Talente aus. Die Jahresausstellung vom 27. November bis zum 21. Dezember wird gar zur „Hommage á Cranach“ erklärt.

Die große Ausstellung „Cranach & Kronach. 550 gemeinsame Jahre?“ wird am 10. Juni um 18 Uhr im Fürstenbau der Festung Rosenberg eröffnet. Sie wird bis zum 30. Oktober zu sehen sein. Ebenfalls bis zum 30. Oktober kann die Ausstellung „500 Jahre Septembertestament“ besucht werden, und zwar in der Fränkischen Galerie auf der Festung. Die Schau wird am 29. Juli eröffnet, unter anderem von Bayerns Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.

Auch außerhalb Kronachs gibt es heuer viel über Cranach zu lernen und zu bestaunen. So steht die Ausstellung zur Neueröffnung der Weimarer Anna-Amalia-Bibliothek ab dem 3. Juni unter dem Motto „Cranachs Bilderfluten“. Vom 10. September bis zum 11. Dezember widmet sich die Lutherstadt Wittenberg dem berühmten Maler mit einer Sonderschau. „Zwischen den Stühlen: Cranach, Luther und der Kardinal“ lautet der Titel einer Ausstellung in Aschaffenburg, die vom 15. Oktober bis zum 8. Januar 2023 zu sehen ist.

Das komplette Veranstaltungsprogramm zum Cranach-Jahr 2022 ist auf derInternetseite der Stadt Kronach nachzulesen: www.kronach.de

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