Streit in der Coburger Mohrenstraße Semmelbröselkrieg um Brötchentaste

Norbert Klüglein
Das Zusatzschild muss weg: Stefan Wegner vom CEB entfernt die Gebrauchsanleitung des Chinesen für die Brötchentaste. Foto: Norbert Klüglein

„Der Chinese“ in der Mohrenstraße schreibt eine eigene Bedienungsanleitung für den Parkscheinautomaten vor der Tür. Die Stadt will das nicht dulden.

 
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Coburg - Eigentlich ist die Idee von Wastl Steinhäußer, selbst ernannter Marketing-Chef des chinesischen Schnellimbisses in der Mohrenstraße, ganz pfiffig. Auf einem DIN-A4-Blatt erläutert er übersichtlich die Funktion einer sogenannten Brötchentaste: „Kein Geld einwerfen. Grüne Taste drücken. Parkschein kommt“, heißt es da. Hat der Automat erst mal den begehrten Papierstreifen ausgespuckt, dürfen Autofahrer 20 Minuten lang kostenlos am Rand der Einkaufsstraße parken. Etwa um die bestellten Frühlingsrollen abzuholen.

„Die Stadt weist von sich aus viel zu wenig auf diese Möglichkeit hin“, argumentiert Steinhäußer. Der Handel und die Gastronomie benötigten gerade jetzt in der Corona-Zeit jede Unterstützung vonseiten der Kommune, die sie bekommen könnten. Die knapp gehaltene Bedienungsanleitung im Sichtfenster des Parkscheinautomaten hält der Werbefachmann für viel zu unauffällig und sprachlich zu nah am Behördendeutsch formuliert. Deshalb habe er zur Selbsthilfe gegriffen.

Dumm nur, dass Steinhäußer seine Gebrauchsanleitung mit Kabelbindern an einem Straßenschild festgemacht hat. Zwar optimal platziert, aber ganz offensichtlich ordnungswidrig. „Das verstößt gegen die Straßenverkehrsordnung. Die Gebrauchsanleitung muss weg“, erklärt Dienstagfrüh Stefan Wegner vom Schildertrupp des CEB, zieht seine Beißzange aus dem Blaumann und knipst zum Leidwesen des Marketing-Chefs dessen Infoblatt herunter.

„Es war ja eine ganz charmante Idee“, räumt Stadt-Pressesprecher Louay Yassin ein, der am Dienstag zusammen mit Medienvertretern dem hoheitlichen Akt beiwohnt. „Aber leider können wir keine Ausnahmen erlauben. Die Straßenverkehrsordnung ist da ziemlich eindeutig und lässt es nicht zu, dass an Verkehrsschildern private Hinweistafeln angebracht werden.“ Der Ordnung halber weist Yassin noch darauf hin, dass dies ja keine städtische Verordnung, sondern Bundesrecht sei. CEB-Mitarbeiter Wegner nickt bestätigend: „Wir müssen alles entfernen, was an Verkehrszeichen oder Verkehrsanlagen unerlaubt angebracht wurde.“

Das sieht Wastl Steinhäußer allerdings völlig anders: „Ich werde mein Hinweisschild immer wieder anbringen. Und wenn ihr das fünfmal am Tag abnehmt, dann häng ich es sechsmal hin“, wirft er den Vertretern der Kommune unversöhnlich an den Kopf.

Könnte vielleicht das von Stadtsprecher Yassin selbstentworfene Symbol – ein Foto frischer Backwaren mit der Aufschrift „Taste“ – die Wogen im Semmelbröselkrieg glätten? Man weiß es nicht. Angesichts der argumentativen Übermacht der städtischen Mitarbeiter verlässt Werbefachmann Steinhäußer schließlich wortlos die Szene.

Zurück bleiben CEB und Ordnungsamt, die bemüht sind nicht auf dem schwarzen Peter sitzen zu bleiben. „Parkscheinautomaten mit Brötchentaste gibt es ja nicht erst seit ein paar Tagen in Coburg“, erklärt Susanne Wittman von der Straßenverkehrsbehörde. Bereits seit 2019 könnten Verkehrsteilnehmer in Ketschengasse und Webergasse für kurze Zeit parken, ohne dafür Münzen herauskramen zu müssen. „Nur bitte ordnungsgemäß sollte es sein“, appelliert die Vertreterin des Ordnungsamts an die Autofahrerinnen und Autofahrer.

Ein legal erworbener Parkschein legitimiere das illegale Parken in der zweiten Reihe auf keinen Fall. „Da verengt man die Straße und bereitet den Busfahrern und dem Lieferverkehr erhebliche Probleme“, mahnt Wittmann.

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