Surfstation Endlich drin statt draußen

Heike Schülein
Die Caritas-Sozialpädagoginnen Andrea Wild und Birgit Weickert freuen sich, mit der Surfstation einen Baustein zur Vervollständigung des Hilfenetzwerkes anbieten zu können. Foto: /Heike Schülein

Nicht jeder Mensch hat daheim Zugang zum Internet, nicht jeder kennt sich damit gut aus: Die Kronacher Caritas bietet nun all diesen Menschen mit einer Surfstation Hilfe an.

 
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Kronach - Menschen, denen der Zugang zu digitalen Angeboten erschwert ist, die Nutzung zu erleichtern, das möchte das Projekt „Digitale Bildung und Teilhabe“, das der Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg zu seinem 100-jährigen Bestehen auf den Weg gebracht hat. Im Rahmen des Projekts fördert er Maßnahmen vor Ort, den Menschen Hilfestellung leisten, die in unserer zunehmend digitalisierten Welt benachteiligt sind. In der ersten von zwei Antragsrunden hat eine Jury zwölf Maßnahmen ausgewählt, die eine Förderung erhalten, darunter auch das neue Angebot einer Surfstation des Kronacher Caritasverbands.

„Zunehmend müssen Menschen zu digitalem Handeln in der Lage sein. Die Agenturen für Arbeit, Jobcenter, Krankenkassen stellen ihre Angebote vermehrt in digitalisierter Form zur Verfügung. Anträge auf Leistungen nach dem SGB II werden ebenso wie die Kundenverwaltung in den Jobcentern digitalisiert“, erklärt Caritas-Kreisgeschäftsführerin Cornelia Thron, dass die Digitalisierung gerade auch im Zuge der Corona-Pandemie einen weiteren Schub erfahren habe. Ein Antrag auf Sozialleistungen, das Erstellen von Bewerbungsunterlagen, das Verfassen eines Schriftstücks seien für viele Menschen per se schwierig; würden durch die zunehmende Umstellung auf Online-Formulare nunmehr aber oft zum schier unüberwindbaren Hindernis.

Dem möchte die Soziale Beratungsstelle des Caritasverbands für den Landkreis Kronach mit dem Angebot „#d@bei“ begegnen. Menschen mit geringem Einkommen wird hier ab sofort ein Computer-Arbeitsplatz mit leistungsfähigem Internetzugang, Scanner und Drucker zur Verfügung gestellt. Die Surfstation verfügt über ein eigenes gesichertes Gästenetzwerk und entspricht allen Erfordernissen der Datenschutzgrundverordnung. Interessierte können sie nach Terminvereinbarung oder im Anschluss an einen Beratungstermin nutzen. Die Nutzung ist kostenlos; Ausdrucke werden je nach Anzahl zu einem fairen Preis berechnet.

Zugang zur digitalisierten Welt

„Bereits in der Vergangenheit haben sich immer wieder Hilfesuchende an uns gewandt, wenn sie Bewerbungen schreiben mussten, aber selbst keinen Laptop besitzen“, erzählt Sozialpädagogin Birgt Weickert. Solche und weitere Angelegenheiten könnten diese nun am neuen Terminal erledigen; idealerweise in Eigenregie. Bei Bedarf stünden die Mitarbeiter der Sozialen Beratungsstelle natürlich unterstützend zur Verfügung, um befähigend einzugreifen.

Mit diesem Projekt soll Menschen in prekären Lebensverhältnissen zum einen der Zugang zur digitalisierten Welt grundsätzlich ermöglicht werden; zum anderen sollen Berührungsängste durch individuelle Befähigung abgebaut werden. „Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, beispielsweise, wenn ältere Menschen den Strom-Zählerstand elektronisch übermitteln sollen“, schließt sich ihre Kollegin Andrea Wild an. Jüngere Menschen hätten zwar in der Regel entsprechende Kenntnisse. Jedoch fehle ihnen oftmals zu Hause die Ausstattung, da der Regelsatz keine finanzielle Grundlage für eine solche Anschaffung biete. „Über das Handy ist halt nicht alles möglich“, weiß die Sozialpädagogin.

Das neue Förderprojekt komme daher, so Cornelia Thron, wie gerufen. Sehr stolz zeigt sie sich, dass „#d@bei“ – unter zahlreichen Bewerbungen – gleich in der ersten Runde ausgewählt und mit an die 5000 Euro gefördert worden sei. Bewusst habe man sich gegen eine Einzelförderung bestimmter Klienten entschieden; stelle man doch stets den ganzheitlichen allumfassenden Aspekt in den Fokus. So biete man allen Nutzern der Surfstation zugleich auch sozialpädagogische Unterstützung an und berate sie gerne in ihren persönlichen, finanziellen und sozialrechtlichen Angelegenheiten. Untergebracht ist das Terminal in den Räumlichkeiten der „Waschküche“, wo es ungestört genutzt werden kann.

Der Fachmann berät

Größten Wert legen die beiden Sozialpädagoginnen bei dem neuen Angebot, mit dem die Caritas in dieser Form im Landkreis aktuell eine Vorreiterstellung einnimmt, auf eine regelkonforme Nutzung sowie auf den Datenschutz. Hierfür ließ man sich von einem Fachmann beraten. Mit dem Terminal sollen nur Inhalte genutzt werden, die im Zusammenhang mit der Caritas-Beratung stehen – wie Wohnungssuche, Stellenangebote, Auskünfte über finanzielle Hilfen. Sobald der PC heruntergefahren beziehungsweise das Hauptmenü geschlossen wurde, werden alle Eingaben automatisch gelöscht.

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