Tanken in Kronach Ärger um den Spritrabatt

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Infolge des bundesweiten Entlastungspakets sind vor knapp einer Woche die Spritpreise deutlich gefallen. Inzwischen steigt er aber wieder – auch an den Kronacher Zapfsäulen.

 
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Knapp 1,90 Euro kostete am vergangenen Mittwoch der Liter Superbenzin an der Kronacher Shell-Tankstelle. Am Vortag waren es noch rund 2,20 Euro. Grund für diesen Preissturz war kein Fehler der Anzeige, sondern die dreimonatige Senkung der Energiesteuer auf Treibstoffe, welche die Bundesregierung im Rahmen ihres Entlastungspakets beschlossen hat. Um rund 30 Cent sollte der Benzinpreis damit fallen, der Dieselpreis um 14 Cent. Wer knapp eine Woche nach Inkrafttreten der Regelung tankt, spürt von der Entlastung nicht mehr viel – ganz gleich bei welcher Tankstelle er seinen Treibstoff bezieht. Dieses Gefühl bestätigt mitunter auch eine Stichprobenuntersuchung unseres Blatts anhand von Daten des Online-Dienstes benzinpreis-blitz.de. Verglichen wurde hierbei die Spritpreisentwicklung der vergangenen vier Wochen von sieben verschiedenen Tankstellen im Landkreis.

Wie sich herausstellt, blieb der Dieselpreis im Landkreis im Schnitt weitgehend konstant. Lediglich um 1,1 Cent stieg er zwischen dem 1. Juni und dem 6. Juni. Mancherorts wie an der OMV-Tankstelle in Stockheim fiel er dem Vergleichsportal zufolge sogar leicht. Anders sieht die Situation jedoch bei den Kraftstoffen Super und E10 aus. So stiegen die Kosten hier in den vergangenen sechs Tagen im Schnitt um je rund 7,4 Cent. Und liegen damit lediglich knapp 2,6 Cent unter dem Preis vom 12. Mai – dem günstigsten Preis in den vergangenen drei Wochen vor dem bundesweiten Tankrabatt. Dieses anhaltende Anziehen der Preisschraube führt nicht nur bei Autofahrern zur Irritation.

„Eigentlich sind die Rohölpreise aktuell doch weitgehend stabil“, erklärt Josef Reier, Betreiber der Tankstelle Reier in Steinbach am Wald. Folglich sehe er eigentlich keinen Anlass für steigende Preise. Dennoch sei auch er gezwungen, die Kosten pro Liter trotz Steuersenkung weiter zu erhöhen. „Für uns freie Tankstellen gibt es zwei entscheidende Faktoren, mit deren Hilfe wir unsere Preise festlegen“, erklärt er. So würden Konkurrenzpreise etwa dazu dienen, die Preisobergrenze zu bestimmen. Die Untergrenze werde hingegen maßgeblich vom Einkaufspreis bestimmt. Und dieser spiegele die Steuersenkung der Regierung kaum wider. „Statt um 30 Cent ist der Benzinpreis im Vergleich zum Mai für uns um lediglich 14 Cent gefallen“, berichtet er. Beim Diesel hingegen habe sich der Preis im Vergleich zum Mai jedoch nahezu gar nicht geändert. Es scheine, als würden Groß- und Zwischenhändler die Steuererleichterung einfach nicht weiterreichen wollen – weder an die Endkunden, noch an ihn.

„Die Reaktion auf die weiter steigenden Preise bei den Kunden ist nicht gut“, bestätigt ein weiterer Tankstellenbetreiber, der nicht namentlich genannt werden will. Aggressiv ihm oder seinen Mitarbeitern gegenüber sei bislang jedoch noch keiner geworden. Dafür sei er jedoch mehrfach bereits von Kunden gefragt worden, wann die Preise endlich wieder fallen würden. „Darauf habe ich jedoch keinen Einfluss“, betont er. Denn der Spritpreis an seiner Tankstelle werde in einer weit entfernten Firmenzentrale beschlossen und nicht vor Ort. „Kraftstoff ist für uns ein reines Agenturgeschäft“, erklärt er. Auch profitiere er nicht von steigenden Preisen, denn seine Bezahlung sei vertraglich an die Menge des verkauften Kraftstoffes gebunden und stehe in keinem Zusammenhang zu den Kosten für den Endkunden.

„Tatsächlich haben wir uns eher mit den Kunden über die sinkenden Spritkosten gefreut“, berichtet er. Schließlich habe dies kurzzeitig zu einer stark erhöhten Nachfrage von Benzin und Diesel geführt. „Wir haben kurz sogar befürchtet, dass die Autofahrer uns leertanken“, erklärt der Betreiber. Schließlich würde über Feiertage wie Pfingsten kein neuer Kraftstoff ausgeliefert. Inzwischen habe sich die Lage aber wieder normalisiert.

Derartige Überlegungen hat es in Mitwitz laut Tankstelleninhaber Rudolf Engelhardt nicht gegeben. „Wir haben lediglich am ersten Tag der Steuersenkung eine leicht erhöhte Nachfrage erlebt“, betont der Betreiber der Aral-Tankstelle. Zu Autoschlangen vor seiner Tankstelle oder dem Volltanken von Benzinkanistern – wie man es andernorts beobachten konnte – sei es hier jedoch nicht gekommen. Und bereits am Folgetag habe sich die Lage wieder beruhigt. Auch Beschwerden über die Tankpreise seien ihm gegenüber bislang weitgehend ausgeblieben. „Das ist wohl der Vorteil, wenn man im ländlichen Raum arbeitet und seine Kunden gut kennt“, betont er. Die Leute wüssten schlicht, dass er nichts für die Preisgestaltung könne.

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