Steinwiesen Graffiti-Kunst im Postgarten

Susanne Deuerling
Sprayer Alex zaubert herrlich leuchtende Farben mit seinen Spraydosen an die kahle Hauswand. Foto: Susanne Deuerling

Sprayer Alex Reuther schafft ein Kunstwerk auf einer Häuserwand: Es entsteht ein Hingucker in der Ortsmitte von Steinwiesen, der bald auch zum Verweilen einlädt.

 
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Es wird leicht kühler, die Straßenlaternen gehen an und im Postgarten beginnt ein geschäftiges Treiben. Ein geheimnisvolles Licht leuchtet, in diesem Schein schwebt eine Hebebühne in den Himmel und wie durch Magie zeigen sich Linien und Bilder auf der hohen Hauswand des ehemaligen Mallanik-Hauses – so oder ähnlich kann man sich die Aktivitäten in der Ortsmitte von Steinwiesen vorstellen, die nach Einbruch der Dunkelheit begonnen hatten.

Bei Tageslicht zeigt sich, dass zwar keine Mystik im Spiel ist, aber dafür ein begnadeter Graffiti-Künstler namens „Alex der Sprayer“ aus Coburg. Seit über 30 Jahren verschönert er Häuser, Mauern, Unterführungen und vieles mehr. In den Schlagzeilen war Alex Reuther, wie er mit vollem Namen heißt, im Zusammenhang mit dem „Hitler-Putin Wandbild“ in der Coburger Judenbergunterführung. Er ist auch für seine deutlichen Aussagen in Form seiner Bilder bekannt. Hier in Steinwiesen zeigt er seine Kunst an diesem großen Wandbild, zehn mal sieben Meter groß, ein Farbenspiel in leuchtendem Rot, Grün und anderen kräftigen Tönen. Die Aufschrift „Postgarten – Treffpunkt für Groß und Klein“ zeigt schon von weitem, um was es geht. Die Fernwirkung, das heißt, die Wirkung schon von weitem, ist enorm. Und eine öde weiße Hauswand erstrahlt in einem Glanz, der sich einprägt. Hier sei den Eigentümern des Hauses gedankt, die von dem Gedanken des Graffitis sofort begeistert und mit der Bemalung einverstanden waren. Dieses Wandbild bringt den neugestalteten Postgarten sofort in eine Stimmung, die mitreißt, die zum Lächeln anregt und Freude bringt.

Der Abschluss gen Norden im Postgarten war die weiße, nichtssagende Häuserwand. Was fehlte, war ein Abschluss, ein Hingucker. Und so holte Rainer Kober für dieses Projekt den Sprayer Alex ins Boot. Steffi Kober hat dann gemeinsam mit dem Künstler den Entwurf erarbeitet. Schließlich wurde mithilfe eines Projektors die Skizze an die Wand projiziert, die Konturen nachgezeichnet und schließlich ausgesprayt. Hört sich leicht an, so wie „Malen nach Zahlen“, ist aber Präzisionsarbeit, denn das Ergebnis sieht man eigentlich erst so richtig, wenn man weiter weg steht. An der Mauer muss man sich auf sein Können und seine Vorstellungskraft verlassen. In der großen Hitze war an Sprayen nicht zu denken, deshalb waren auch die Abend- und Nachtstunden gut ausgefüllt. „Die reine Sprayerzeit waren ungefähr 20 Stunden“, erklärt Sprayer Alex. Die Arbeit am Computer, sonstige Vorbereitungen nicht mitgerechnet. Aber es hat sich gelohnt, Stunde für Stunde konnte man die Fortschritte erkennen, Leute blieben staunend stehen, sahen zu und begeisterten sich bereits am unfertigen Objekt. Farbe für Farbe, Schicht für Schicht wurde aufgetragen, bis die Rosen im Sonnenschein leuchtend rot schon von weitem zu sehen waren. Die Jugendstilornamente und der weithin sichtbare Schriftzug sind wirklich ein „Hingucker“ im neu gestalteten Postgarten. Dieser wird nun den letzten Schliff erhalten.

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