Steg droht Abriss Das Brücken-Beben von Bundorf

Martin Schweiger
Die neuen Fußgängerbrücke in Bundorf schlägt hohe Wellen. Da sie nicht den Bauvorschriften entspricht wurde sie gesperrt. Foto: /Mertin Schweiger

Eigentlich ist er neu – doch trotzdem soll es ihm an den Kragen gehen: ein Steg, den zwei Bürger mit eigener Kraft und auf eigene Kosten gebaut haben, ist zu breit – und deshalb soll er abgerissen werden.

 
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Bundorf - Markus Hein und Helmut Guthardt aus Bundorf sind „Helden des Alltags“. Sie rissen einen alten, maroden Steg ohne Geländer über die Baunach, einen kleinen Bach am Südrand von Bundorf, ab. Sie befestigten den Untergrund links und rechts des Baches und errichteten darauf eine neue, stabile Holzbrücke mit einem beidseitigen Geländer und einem Bodenbelag aus Kunststoff. Und das alles in ihrer Freizeit – ohne Kosten für die Gemeinde.

Doch die Mühe war wohl umsonst. Denn weil das Bauwerk eine Spannweite von mehr als zwei Metern hat, ist es im Sinne des Baurechts eine Brücke, für die besondere Maßstäbe gelten. Die Fundamente müssen etwa tiefer ins Erdreich hineinreichen, die Konstruktion muss aus Stahl bestehen und das Geländer darf keine Querbalken aufweisen, die beispielsweise für Kinder als Steighilfe dienen. Sie könnten so leichter über das Geländer klettern, knapp zwei Meter in die „Tiefe“ stürzen und in dem rund 20 Zentimeter tiefen Bach ertrinken.

Doch diese hohen Anforderungen waren dem Bürgermeister, dem Gemeinderat und den Erbauern selbst vor Baubeginn nicht bekannt. Bei einer Ortsbesichtigung des Gemeinderats am Mittwoch erläuterte Bürgermeister Hubert Endres den derzeitigen Stand der Dinge. Seiner Aussage nach hat die Mitarbeiterin eines Architektenbüros den Bau begutachtet und nur die Ausführung des Geländers bemängelt. Der Rest der Konstruktion könne so bleiben, meinte sie. Endres bat die Mitarbeiterin darum, ihm eine Skizze zu geben, wie das Bauwerk aussehen soll. Der Leiter des Architektenbüros habe jedoch noch weitere Beanstandungen gemacht und den Bürgermeister an die Bauanforderungen hingewiesen. Er will bei einem weiteren Ortstermin aufzeigen, was zu tun ist.

Die Brücke ist mittlerweile gesperrt, da der Bürgermeister und der Gemeinderat im Falle eines Unfalls persönlich haften, so der Rathauschef. In den Sozialen Netzwerken schlug der Fall hohe Wellen. Bürgermeister und Gemeinderat wurden laut Endres „unter der Gürtellinie beleidigt“, was man sich so nicht bieten lassen wolle, man überlege sich rechtliche Schritte.

Miterbauer Helmut Guthardt äußerte ebenfalls sein Unverständnis am Mittwoch. Die vielen Jahre, als das Brücklein – ohne Geländer – da gewesen sei, habe sich niemand aufgeregt. Nun sei es wesentlich stabiler, sicherer und schöner. „Wenn es 2,50 Meter breit wäre, könntest du mit dem Bulldog drüber fahren“, ist er sich sicher. Er verstehe nicht, warum nun so ein „Hype“ draus gemacht werde. Warum solle man 20 000 bis 30 000 Euro für eine Fußgängerbrücke ausgeben, wo doch die jetzige Konstruktion „ewig“ halte.

Er schlug dem Gremium vor, links und rechts der Brücke der Gemeinde rund vier Quadratmeter Grund abzukaufen. Dann sei es Privatbesitz und der Bürgermeister und Gemeinderat seien aus der Haftung befreit.

Endres erwiderte, dass es damit nicht getan sei. Der ganze Weg zur Brücke müsste entwidmet und als Privatweg für die Öffentlichkeit gesperrt werden. Außerdem würde dann der Eigentümer für Unfälle haften. Zudem müsste die Brücke zwei Meter vor dem Bach beginnen, da der Gemeinde der Bach sowie zwei Meter links und rechts davon gehören. Diese dürfen sie nicht verkaufen, so Endres. Doch darauf wollte der Miterbauer sich nicht einlassen.

Eine weitere Ortsbesichtigung fand am Friedhof in Kimmelsbach statt. Dort sollen hinter der Kirche zwei Parkplätze entstehen. In Bundorf gibt es in der Straße „An der Baunach“ am Ortsausgang Richtung Neuses einen Grünstreifen auf der linken Seite. Dort sollen vier Parkplätze und zwei Grünbeete entstehen. In Stöckach soll ein leer stehender Kuhstall vier Baugrundstücken weichen. Der Gemeinderat stimmte einstimmig für eine Einbeziehung der Außenbereichsflächen.

In den Ortsteilen Bundorf und Kimmelsbach werden günstige Flächen für die Aufstellung von Mobilfunkmasten gesucht. Das Gremium vergab einen Auftrag zur Standortsuche an einen Mobilfunkberater.

Dem Ortsteil Schweinshaupten widerfuhr die Ehre, in der ARD-Serie „Um Himmels Willen“ genannt zu werden. Dort wurde einem Polizisten die Strafversetzung nach Schweinshaupten angedroht. Den Machern der Sendung habe der Name des Ortes so gefallen, sagte Endres. Die ARD stellte als Dank der Gemeinde ein Foto zur Verfügung, das im nächsten Gemeindeblatt erscheinen wird.

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