Sterbebegleiter Den Tod nicht als Tabu betrachten

Helmut Will
„Geburt und Tod sind die Ereignisse in unserem Leben, die uns tief in unserem Innersten berühren“, sagt Sterbebegleiterin Siglinde Krebs (hier im Gespräch mit Stefan Dünkel, Einrichtungsleiter des Seniorenheims St. Elisabeth in Ebern). Sie ist eine von rund 60 Hospizhelfern im Landkreis Haßberge, die von den Maltesern koordiniert werden. Foto: /Helmut Will/ Helmut Will

Rund 60 Hospizbegleiter, von Maroldsweisach bis in den Steigerwald, kümmern sich in den Haßbergen um Menschen in ihren letzten Stunden. Eine von ihnen ist Siglinde Krebs aus Ebern.

 
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Menschen, die es sich als ehrenamtliche Hospizbegleiter und -begleiterinnen zur Aufgabe gemacht haben, andere Menschen – die sie meistens vorher nicht gekannt haben – , in der Sterbephase zu begleiten: eine tolle Sache, darüber sind sich alle einig, mit denen man darüber spricht.

„Inzwischen gibt es fünf Gruppen, drei im Bereich Haßfurt, die das gesamte Maintal und den Steigerwald abdecken, eine Gruppe für den Bereich Ebern und eine für Maroldsweisach“, sagt Claudia Stadelmann, Koordinatorin des Hospizdienstes der Malteser im Kreis Haßberge. Derzeit sind es 60 Hospizbegleiter, davon acht Männer, wovon 40 bis 50 aktiv mit eingebunden sind, erläutert die Koordinatorin.

Eine aus dem Begleiter-Team ist Siglinde Krebs aus Ebern. Warum widmet man sich einer solchen Aufgabe? „Die Gründe dafür sind vermutlich so unterschiedlich wie die Charaktere der einzelnen Hospizhelfer“, sagt sie. „Ich habe als Grundschullehrerin mein ganzes Leben lang mit Kindern gearbeitet, und das mit Begeisterung. Aber nach meiner Pensionierung wollte ich noch einmal etwas anderes machen. Im familiären Umfeld hatte ich außerdem schon sehr viele Erfahrungen mit Sterben und Tod gemacht und hatte das Gefühl, dass ich mich in diesem Bereich sinnvoll einbringen könnte“, sagt die 69-Jährige. Gegenwärtig werden von den Maltesern um die 20 Begleitungen durchgeführt. Die Zusammenarbeit mit den Pflegern in Krankenhäusern und Altenheimen, wo die meisten Patienten sind, sei ganz hervorragend, sagt Claudia Stadelmann. Gerne kann die Hilfe für Sterbebegleitung bei ihr angefragt werden.

Nicht nur Händchenhalten

Dass die Hilfe wertvoll ist, bestätigt Stefan Dünkel, Leiter des Seniorenheims St. Elisabeth in Ebern. „Es ist extrem wichtig, dass es überhaupt so etwas gibt, weil man in der Pflege nicht so viel Zeit hat“, sagt er. „Da sind wir dankbar, wenn jemand da ist, der sich unseren Patienten widmet, der sich in der letzten Phase seines Lebens befindet“, so der Einrichtungsleiter. Sehr wichtig ist es für ihn zu wissen, dass die Begleiter der Malteser entsprechend ausgebildet und auf ihre anspruchsvolle Arbeit vorbereitet wurden. „Ihre Arbeit ist nicht nur Händchenhalten, sondern man muss auch mit den Bedürfnissen und Gefühlen der Menschen umgehen können“, so Dünkel und schaut Siglinde Krebs dabei dankbar an. Er ist überzeugt, dass sie und alle ihre Malteserkollegen diese Aufgabe hervorragend ausfüllen. „Für mich ist es ein gutes Gefühl zu wissen, wenn jemand bei unseren Patienten sitzt und sich kümmert“, so Stefan Dünkel.

Durch einen halbjährigen Vorbereitungskurs, der eine gründliche Ausbildung beinhaltet, wurde Sieglinde Krebs durch die Malteser vorbereitet. „Wir treffen uns einmal im Monat zur Supervision. Außerdem können wir uns mit Fragen und Problemen jederzeit an die zuständigen Verantwortlichen bei den Maltesern wenden“, sagt Siglinde Krebs. Da sei es leichter, Erlebtes für sich besser zu verarbeiten. Claudia Stadelmann ergänzt dazu, dass die Supervision mit einem externen Supervisor durchgeführt wird und auch die Gruppenmitglieder sich untereinander Unterstützung und Halt geben.

Ihre Kraft schöpft, so sagt Sieglinde Krebs, aus ihrem ausgeglichenen Familienleben, aus einer positiven und gelassenen Grundeinstellung und letztlich aus ihrem christlichen Glauben. Bei ihrer Arbeit müsse sie dem Sterbenden gegenüber Respekt und Empathie zeige, zuhören und sich auf dessen jeweiligen Bedürfnissen einlassen. Einmal kommt die Zeit, wo sich der Sterbende nicht mehr äußern kann, was dann? „Dann tut es fast allen gut, wenn jemand einfach da ist, die Hand hält, wertschätzend mit ihm spricht. Wenn jemand religiös ist, hilft es auch oft, ein Gebet zu sprechen oder mit leiser Stimme ein Lied vorzusingen“, erzählt Siglinde Krebs. Sie ist überzeugt, dass Sterbende bis zu einem gewissen Grad ihr Lebensende selbst bestimmen können. „Der Wille kann darüber entscheiden, dass ein Mensch beispielsweise noch abwartet, bis ein Angehöriger kommt oder auch geht.“

Die eigene Einstellung zum Tod

Todernst ginge es aus ihrer Erfahrung nicht immer zu, aber überwiegend. Es gebe Gelegenheiten bei denen man gemeinsam lache, aber das sei auch mit etwas Wehmut gemischt. Hat sich ihre eigene Einstellung zum eigenen Tod verändert? „Auf jeden Fall“, kommt die spontane Antwort der Sterbebegleiterin. „Meine Einstellung hat sich auch schon durch Erfahrungen, die ich in der eigenen Familie machen musste, verändert. Ich möchte so leben, dass ich am Ende mit mir im Reinen bin und gut loslassen kann. Außerdem glaube ich, dass der Tod ein Übergang in eine andere Daseinsform ist - wie auch immer die aussieht“, sagt sie. Jedenfalls möchte sie vor allem auch jüngeren Menschen Mut machen, den Tod nicht als Tabu zu betrachten, sondern sich auf dieses Thema einzulassen, wenn es in ihrem privaten Umfeld auf sie zukommt. „Geburt und Tod sind die Ereignisse in unserem Leben, die uns tief in unserem Innersten berühren“, sagt die erfahrende Sterbebegleiterin.

Claudia Stadelmann betont, dass man bei der Sterbebegleitung mit den Kirchen vertrauensvoll zusammen arbeite. Hier ergänze man sich gut und jeder leiste, was er in dieser Situation leisten könne. Auch mit Ärzten und Pflegekräften arbeite man gut zusammen, gemeinsam strebe man eine bessere Lebensqualität auf dem letzten Weg der Sterbenden an. Die Koordinatorin rät und ermutigt Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten zu erstellen und das Thema Tod zu Hause nicht zu tabuisieren. Die Malteser unterstützen nach den Worten von Claudia Stadelmann gerne beim Erstellen von Patientenverfügungen. Die Malteser in Haßfurt sind dort in der Promenade 37, oder telefonisch unter 09521/9529900 zu erreichen.

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