Strafverfahren gegen Raser Illegales Rennen vor Einkaufszentrum

Mathias Mathes
Die Richterin ließ Milde walten und bot eine Verfahrenseinstellung gegen eine Geldbuße an. Die Beschuldigten müssen jeweils 1500 Euro Bußgeld zahlen. Foto: picture alliance/dpa/Biczysko

Zwei junge Männer düsen mit ihren Autos über einen Parkplatz in Sonneberg. Deshalb standen sie nun vor dem Amtsgericht Coburg. Sie kommen glimpflich davon

 
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Coburg – Jugendlicher Leichtsinn kann teuer kommen. Das mussten zwei junge Männer, die zu sehr auf Gaspedal gedrückt hatten, am Dienstag am Coburger Amtsgericht erfahren. In Sonneberg, in unmittelbarer Nähe zur Nachbarstadt Neustadt, liegt das Marktkauf-Einkaufszentrum. Nach der Aussage eines der Beschuldigten kommen auf dem weitläufigen Areal immer wieder Gruppen von jungen Leuten zusammen. Dort hat sich der aus dem thüringischen Heubisch stammende W. vor gut einem Jahr mit seinem Bekannten, einem 20-jährigen Auszubildenden aus Coburg, getroffen. Beide sahen sich jetzt vor Gericht dem Vorwurf ausgesetzt, sich auf dem Parkplatz vor dem Verbrauchermarkt ein Autorennen geliefert und dabei Passanten gefährdet zu haben.

Mit ehrfurchtgebietenden Boliden oder extrem getunten Autos waren die Angeklagten jedoch nicht unterwegs, wie ein von einem Zeugen gemachtes Handy-Video zeigt. Vielmehr traten ein Opel Corsa und ein Dacia gegeneinander an. „Es war ja auch kein richtiges Rennen“, erklärte der junge Mann aus Heubisch, der wie sein Kumpel ohne Verteidiger vor Richterin Jensch erschienen war. Was es denn dann gewesen sei, fragte die Richterin. „Wir haben uns nicht viel dabei gedacht, es war eine Dummheit“, meinte der 20-Jährige. Zu den „Tuner-Gruppen“, die sich auch auf dem Parkplatz treffen, wollen die beiden nicht gehören. Sie hätten gar kein Geld, um ein Auto richtig aufzumotzen.

Die Stimmung sei etwas übermütig gewesen, weil einer der Beschuldigten gerade die Zusage für eine neue Arbeitsstelle bekommen habe. „Mein Kumpel hat dann mal aufs Gas getreten und ich dann auch“, so der Auszubildende. Der Haken: Nach dem Start mit quietschenden Reifen schürten die beiden in ihren Kleinwagen jeweils auf einem Durchfahrtsstreifen zwischen den Parkreihen in Richtung Einkaufszentrum. Von Tempo 20 oder gar Schrittgeschwindigkeit, wie auf einem stark frequentierten Parkplatz angemessen, sei keine Rede gewesen, berichtete ein Zeuge, ein Polizist, der zufällig privat mit seiner Familie beim Einkaufen gewesen war. Die Geschwindigkeit der beiden sei allerdings schwer einzuschätzen gewesen. Der Zeuge ging von einem Tempo zwischen 50 und 70 Stundenkilometern aus.

Dem Zeugen sei, während er seinen Einkauf in den Wagen lud, aufgefallen, dass mehrfach junge Leute mit ihren Autos über die Durchfahrten bretterten. Auch andere Besucher des Verbrauchermarkts seien auf das Treiben aufmerksam geworden und hätten ihren Unmut geäußert. Er habe daraufhin seine Kollegen verständigt. Den kurz darauf eingetroffenen Polizisten zeigte ein anderer Zeuge dann das Video mit dem Dacia und dem Corsa.

Vor Gericht zeigten sich die beiden Angeklagten ziemlich zerknirscht. „Sie erkennen beide selbst, dass sie Mist gebaut haben“, meinte Richterin Jensch. Schließlich gefährde eine solche Fahrweise auf einem Supermarktparkplatz andere Menschen. Dem wollten die beiden jungen Männer nichts mehr hinzufügen. Es ging jetzt nur noch darum, wie das verbotene Kräftemessen mittels Bleifuß geahndet werden sollte. Eine Geldstrafe, gemeinnützige Arbeit und der Führerscheinentzug standen im Raum.

Schnell war klar, dass ein Führerscheinentzug in Folge einer Verurteilung die beiden am härtesten treffen würde. Denn sie fahren mit ihren Autos zur Arbeit. Die Richterin ließ Milde walten und bot eine Verfahrenseinstellung gegen eine Geldbuße an, ein Vorgehen, mit dem sich auch Staatsanwältin Saam einverstanden zeigte. Die Beschuldigten müssen jeweils 1500 Euro Bußgeld zahlen. Und auch wenn das „Rennen“ damit zu einer ziemlich teuren Dummheit wurde, waren beide doch sichtlich erleichtert, dass sie ihren Führerschein behalten durften.

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