Manipulation? Oft steckt eine erlernte Inkompetenz hinter dem Verhalten
Teilweise wird es als bewusste und daher manipulative Strategie beschrieben, die von Menschen angewandt wird, um sich zukünftig Arbeit zu ersparen, auf die sie keine Lust haben. Die meisten Psychologen gehen aber davon aus, dass es sich meistens um eine unbewusste, erlernte Strategie handelt. Studien dazu gibt es bisher nicht, weshalb das Phänomen auch wissenschaftlich nicht untersucht ist.
Vielmehr existiert in der wissenschaftlichen Psychologie nämlich das Konzept der erlernten Hilflosigkeit. Dies bedeutet, dass Betroffene verlernt haben, ihrem eigenen Handlungsvermögen zu vertrauen. Das passiert beispielsweise dann, wenn man nach einer Aufgabe völlig willkürlich eine Belohnung oder eine Bestrafung erhält – oder sogar immer bestraft wird. Diese Dynamik endet in Passivität.
Häufig haben zum Beispiel die Eltern schwierige Aufgaben abgenommen und dem Kind vermittelt, dass es diese ohnehin nicht kann. Dinge zu vermeiden, wurde daher als eine positive Erfahrung abgespeichert. Viele tendieren dann auch im Erwachsenenalter weiter dazu, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen.
Dahinter können aber gerade in Paarbeziehungen oft auch sehr konservative Rollenbilder stecken. So ist es eben selten so, dass Frauen als geborene Mutter oder Köchin auf die Welt kommen. Auch sie müssen erst lernen, wie man ein Kind großzieht oder die Waschmaschine bedient. In vielen Beziehungen führt es daher zu immer wiederkehrenden Diskussionen, wenn eine Partei sich weigert, bestimmte Aufgaben zu übernehmen oder zu erlernen. Allerdings hat es auch negative Konsequenzen für den Vermeidenden: Neue Dinge zu lernen, gibt uns Selbstvertrauen.
Aber wie kann man jemand unterstützen, der bisher sehr gut von seiner strategischen Inkompetenz profitiert?
- Der erste Schritt ist offene Kommunikation darüber, dass man sich auf Dauer ausgenutzt fühlt – und dass man die Strategie durchschaut.
- Eine Liste, wer welche Dinge im Haushalt macht, kann hilfreich sein, um Transparenz für beide zu vermitteln. Wer macht was und wie viel?
- Die Zuständigkeiten kann man auch immer wieder neu aufteilen, so dass jeder auch mal unliebsame Dinge erledigen muss und lernt, diese alleine zu bewältigen.
Denn, wer unliebsame Aufgaben nie ausprobiert und daher auch alleine nicht bewältigt, ist letztlich auch immer abhängig und hat wenig Kontrolle über das eigene Leben. Und im Supermarkt einzukaufen oder eine Glühbirne zu tauschen, ist nun wahrlich keine Raketenwissenschaft.