„Straubs Musikladen“ Retro-Party mit Impro-Charme

du

Spontan, entspannt und total tanzbar: In „Straubs Musikladen“ gibt’s Pop, Plauderei und eine Überraschung für Fans der Rocky Horror Show.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Aus der Nummer kommt er nicht mehr raus. Die Bude voll, die Stimmung top, die Tanzlust riesig und der Wunsch einhellig: unbedingt fortsetzen – und zwar bald! Mit „Straubs Musikladen“ hat Coburgs Schauspieldirektor eine klaffende Marktlücke getroffen, die alle nervt, die popaffin, tanzbegeistert und nicht mehr im engeren Sinne jung sind. Schon der erste Nostalgietrip in der Reithalle 2017 bewegte Herz und Leber: Mit dem Schauspieler Stephan Mertl schwelgte Matthias Straub damals in rockigen Erinnerungen, fortschreitend stimuliert von Klassikern aus Plattenschrank und Cocktailbar.

Diesmal hat er eigentlich die Sängerin Cora Pavelic als Co-DJane und Plauderpartnerin eingeladen – doch die gerade durchs Landestheater fegende Krankheitswelle hat auch sie erwischt. So springen kurzerhand Lilian Prent und Florian Graf in die Bresche und ins kalte Wasser. „Wir haben keine Ahnung, was hier passiert!“, verkündet Straub absolut glaubhaft; dieses Talk & Dance-Format hat mit Theater nun mal nur am Rande zu tun – und besitzt doch deutlich mehr Flair und Charme als „nur Party“.

Spontan und ungezwungen lassen sich die drei Retro-Animateure durch Pop-Epochen treiben, die zwei von ihnen nur aus dem elterlichen CD-Regal kennen. Im Multi-Generationen-Publikum hingegen weckt die Titelmelodie des ARD-Musikladens (1972-1984) durchaus noch Erinnerungen. Dessen Moderator Manfred Sexauer stammte wie Matthias Straub aus Baden-Baden – „dem Ursprung der Kultur überhaupt“, wie der Schauspielchef behauptet und belegt: Auch die Coburger Kapellmeister Johannes Braun und Roland Fister sind Söhne der Festspielstadt – sowie die jüngst verblichene Stimmungsschlagerkanone Herbert Anton Bloeth alias Tony Marshall.

Als waschechter Wiener (11. Bezirk, direkt am Zentralfriedhof) kann Florian Graf lokalpatriotisch locker mithalten: Falco lief ihm schon in der Kindheit über den Weg und prägte neben Danzer und Grönemeyer auch seinen Musikgeschmack. Als Punk- und Metal-Fan outet sich die Niederbayerin Lilian Prent, die beim Eurovision-Vorentschied am 3. März ihrer ehemaligen Band die Daumen drückt: „Lonely Spring“ will Deutschland in Liverpool vertreten.

In Straubs Musikladen haben es die Jungs noch nicht geschafft: Hier gehen die Evergreens aus den 60ern- bis 90ern ins Blut und in die Beine. Ganz Mutige kosten sogar kühne Kultgetränke aus jener Zeit – vom Touchdown bis zur „Kalten Muschi“.

Kult-Alarm!

Die Rocky Horror Show kommt ins Globe
Eigentlich ist der Spielplan 2023/24 noch top secret – doch zu fortgeschrittener Partystunde ließ Matthias Straub die Katze aus dem Sack bzw. den Rocky aus der Retorte: Mit dem kultigen „Time Warp“ gab er einen deutlichen Hinweis auf ein Highlight im Globe-Programm: Die Rocky Horror Show wird im April 2024 die Lamellen zittern lassen am neuen Theaterrund. Das schrille Musical hat Coburger Theatergeschichte geschrieben: 1991 feierte das Publikum derart ausgelassen mit Dr. Frank N. Furter Co. , dass besorgte Bürger um die Statik des historischen Haues und den Erhalt der abendländischen Kultur bangten. Um sie und die Ränge vor dem Kollaps zu bewahren und die Fans dennoch glücklich zu machen, wurde die Show zunächst abgesetzt und im Folgejahr auf dem Schlossplatz präsentiert – das war die Geburtsstunde der der großen Coburger Open-Airs. Das Event machte auch überregional Schlagzeilen – nicht zuletzt dank des luftigen Outfits der damaligen SPD-Landesvorsitzenden Renate Schmidt. du

https://www.np-coburg.de/inhalt.feuilleton-als-der-schlossplatz-rocken-lernte.8a6a0bd8-5f78-4e11-a7d3-4d578fb8307c.html

Bilder