Studenten lernen im Freibad Eine etwas andere Vorlesung

Sabine Weinbeer
In voller Kleidung zu schwimmen war auch für die angehenden Sportlehrer erst einmal ungewohnt – und natürlich viel anstrengender, als nur mit Badekleidung. Foto: /Sabine Weinbeer

So schnell wird man Uni-Standort: In Eltmann trainieren 45 Studenten der Universität Bamberg für das Deutsche Rettungsschwimmerabzeichen in Bronze.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Eltmann - „Manchmal ist hier abends mehr los, als während der Öffnungszeiten“ lacht Eltmanns Bürgermeister Michael Ziegler. Er steht im Städtischen Freibad, das eigentlich schon geschlossen ist. Regelmäßig trainiert hier der Tauchklub, die Mitglieder sind schon in ihre Neopren-Anzüge geschlüpft und prüfen ihre Atemautomaten. Doch zu ihnen gesellen sich an diesem Abend weitere 45 junge Leute – Studenten der Uni Bamberg, die hier heute eine ganz besondere „Vorlesung“ haben. „Rettungsschwimmen“ steht auf dem Plan.

Die meisten der jungen Frauen und Männer wollen Sportlehrer werden, einige von ihnen Diplom-Pädagogen. Allen ist eines gemeinsam: Für ihren künftigen Beruf benötigen sie mindestens das Deutsche Rettungsschwimmerabzeichen in Bronze. Normalerweise machen das die Bamberger Studenten bei der DLRG in Bamberg. „Die hatten aber wohl heuer ein Problem, ein Bad für die Einheiten zu bekommen und so hat sich Professor Voll an uns, die Wasserwacht Eltmann, gewandt“, erklärt Werner Oberreuter, den außergewöhnlichen Lehrgang.

Lena Gehring, ebenfalls angehende Sportlehrerin aus Oberaurach, hatte ihren Rettungsschwimmer schon vor einiger Zeit in Eltmann gemacht und gab dem Professor den entscheidenden Tipp. Der war sehr erleichtert, als Werner Oberreuter zusagte. „Allerdings hab ich erst mal Verstärkung gebraucht. Günter Scheid und ich als Ausbilder schaffen ja eine solche Zahl an Kursteilnehmern gar nicht.“ Schnell hatte er Peter Kuhn von der Wasserwacht Zeil-Sand und Petra Schmitt aus Hofheim mit an Bord. „Und die Stadt Eltmann stellt natürlich gerne das Bad für einen solchen Zweck zur Verfügung. So schnell wird man Uni-Standort“, grinst Bürgermeister Michael Ziegler. Zwei Wochen verbrachten die Studierenden in Eltmann für Theorie und Praxis. Außerdem benötigen sie einen aktuellen Erste-Hilfe-Kurs, die Herz-Lungen-Wiederbelebung gehört als Prüfungskriterium zum Rettungsschwimmer-Abzeichen dazu.

Die Praxis barg auch für angehende Sportlehrer die eine oder andere Herausforderung. Werner Oberreuter hatte gleich einige „entlarvt“, für die Schwimmen offenbar nicht die Lieblingssportart ist. So galt es zunächst, in verschiedenen Lagen insgesamt 200 Meter zu schwimmen – unter anderem in Rückenlage ohne Armtätigkeit, verschiedene Sprünge aus einem Meter zu absolvieren und tief zu tauchen.

Den ersten Aha-Effekt gab es für viele, als sie bekleidet auf die 100 Meter gingen. „Das ist schon, als ob einer zieht“, meinte gleich der erste Starter. Nach der Strecke musste der Jogginganzug dann im Wasser ausgezogen und an Land geworfen werden. In zwei verschiedenen Varianten – schieben und ziehen – musste das Transportschwimmen praktiziert werden. In der Übungssituation ließen sich die „Geretteten“ problemlos an den Beckenrand bringen. Weil das im Ernstfall oft ganz anders aussieht, Ertrinkende um sich schlagen oder klammern und damit die Retter ebenfalls in Gefahr bringen können, zeigten die Prüfer natürlich auch Befreiungsgriffe, mit denen die Hände des zu Rettenden gefasst und gleichzeitig das Gesicht über Wasser gehalten wird.

16 Unterrichtseinheiten sind insgesamt zu meistern. „Geschenkt wird einem da nichts“, lacht Werner Oberreuter, denn schließlich geht es um die Sicherheit der künftigen Schülerinnen und Schüler. Natürlich nutzte er die Schulung der angehenden Lehrkräfte auch für den Appell, jede Möglichkeit zu nutzen, um Kindern das Schwimmen beizubringen, da schon vor Corona immer mehr Kinder nicht oder nur schlecht schwimmen lernten. Am Studierenden-Lehrgang in Eltmann sieht man, dass die Wasserwacht alles in ihrer Macht stehende tut, um diesem Trend erfolgreich entgegenzuwirken.

Bilder