Street Art in Coburg Das Ernestinum darf bunter werden

Der Schulhof des Ernestinum. Auch hier wollen die Schüler kreativ tätig werden – allerdings nicht auf dem Pflaster. Foto: Frank Wunderatsch

Der Bausenat ebnet den Weg für Street Art von Schülern der Oberstufe. Und betont ausdrücklich, dass solche Initiativen in der ganzen Stadt willkommen sind.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Mit Fassadengestaltung ist das in Coburg so eine Sache. Schnell kann daraus ein Politikum werden, wie der Streit um das royale Wandbild am Albertsplatz in diesem Jahre gezeigt hat. Am Ende wurde dann doch alles gut – zumindest für die Befürworter der Malerei. Und die Kritiker hatten am Mittwoch noch einmal im Bausenat Gelegenheit, ihre Abneigung kundzutun. Dort ging es jedoch um einen ganz anderen Vorschlag:

Im P-Seminar der Kunst- und Englischlehrerin Andrea Rips setzen sich seit Februar dieses Jahres Schülerinnen und Schüler des Ernestinums mit dem Thema Street Art, also Straßenkunst, auseinander. Und das nicht nur auf dem Papier, sondern mit Projekten vor Ort. „Ursprünglich hatten sie vor, Spots im Coburger Stadtzentrum zu gestalten“, erinnert sie sich. Aber als klar gewesen sei, dass eine Genehmigung wohl entsprechend lange dauern würde, sei man auf das Schulgelände des Ernestinums ausgewichen. Die Ideen der Schüler sehen unter anderem ein aufgesprühtes Schachspielfeld für den Schulhof sowie eine Gestaltung für Treppenstufen vor. Außerdem Mülleimer, die zu Krümelmonstern umgebaut werden sowie Ideen für die Giebelwand der Schulturnhalle.

Weil Hochbauamt und Stadtplanung bei einigen Skizzen bereits Sorge um den Naturstein sowie das Pflaster auf dem Schulhof hatten, wurden vonseiten der Schüler schon Alternativen erarbeitet. So würde man auf dem Schulhof zum Beispiel nicht direkt auf die Sandsteine sprühen, sondern Acrylglas nutzen, betonte Andrea Rips. „Grundsätzlich soll jede unserer Gestaltungen reversibel sein und nichts zerstören“, versicherte sie. Und was das aufgebrachte Spielfeld angeht – was nicht unbedingt ein Schachfeld sein müsste –, könne man Bereiche ohne Pflaster nutzen. Nicht abweichen wollte man jedoch von der Idee, die unansehnliche Turnhalle optisch zu verschönern. „Da bietet sich eigentlich die gesamte Halle an. Sie ist ein echter Dorn im Auge der Schüler“, erklärte Andrea Rips. Die beteiligten Ämter schlugen jedoch eine Begrünung vor und mahnten an, dass auch Passanten außerhalb des Schulgeländes die Gestaltung wahrnehmen würden. „Der Vorschlag der Verwaltung zur Begrünung überzeugt mich nicht“, entgegnete jedoch Christian Müller (CSB). Vielmehr sei er begeistert davon, „dass sich junge Menschen solche Gedanken machen“. „Ich habe lieber Kunst junger Menschen als ein kitschiges Wandbild am Albertsplatz“, bekannte Müller. Und Andrea Rips ermutigte er: „Gehen Sie da ran!“ Zustimmung zum Projekt kam auch von Birgit Weber (CSU), die erinnerte, dass man am Albertsplatz „einen Topf“ aufgemacht hat. „Es war klar, dass jetzt Projekte folgen werden“, so die Stadträtin. Gleichzeitig schlug sie vor, dass solche P-Seminare künftig auch Kontakt zu den Stadtmachern aufnehmen könnten. „Warum zum Beispiel nicht mal mitten in der Stadt ein solches Spielfeld aufmachen?“, fragte sie.

Petra Schneider (SPD) bat darum, dass sich die Schüler eine handwerkliche Expertise mit ins Boot holen. „Grundsätzlich freue ich mich aber darauf, dass die Schulen so etwas nun angehen.“ Es sei ein Unterschied, ob man an einer denkmalgeschützten Fassade wie der am Albertsplatz ein Bild anbringe oder eine triste Fassade an einer Turnhalle verschönere, erklärte sie. Wie Peter Kammerscheid (Pro Coburg) konnte sich Petra Schneider daran erinnern, dass man vor vielen Jahren eine ähnliche Idee des Gymnasiums Casimirianum im Senat abgelehnt hatte. Eine Zustimmung sei notwendig, „um auch andere Schulen zu motivieren, dass sich auch dort etwas tut“, so Kammerscheid.

„Das nächste P-Seminar darf sich gerne mal die Stadt vornehmen“, schlug Wolfram Haupt (Grüne) vor. Er könne sich vorstellen, dass auch die Treppe zwischen Mauer und Webergasse mit Street Art aufgewertet wird. Und Barbara Kammerscheid (CSU) bat darum, dass die Schüler Senioren als Zielgruppe nicht vergessen. „Auch die treffen sich gerne mal zum Spielen auf einem Schachfeld.“ Einstimmig gab es daher grünes Licht für die Street Art am Ernestinum.

Autor

Bilder