Steinwiesen Schöne neue Mitte

Susanne Deuerling
Das Koberhaus in Steinwiesen präsentiert sich runderneuert. Foto: Susanne Deuerling

Das Gerberhaus aus den 60er-Jahren stand lange Zeit für Moderne und Aufbruchstimmung im Oberen Rodachtal. Nach einer langen Zeit des Dornröschenschlafs will man nun an diese Erfolgsgeschichte anknüpfen. Verbunden ist die Auferstehung vor allem mit dem Mann, dem das nun eingeweihte „Koberhaus“ seinen Namen verdankt.

 
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Steinwiesen - Als Rainer Kober vor drei Jahren beschloss, in Steinwiesen etwas für die Gemeinschaft zu tun, konnte sich niemand so recht vorstellen, dass dies ausgerechnet im ehemaligen Gerberhaus gelingen könnte. Das Haus aus den 60er-Jahren, bereits im außergewöhnlichen Stil der 70er gebaut, liegt direkt im Ortskern und stellte eine enorme Herausforderung an den Investor und den beauftragten Architekten dar. Mit ins Boot kam der Caritasverband mit seinem Projekt „In der Heimat wohnen“ – und der Markt Steinwiesen. Das Experiment gelang – und soll noch weitere „Blüten“ treiben.

Der Vorteil des Gebäudes ist, dass es im Ort bekannt ist und die gesamte für ein schönes Leben notwendige Infrastruktur quasi vor der Haustür hat. Leider aber auch die Durchgangsstraße und den Verkehr. Aber auch hier könnte sich etwas ändern, eine 30er-Zone wurde vom Markt Steinwiesen bereits beantragt. Und es gibt in Zukunft noch den nahen Kobergarten, der über eine Nebenstraße problemlos in zwei Minuten zu erreichen ist und ein Treffpunkt für alle werden soll.

Am Freitag nun sollte das Koberhaus seiner Bestimmung übergeben werden, selbstverständlich nicht ohne den Schutz „von oben“. Die beiden Geistlichen Richard Reis und Hans-Peter Göll gingen in ihren Segensworten auf das Haus ein, nicht nur das aus Stein, sondern die Heimat – das Haus im Herzen. Nicht nur das Gebäude, sondern vor allem die Bewohner stellten sie unter den Schutz und Segen Gottes. Ein großes, handgeschnitztes Kreuz, das schon im Gerberhaus einen Ehrenplatz hatte, wurde noch einmal gesegnet und für alle sichtbar im Hausflur aufgehängt.

Viele werden sich noch an „den Gerber“ oder „das Gerberhaus“ erinnern, wie es früher war. Topmodern gebaut beherbergte es im Erdgeschoss das Haushaltswarengeschäft der Familie Müller und in der Werkstatt einen Sanitärbetrieb. Eigentlich gab es hier alles, vom Nagel bis zum Bügelbrett, weshalb es im Haus nur so wuselte – und das Gebäude schnell zu einem Identitätsstifter in Steinwiesen wurde. Nach der Schließung war nur noch die Etage im ersten Stock bewohnt. Das Haus versank etwas in den Dornröschenschlaf, aus dem es nun fulminant erwachte. „Es war eine Herausforderung“, gab Architekt Bernd Hüttner unumwunden zu. Bei dieser Architektur musste er alle Register ziehen. Neun Wohnungen und ein Dachgarten mit einem herrlichen Ausblick, auf dem Hochbeete entstehen, gibt es. Der Gemeinschaftsbereich mit großer Küche und Aufenthaltsraum soll ein Treffpunkt werden für die Mieter und alle Bürger.

Rainer Kober, Steinwiesener Unternehmer und schon seit langen Jahren Vorsitzender von „Kronach Creativ“, ist zusammen mit seinen Mitstreitern Cornelia Thron, Geschäftsführerin des Caritasverbandes, und Bürgermeister Gerhard Wunder aus Steinwiesen stolz auf das Geschaffene. Er bewundert Bernd Hüttner und seinen Bauleiter Jens Pohle, der es immer wieder geschafft habe, Handwerker zu organisieren, um den zeitlichen Rahmen wenigstens halbwegs halten zu können. Und Kober war stolz darauf, nun bei der Eröffnung sagen zu können, einen Mosaikstein beigetragen zu haben, um „eine Familiengemeinde in eine Gemeindefamilie“ sich entwickeln zu sehen.

Auch für Cornelia Thron war es ein Freudentag für alle Mutigen: „Die Menschen wollen heute wieder in die Heimat, nicht nur im Alter, auch schon die Jungen kommen wieder. Und das ist der Sinn des Projektes.“ Das Quartiersmanagement wird voraussichtlich im August starten und dann steht auch eine Informations- und Beratungsstelle zur Verfügung. Ebenfalls werden Veranstaltungen durchgeführt und dies alles nicht nur für die Mieter, sondern für alle Bürger im Ortsbereich Steinwiesen.

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