Dabei würden sich Mütter gern mehr mit bezahlter Arbeit beschäftigen: Jede vierte erwerbstätige Mutter gab an, dass sie gern mehr Zeit für ihre Erwerbstätigkeit hätte. Demgegenüber würde jeder vierte Vater lieber weniger Zeit mit der Erwerbstätigkeit verbringen und sich stattdessen lieber anderen Dingen widmen.
Eltern leisten mehr Arbeit als Elternlose
Der Umfang der geleisteten Arbeit von Erwachsenen ist laut Studie abhängig davon, ob sie in einem Haushalt mit oder ohne Kinder leben. Elternteile, sowohl Alleinerziehende als auch Paare mit Kindern, arbeiten im Schnitt 57 Stunden pro Woche. Damit leisten Eltern etwa 11 Stunden mehr Arbeit als kinderlose Erwachsene. Besonders groß ist hier der Unterschied bei den Männern: Väter arbeiten im Schnitt 12 Stunden mehr pro Woche als Männer ohne Kinder.
Insgesamt leisten Mütter kleiner Kinder weniger Erwerbsarbeit als Frauen ohne Kinder im Haushalt. "Stattdessen werden Kinderbetreuung und Haushaltsführung vor allem in den ersten Lebensjahren der Kinder vorrangig von den Müttern übernommen, während Väter tendenziell die traditionelle Rolle des Hauptverdieners einnehmen", hieß es vom Statistischen Bundesamt.
Familienministerin Paus kritisiert ungleiche Verteilung
Familienministerin Lisa Paus (Grüne) kritisierte die ungleiche Verteilung der Sorgearbeit: "Für Frauen bedeutet das meist: ein geringeres Gehalt, weniger berufliche Chancen und eine prekäre Alterssicherung." Es sei wichtig, dass Frauen wirtschaftlich auf eigenen Beinen stünden. Das gelinge aber nur, wenn Frauen und Männer unbezahlte Sorgearbeit gemeinsam übernähmen. "Daher investieren wir weiter in den Ausbau und die Qualität der Kindertagesbetreuung", sagte Paus.
Die Frauenrechtsorganisation der Vereinten Nationen forderte eine Aufwertung der Sorgearbeit. "Professionelle Sorgearbeit muss endlich finanziell aufgewertet werden und unbezahlte Sorgearbeit muss gesellschaftlich anerkannt und fair verteilt werden", sagte die Vorsitzende der UN Women Deutschland, Elke Ferner. Auch das Zukunftsforum Familie forderte von der Bundesregierung bessere Rahmenbedingungen, um Frauen und Männern eine fairere Aufteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit zu erleichtern, und mehr Unterstützung für die Pflege.
Einsamkeit erstmals Thema in der Erhebung
Zum ersten Mal wurde in der Erhebung auch das Thema Einsamkeit adressiert. Laut Studie fühlt sich jede sechste Person in Deutschland einsam, demnach knapp 12 Millionen Menschen. Am stärksten betroffen sind junge Erwachsene von 18 bis 29 Jahren - hier fühlt sich jede vierte Person einsam. Außerdem fühlen sich Frauen tendenziell einsamer als Männer.
Das Statistische Bundesamt erfasst im zehnjährigen Turnus, wie die Menschen in Deutschland ihre Zeit verbringen. Bei der Erhebung 2022 wurden rund 10.000 Haushalte mit 20.000 Menschen ab 10 Jahren auf freiwilliger Basis an drei vorgegebenen Tagen (davon zwei Wochentage und ein Tag am Wochenende) aufgefordert, ihre verbrachte Zeit in 10-Minuten-Schritten in einem Zeit-Tagebuch oder in einer App festzuhalten.