Tankrabatt Preisschock an der Zapfsäule

Schnellen die Spritpreise nach dem Tankrabatt in die Höhe? Foto: Lukas Schäfer

Die Preise steigen nach dem Ende der Spritpreisbremse schneller an als erwartet. Besonders für Diesel-Fahrer könnte es noch richtig teuer werden.

 
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So wirklich überraschend war der Preisanstieg an den Tankstellen der Vestestadt ja eigentlich nicht. Schließlich wurde schon seit Wochen darauf aufmerksam gemacht, dass mit Ende der dreimonatigen Spritpreisbremse der Benzinpreis wohl wieder deutlich ansteigen werde. In welche Höhen, das war für manchen Autofahrer am Donnerstag dann aber doch ein Schock. Pünktlich um Mitternacht stieg die Kurve auf den Vergleichsseiten im Internet von 1,93 Euro pro Liter auf 2,25 an. Der Liter Diesel kostete plötzlich 2,31 Euro. Bis zum Vormittag hatten sich die hohen Preise kaum verändert. „Ich habe erst gedacht, ich hätte mich verguckt“, sagt Fabian Michelstätt, der auf der Lauterer Höhe gerade seinen VW betankt. „2,24 Euro für einen Liter Superbenzin, das muss ich erst mal verdauen.“

Hans-Joachim Büttner bekommt als Tankstellenpächter den Unmut der Autofahrer ungefiltert an seinem Schalter zu spüren: „Es ist einfach verrückt, was hier abgeht. Am Mittwoch war eigentlich alles ruhig, doch am späten Nachmittag herrschte plötzlich ein riesiger Andrang. Jeder wollte noch schnell tanken. Bis 23 Uhr hat der Andrang angehalten.“ Am Donnerstag hingegen verirren sich nur einzelne Autofahrer an die Zapfsäulen in der Raststraße. „Es kommen eigentlich nur noch Nachzügler“, meint Büttner, „die am Mittwoch keine Zeit zum Tanken hatten oder das Ende des Tankrabatts verpasst haben.“

Das Verständnis für die regelrechte Preisexplosion hält sich bei den Coburgern – wenig überraschend – in Grenzen. „Ich musste einzelnen Autofahrern schon vorrechnen, wie viel Geld die Tankfüllung mit Tankrabatt gekostet hätte“, so der Tankstellenbetreiber. „Heute habe ich das erste Mal beobachtet, dass einer auf die Preistafel geschaut hat und einfach wieder weggefahren ist. Der Umsatz, den ich am Mittwoch gemacht habe, muss jetzt wohl für ein paar Tage reichen.“

Auch an den übrigen Tankstellen der Vestestadt ist am Donnerstagvormittag nichts mehr vom großen Andrang des Vortages zu sehen; doch machen sich die Folgen deutlich bemerkbar. So gibt es beispielsweise in Dörfles-Esbach vorerst kein Benzin mehr, weil der Inhalt der Tanks durch den großen Andrang erschöpft ist. „Wir müssen warten, bis die Lieferanten Nachschub bringen. Das wird wohl bis zum Mittag dauern“, heißt es im Kassenhäuschen. Gerade für Touristen durchaus ein Problem. „So haben wir uns den letzten Urlaubstag in Coburg eigentlich nicht vorgestellt“, betont Samantha Pein aus Berlin. „Das ist schon die zweite Tankstelle, die wir heute mit unserem Wohnmobil angesteuert haben. Zusätzlich ist in der Innenstadt ja auch noch überall Baustelle. Da vergeht einem echt die Urlaubslaune.“

Selbst für die Experten des ADAC ist der plötzliche Preisanstieg an den Zapfsäulen nicht gänzlich zu erklären, immerhin wurde der verbliebene Treibstoff, der aktuell durch die Zapfpistolen fließt, im August zu vergünstigten Preisen von den Mineralölkonzernen eingekauft. Zur Erinnerung: Bei der Einführung im Juni hatten manche Ölkonzerne den niedrigeren Preis erst verzögert an die Autofahrer weitergegeben. Begründet wurde dies mit dem damals deutlich höheren Einkaufspreis. Auch die geringen Pegelstände der Flüsse sind keine ausreichende Begründung für den Preissprung.

Das verdeutlicht eine Schnellauswertung der Deutschen Presse-Agentur, die im Zeitraum zwischen 6 und 6.30 Uhr am Donnerstag, mithilfe der Spritpreisdaten des Automobilclubs, die Preise von knapp 400 Tankstellen verglichen hat. So kostete Superbenzin der Sorte E10 bei einem Großteil der untersuchten Tankstellen deutlich mehr als zwei Euro den Liter. Am Vortag hatte der Preis an keiner der untersuchten Zapfsäulen jenseits dieser Schwelle gelegen. Diesel hingegen kostete bereits in den vergangenen Wochen deutlich mehr als zwei Euro pro Liter. Am Donnerstag stieg der Preis bei einem Großteil der Tankstellen auf 2,10 Euro bis 2,30 Euro. Theoretisch hätte nach Ende der Steuersenkung laut ADAC der Preis für Superbenzin um circa 35 Cent steigen sollen, der für Diesel um circa 17. Doch stattdessen wurden teilweise Preisanhebungen von mehr als 40 Cent den Liter registriert. „Eigentlich wollte ich gestern schon tanken“, stöhnt Miriam Stoll, die jetzt 2,28 pro Liter bezahlen muss, „aber als ich die lange Schlange gesehen habe, wollte ich mir das nach der Arbeit nicht mehr antun.“

Es steht der Vorwurf im Raum, ob die Tankstellenbetreiber Benzin gehortet haben, um es nun teurer zu verkaufen. Schon in den vorigen Wochen waren die Benzinpreise kontinuierlich angestiegen. Für viele ist dies nicht nachzuvollziehen. Spediteur-Fahrer Thorsten Neumüller etwa sagt am Donnerstag: „In Frankreich haben sie den Tankrabatt im September sogar erhöht und bei uns in Deutschland laufen das Neun-Euro-Ticket und die Spritpreisbremse gleichzeitig aus.“ Von bisher 18 Cent wurde der Tankrabatt in unserem Nachbarland ab September auf 30 Cent erhöht. Allerdings soll diese Maßnahme nur kurzfristig bestehen und zum Jahresende auslaufen. Ob das Ende der Fahnenstange erreicht ist oder die Benzinpreise noch weiter ansteigen, kann zurzeit niemand mit Sicherheit sagen. Eine Datenanalyse des SWR kommt zu dem Ergebnis, dass der Preis für einen Liter Diesel demnächst vereinzelt knapp drei Euro betragen wird. Schon vor Ende der Steuerentlastung gab es demnach Tageszeiten, zu denen Diesel in der Bundesrepublik bis zu 2,70 Euro kostete.

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