Stiftung in Königsberg Eine Maria für die Marienkirche

Gerold Snater

Eine Kopie des gotischen Originals schmückt nun die Königsberger Kirche. Gefertigt wurde sie von Bildhauer Harald Göbel aus Ummerstadt, gestiftet von Oswald Tränkenschuh.

 
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Eine neue Marienstatue schmückt in Zukunft die Marienkirche in Königsberg. Links Bildhauer Harald Göbel, rechts Stifter Oswald Tränkenschuh Foto: /Gerold Snater

Königsberg - Eigentlich passt der Name „Marienkirche“ in Königsberg nicht zu den evangelisch-lutherischen Gottesdiensten, die in dieser gefeiert werden. Denn Maria, die Mutter Jesu, wird in der evangelischen Kirche nicht im gleichen Ausmaß wie bei den Katholiken verehrt. Viele auswärtige Besucher Königsbergs wundern sich daher manchmal über die Namensgebung. Diese hat aber ihren Ursprung bereits im 15. Jahrhundert. Denn nach dem Baubeginn des Gotteshauses im Jahre 1397 auf den Fundamenten eines älteren Wehrbaus erfolgte 1432 die Weihe der Kirche ad „Sanctam Mariam“, zur Ehre Marias. 1449 wurde Königsberg eine selbstständige katholische Pfarrei, die nach der Reformation 1524 lutherisch wurde. Der Name „Marienkirche“ wurde nicht geändert und blieb bis heute.

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Doch beim genaueren Betrachten des großen Gotteshauses kann man an der östlichen Außenseite des Chorraumes eine Madonnenfigur entdecken, die dort auf dem einen noch besetzten Kragstein steht und so auch eine Berechtigung dafür ist, dass die Kirche den Namen Marienkirche trägt. Diese Figur stammt aus dem Jahr 1904 und wurde seinerzeit an Stelle der Originalfigur aus dem Jahr 1420 aufgestellt. Diese sehr alte Darstellung der Madonna mit dem Kind hatte sogar den Kirchenbrand im 30-jährigen Krieg 1640 überstanden. Sie wurde dann aber seinerzeit im Rahmen der Restaurierung und des Umbaus des Gotteshauses durch Professor Leopold Oelenheinz aus Coburg zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf die dortige Veste ins Museum gebracht und dort in der Kunstsammlung verwahrt. Sie wurde so vor einer weiteren Verwitterung geschützt und bleibt für Generationen erhalten.

Seit dem Lichtmesstag am vergangenen Mittwoch hat eine Marienstatue nun auch im Inneren der Marienkirche einen Platz erhalten. Denn in einem feierlichen Abendgottesdienst wurde dort eine neue Marienstatue von Pfarrer Peter Hohlweg und Pfarrerin Claudia Winterstein enthüllt. Gestiftet wurde diese von Oswald Tränkenschuh aus Königsberg. Für ihn war eine Äußerung des ehemaligen Bürgermeisters Rudolf Mett vor vielen Jahren zunächst der Anlass, dass die Marienstatue der Marienkirche nicht mehr auffindbar sei, sich auf die Suche nach ihr zu machen. Nachdem er dann die Statue gefunden hatte, entschloss er sich diese von einem Bildhauer wieder fertigen zu lassen. Er beauftragte damit Bildhauer Harald Göbel aus Ummerstadt im Landkreis Hildburghausen.

Im Gegensatz zum steinernen Original wurde die neue Figur aus Lindenholz gefertigt. Sie ist 126 Zentimeter hoch und rund 30 Kilogramm schwer. Harald Göbel hat sich dabei an der historischen Statue in der Kunstsammlung in Coburg orientiert.

Dass die Figur genau 126 Zentimeter hoch ist, ist auch darin begründet, dass die Zahl 126 eine besondere Zahl in der Einteilung der Erde nach Zeit und Maß ist, so erklärt Tränkenschuh die Größe der Figur.

Harald Göbel ist, wie er selbst von sich sagt, Bildhauer und kein Steinmetz. Die Arbeit an der Marienstatue hat er nicht ohne besondere Gefühle verrichtet. Er schreibt dazu: „Ich bin sehr mit Mutter Erde verbunden. Bei der Arbeit an der Figur hatte ich oft diese Bild vor mir: Mutter Erde nährt und liebt uns und ist ein lebendiges und beseeltes Wesen. Im Schaffensprozess an der Marienfigur hat sich mir das immer wieder gezeigt und es hat mich sehr berührt in meinem Tun. Wir Menschen gehen im Moment nicht achtsam mit der Erde um. Das Thema Nachhaltigkeit und Klimawandel ist ja gerade sehr im Fokus.“

Mit der Aufstellung einer neuen Marienstatue im Gotteshaus wurde die Aufnahme der evangelischen Marienkirche als Station auf dem ausgeschilderten Marienweg noch mehr gerechtfertigt als vorher. Zudem ist die an betrachtenswerten Sehenswürdigkeiten reiche Marienkirche in Königsberg damit um eine weitere Besonderheit reicher geworden, die dort zu den normalen Tageszeiten betrachtet werden kann.