Steinwiesen Fünf Sterne fürs „Fritzla“

Susanne Deuerling
Prädikat „5-Sterne-Dorfladen“: Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Zweiter von rechts) übergab die Auszeichnung an den Inhaber des Dorfladens Steinwiesen Wieland Beierkuhnlein mit Wolfgang Gröll (rechts) und Peter Feldmeier (links) vom Bundesverband der Bürger und Dorfladen. Foto: © StMWi/E. Neureuther

Wie wichtig Dorfläden sind, zeigt sich meist erst, wenn sie schließen. Umso schöner ist es, dass in Steinwiesen bereits seit 1922 ein kleiner Laden existiert. Nun wurde er sogar geadelt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Zehn Dorfläden in ganz Bayern haben im Wirtschaftsministerium das Prädikat „5-Sterne-Dorfladen“ erhalten, darunter auch das Steinwiesener „Fritzla“. Die Auszeichnung unterstreicht die zentrale Rolle, die Dorfläden für eine funktionierende Nahversorgung spielen.

„Wo man auf dem Land nicht mehr im Wohnort die Güter des täglichen Bedarfs decken kann, sagt auch bald die Lebensqualität Gute Nacht. Deswegen freue ich mich, heute zehn vorbildliche Dorfläden auszuzeichnen, die mit viel Engagement zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger, insbesondere auch der älteren Generation, betrieben werden. Sie sind der Mittelpunkt ihrer Gemeinden“, betonte am Dienstag Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger.

Als einziger aus Oberfranken stand der Kaufmann Wieland Beierkuhnlein im Ministerium und erhielt aus der Hand des Wirtschaftsministers diese wirklich verdiente Auszeichnung. Sein Dorfladen besteht bereits in dritter Generation seit 1922. In diesem Jahr wird demnach das 100-jährige Bestehen noch gebührend gefeiert.

Das Menschliche im Vordergrund

Im „Fritzla“ steht noch das Menschliche, das Miteinander im Vordergrund. Hier füllen Produkte vieler regionaler Lieferanten die Regale, ältere Kunden werden frei Haus beliefert und der Dorfladen versorgt 48 Grundschulen und Kindergärten im Landkreis Kronach mit Obst- und Milchprodukten. „Es gibt nichts, was der Wieland nicht irgendwie möglich machen kann“, sagte vor nicht langer Zeit eine Kundin und betont, dass man sich besonders in der Corona-Zeit voll und ganz auf ihn verlassen konnte. Im fränkischen Raum konnte sich außerdem der Dorfladen Wiesenfeld im Landkreis Main-Spessart in Unterfranken über die „5 Sterne“ freuen. Er besteht seit 2015, bietet ein breites Sortiment an regionalen und Bioprodukten und betreibt ein kleines Café.

Für Wieland Beierkuhnlein war die Auszeichnung im Wirtschaftsministerium eine große Anerkennung seiner Arbeit. Wie er berichtete, habe sich Hubert Aiwanger viel Zeit für die Dorflädenbetreiber genommen hat. „Er war sehr gut informiert über die Sorgen und Nöte in dieser Branche und hat Unterstützung und Hilfe für die Nahversorgung angeboten“, betonte Beierkuhnlein. In einem Brief an die Bürgermeister in Bayern werde Aiwanger auch dazu aufrufen, die Lücken in der Versorgung zu schließen. Besonders eine Verbindung zur Vereinigung der Dorfläden in Deutschland e.V.(www.dorfladen-netzwerk.com) soll aufgebaut werden. „Außerdem hat er uns Unterstützung beim Thema Digitalisierung angeboten“, so der Inhaber des „Fritzla“.

Vertrauen der Kunden stärken

Die Vereinigung der Bürger- und Dorfläden hat die bundesweite Auszeichnung vor zwei Jahren im Rahmen des Förderprojekts „Dorfladen 4.0“ des bayerischen Wirtschaftsministeriums geschaffen, um das Kundenvertrauen zu stärken, Qualitätsstandards zu definieren und für eine größere Öffentlichkeit zu sorgen. Bewerben kann sich grundsätzlich jeder Dorfladen, der mindestens eine schwarze Null erreicht, seinen Mitarbeitern Mindestlohn oder mehr zahlt, regionale Produkte im Angebot hat und pfiffiges Marketing betreibt.

Wohnortnahe Versorgung

Dorfläden sind gewerbliche Lebensmittelhandelsunternehmen, die aber in der Regel aufgrund bürgerschaftlichen oder kommunalen Engagements gegründet werden. Der „Fritzla“ bildet hier eine Besonderheit. Er ist der einzige privat geführte Dorfladen, der diese Auszeichnung bekommen hat. Hauptzweck ist die Aufrechterhaltung der wohnortnahen Lebensmittelversorgung in Dörfern oder manchmal auch Stadtteilen. Regelmäßig entfallen über 50 Prozent des Umsatzes auf regionale Lebensmittel und die Geschäfte kooperieren mit lokalen Handwerkern und Landwirten, beispielsweise beim Bezug von Back-, Fleisch- und Wurstwaren. Zudem übernehmen viele Dorfläden infrastrukturelle Dienstleistungen, etwa Post- und Bankdienstleistungen, Lieferservice für Arzneimittel, Dorfcafé als Treffpunkt oder die Zubereitung von Mittagsmenüs.

Bilder