Steinwiesen Protest am gedeckten Tisch

Susanne Deuerling
Ein gedeckter Tisch und ein gemachtes Bett, kombiniert mit einem guten Hygienekonzept, als Symbol für den stillen Protest des Hotel- und Gaststättengewerbes. Christoph und Caroline Wagner sowie Steinwiesens Bürgermeister Gerhard Wunder (von links) stehen voll hinter der Aktion. Foto: /Susanne Deuerling

Viele Gastronomen und Hoteliers stecken wegen des Lockdowns in einer existenzbedrohenden Lage. Dagegen wurde jetzt in Steinwiesen demonstriert.

 
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Steinwiesen - Seit Monaten steht in den Hotels und Gaststätten der Betrieb still. Seit Monaten laufen die Kosten weiter, ohne dass irgendwelche Einnahmen zu erwarten sind. Seit Monaten schwanken die Betroffenen jeden Tag zwischen Hoffen und Bangen. Wird man überleben? Kann man so einen langen Verdienstausfall irgendwie kompensieren? Was passiert mit den Mitarbeitern, wenn keine Löhne mehr gezahlt werden können? War alles umsonst, was man nach dem Lockdown im vergangenen Jahr investiert und eingebaut hatte? All diese Fragen stellen sich die gastronomischen Betriebe in dieser Zeit des Lockdowns.

Gerade jetzt, da wieder ein wenig gelockert wird und die Menschen die Isolation kaum mehr aushalten. Es sei unverständlich, dass man diese Branche nicht öffne, sagt Christoph Wagner, Geschäftsführer von Wagners Hotel. Im vergangenen Jahr habe man ein hervorragendes Hygienekonzept erarbeitet und durchgeführt. Gerade im Bereich der Gastronomie gelten ja schon immer hohe Standards, was Sauberkeit und Hygiene betrifft, sagt Wagner. In keinem anderen Gewerbe seien diese so ausgefeilt.

„Die Gastronomie ist nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung“, betont der Geschäftsführer. Gerade hier sei jederzeit nachvollziehbar, wer vor Ort gewesen sei. In anderen Bereichen des täglichen Lebens sei dies nicht immer so, etwa in Supermärkten. Hotelier Wagner hatte im vergangenen Jahr viel Verständnis für die Maßnahmen. Aber inzwischen sei es einfach unausweichlich, dass man mit dem Virus leben müsse, sagt er. „Wenn die Gastronomie und die Hotels sterben, dann stirbt der Tourismus. Und dann sterben auch die Gemeinden, die auf den Tourismus angewiesen sind. Und da ist auch unser Heimatort dabei“, meldet sich Bürgermeister Gerhard Wunder aus Steinwiesen zu Wort. Gerade jetzt, da der Tourismus wieder verstärkt den Frankenwald erobere, in Ferienwohnungen und -häuser sowie Übernachtungsmöglichkeiten investiert werde, brauche es eine funktionierende Gastronomie.

Nicht mehr nachvollziehbar

Für den CSU-Politiker sind viele Vorgaben und Maßnahmen der „großen Politik“ nicht mehr nachvollziehbar. Dass man trotz hervorragend erarbeiteter Hygienekonzepte eine ganze Branche am langen Arm verhungern lasse, sei einfach nicht sozial, sagt Wunder: „Es geht nicht nur um ein Hotel oder eine Gastwirtschaft. Es geht um Einnahmen für die Gemeinde, es geht um Arbeitsplätze und es geht um Existenzen.“ Etwa all die kleinen Geschäfte, die vom Tourismus profitieren. Die Lebensmittel-Lieferanten, die Firmen, die Arbeiten in und am Gebäude ausführen, und auch die Freizeiteinrichtungen wie das Erlebnisbad stünden am Abgrund, wenn sich nicht bald was ändere. Wie ein Puzzle fügten sich all diese Einzelteile zusammen. Nicht nur einer, sondern alle litten unter diesem Lockdown. Und so mancher komme danach nicht mehr auf die Beine und müsse aufgeben, befürchtet der Bürgermeister. „Das Versagen der großen Politik in gewissen Bereichen schlägt bis unten durch“, bekräftigt Wunder und plädiert dafür, dass der gesunde Menschenverstand öfters eingeschaltet wird und man nicht nur dem Herdentrieb folgen und alles mitmachen sollte.

Für das Team von Wagners Hotel, vom Geschäftsführer bis zum Auszubildenden, wird es langsam eng. Sie können nicht verstehen, warum trotz ihres ausgeklügelten Konzeptes nicht geöffnet werden darf. Zwar gebe es immer wieder Gäste, die sich nicht an die Vorgaben halten wollten, aber auch dieses Problem bekomme man in Griff. „Wir wollen endlich wieder für unsere Gäste da sein.“ Darin sind sich alle einig.

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