Bei der Deutschen Telekom hatte die SMS ihr Allzeithoch zum Jahreswechsel 2011/12. Am Silvester- und Neujahrstag wurden zusammen 137,4 Millionen Kurzmitteilungen übermittelt.
Der SMS-Boom spülte den Telekommunikationsanbietern Gewinne in Milliardenhöhe in die Kassen. Er änderte aber auch die Art und Weise, wie insbesondere Jugendliche untereinander kommunizieren.
Dabei war Eingabe der Texte im Vergleich zu den Smartphones heute kompliziert: Es gab keine Buchstaben-Tastatur, sondern nur die Ziffern von 0 bis 9 sowie * und #. Jede Ziffer wurde mehrfach mit Buchstaben belegt. Wer zum Beispiel den Buchstaben f schreiben wollte, musste drei Mal hintereinander auf die Taste 3 drücken.
Ein Hoch auf die Abkürzung
Diese Umstände förderten einen Abkürzungsjargon, den heute noch manche bei Whatsapp und Co. verwenden. So stehen die Buchstaben "hdg" für "Hab Dich gern" oder GN8 für Gute Nacht. Akla? (Alles klar?)
Inzwischen nutzen nur noch wenige Menschen die SMS für ihre private oder berufliche Kommunikation. Die Zahl der versendeten SMS in Deutschland sank seit dem Höchststand von 2012 (59,8 Milliarden) jedes Jahr kontinuierlich und erreichte 2020 mit 7,0 Milliarden einen Tiefstand. Im Jahr 2021 verzeichnete die Bundesnetzagentur allerdings erstmals wieder ein leichtes Plus auf 7,8 Milliarden.
Daraus schöpft die Branche Hoffnung: "Die SMS war vor 30 Jahren eine Innovation, aber Technik-Geschichte ist sie noch nicht: Sie wird uns noch viele Jahre begleiten", sagt die Technikchefin von Vodafone Deutschland, Tanja Richter. Das leichte Plus hat aber vor allem damit zu tun, dass die SMS häufig bei Anwendungen wie Online-Banking zum Versand mobiler Transaktionsnummern verwendet wird. Bei Telefónica O2 hat sich das Volumen in diesem Bereich in den vergangenen vier Jahren verdoppelt.
Das bestätigt auch der Digitalverband Bitkom: "Die SMS wird weiterhin eine Rolle in der Kommunikation spielen", sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. "Nicht nur für Menschen, die kein Smartphone besitzen, sondern insbesondere bei Authentifizierungsverfahren, etwa bei Bezahldiensten."
Vorteil Verschlüsselung
Milliarden-Gewinne wird die SMS aber nicht mehr produzieren, weil die internet-basierten Messengerdienste sich durchgesetzt haben. Sie sind komplett kostenlos oder kosten nur eine kleine Startgebühr wie bei Threema aus der Schweiz. Außerdem können Nachrichten-Apps wie Whatsapp, ICQ, iMessage, Signal, Telegram, Viber oder Wire die Inhalte durch eine Verschlüsselung schützen.
Inzwischen bieten die Netzbetreiber mit RCS (Rich Communication Services) einen eigenen SMS-Nachfolger an, der auch eine Verschlüsselung bietet. RCS konnte sich aber bislang weder in Deutschland noch international richtig durchsetzen. Das liegt vor allem an der Tatsache, dass RCS nur auf der Android-Plattform von Google unterstützt wird. Apple verwendet beim iPhone mit iMessage einen eigenen SMS-Nachfolger, der nicht mit RCS kompatibel ist.
Daran wird sich auch in absehbarer Zeit nichts ändern. Apple-Chef Tim Cook erteilte unlängst auf einer Konferenz dem RCS-Standard eine Absage: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere Nutzer von uns verlangen, dass wir da viel Energie reinstecken." Zuvor hatte ein Konferenzteilnehmer gesagt, dass er seiner Mutter, die ein Android-Smartphone besitzt, gerne vom iPhone aus ein Video zusenden würde. "Kauf Deiner Mutter ein iPhone", antwortete Cook lakonisch.