Tauchboot Titan Trümmerteile mit menschlichen Überresten geborgen

Markus Brauer/

Lange und intensiv wurde nach dem verschollenen Tauchboot Titan in der Nähe des Titanic-Wracks im Nordatlantik gesucht. Gefunden wurden nur seine Trümmer. Nun bringt ein Schiff erste Wrackteile an Land.

 
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Gut eine Woche nach dem Verschwinden der Titan im Nordatlantik sind Trümmerteile des verunglückten Tauchboots an Land gebracht worden. Wie die US-Küstenwache am Mittwochabend (Ortszeit) mitteilte, sind auch mutmaßlich menschliche Überreste geborgen worden. Sie sollen nun von Fachleuten in den USA untersucht werden.

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Wo genau das Wrack der „Titanic“ liegt, zeigt die folgende Karte:

Wrackteile werden nach Kanada gebracht

Nach Angaben der Behörde hatte das Schiff Horizon Arctic die Wrackteile am Mittwoch (28. Juni) nach St. John’s auf der kanadischen Insel Neufundland gebracht.

„Es gibt noch viel zu tun, um all die Faktoren zu ergründen, die zu dem katastrophalen Verlust der Titan geführt haben“, sagt Jason Neubauer von der US-Küstenwache, der die Untersuchungen der Behörde leitet. Die Ermittlungen seien notwendig, damit sich eine solche Tragödie nicht wiederhole.

Unterwasserroboter entdeckt Wrackteile

Das Tauchboot war am Sonntag vor einer Woche verschollen, nachdem es zu einer Erkundungstour des Titanic-Wracks aufgebrochen war. Die US-Küstenwache hatte mit Hilfe vor allem von kanadischen Kräften rund 700 Kilometer südlich von Neufundland eine groß angelegte Suche gestartet.

Ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug hatte am Donnerstagmorgen den Heckkegel des Tauchboots knapp 500 Meter vom Bug der Titanic entfernt auf dem Meeresboden in rund 3800 Meter Tiefe gefunden. Insgesamt wurden fünf große Trümmerteile entdeckt. Damit war klar: Die fünf Insassen waren tot. Alles deutet darauf hin, dass der Rumpf des Boots dem enormen Wasserdruck nachgab und implodierte.

Das kanadische Schiff Horizon Arctic, das nun die Trümmer der Titan aus dem Wasser hob, war auch maßgeblich an der Suche des Tauchboots beteiligt. Es hatte einen ferngesteuerten Tauchroboter eingesetzt, der schließlich auf die Trümmer der Titan stieß.

Die US-Küstenwache leitete umfangreiche Untersuchungen ein und arbeitet dabei nach eigenen Angaben auch mit internationalen Partnern zusammen, darunter der kanadischen Verkehrssicherheitsbehörde.

Was geschieht bei einer Implosion?

Bei einer Implosion bricht ein Objekt schlagartig zusammen, wenn der Außendruck größer ist als der Innendruck. Sie steht im umgekehrten Kräfteverhältnis zu einer Explosion. Schon der kleinste strukturelle Defekt kann in großer Tiefe eine solche Katastrophe auslösen.

Die Insassen des Tauchboots haben Experten zufolge von der Implosion ihres Gefährts nichts mehr mitbekommen. Der Druck auf das Tauchboot sei in so großer Tiefe massiv gewesen. Die Implosion sei im Bruchteil einer Millisekunde passiert, erklärte die ehemalige Marineoffizierin Aileen Marty, eine Professorin für Katastrophenmedizin.

Das menschliche Gehirn könne die Lage so schnell gar nicht erfassen, so Aileen Marty. „Das ganze Ding ist kollabiert, bevor die Menschen darin überhaupt bemerken konnten, dass es ein Problem gab.“

Die Insassen der Titan seien auf eine Art und Weise gestorben, bei der sie nicht einmal gewusst hätten, dass sie sterben würden. „Letztlich ist dies mit Blick auf die vielen Möglichkeiten, auf die wir sterben können, schmerzlos.“

Info: Untergang der Titanic

Titanic
Am 15. April gegen 2.20 Uhr sank die Titanic, nachdem sie am 14. April um 23.40 Uhr im Nordatlantik – etwa 300 Seemeilen südöstlich von Neufundland – einen Eisberg gerammt hatte. 1514 der mehr als 2200 Menschen an Bord kamen dabei ums Leben. Das Unglück zog in die Geschichtsbücher ein – und später auch in die Drehbücher Hollywoods.

Wrack
Schon in 15 bis 20 Jahren könnten die Überreste komplett verschwunden sein, schätzen Wissenschaftler des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) für Polar- und Meeresforschung. „Das Wrack ist von Biofilmen und Rost überzogen“, erklärt AWI-Leiterin Antje Boetius.

Bakterien
Forscher entdeckten vor einigen Jahren in den Rostflocken eine Bakterienart, die nach ihrem Fundort „Halomonas titanicae“ genannt wurde. „Eigentlich wächst dieses Bakterium gerne im Warmen bei über 30 Grad“, erklärt Antje Boetius. „Aber dort, wo das Wrack liegt, sind es vier Grad.“

Tiefsee
In der kalten Tiefsee müssten die Schiffsüberreste geschützt sein. Tatsächlich aber zersetzen die Mikroben trotz der Kälte die Schiffswände. „Sie tragen dabei nicht langsam Millimeter für Millimeter die Oberfläche ab, sondern verursachen Lochfraß“, erläutert die Meeresbiologin. „Dadurch wird das Wrack instabil und fällt irgendwann zusammen.“ Auch den Grund für die Zersetzung des Unesco-Weltkulturerbes kennen die Wissenschaftler. „Die Bakterien entziehen dem Eisen Elektronen als Energiequelle, um wachsen zu können. Sie leben also direkt vom Metall.“