Der 19 Jahre alte Österreicher mit familiären Wurzeln auf dem Balkan habe am 25. Juli seinen Job gekündigt und dabei gesagt, dass er noch Großes vorhabe, so die Polizei. Er habe sich dann intensiv auf einen geplanten Anschlag vorbereitet. "Er hat sein Erscheinungsbild auffällig verändert" und an die IS-Standards angepasst, sagte Ruf. Der Verdächtige habe jüngst auch einen Treueschwur gegenüber dem aktuellen Führer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geleistet. Nach Angaben der Behörden hatte sich der 17-Jährige in Vorbereitung des Anschlags von seiner Freundin getrennt. Bei beiden Verdächtigen sei eine klare soziale Veränderung eingetreten.
Zweiter Verdächtiger arbeitete im Stadion
Der 17-Jährige ist bei einem Unternehmen angestellt, das die Zuschauer im Happel-Stadion versorgt. Die Festnahme erfolgte am Mittwoch, als sich der Jugendliche auf dem Weg ins Stadion befand. Hier wurde er von Sondereinsatzkräften der Polizei kurz vor dem Stadion gefasst. Er schweigt bisher zu den Vorwürfen. In Polizeigewahrsam befindet sich auch ein 15-Jähriger mit türkischem Hintergrund, der intensiv befragt wird. Er soll zumindest von den Terror-Plänen des 19-Jährigen gewusst haben. Inwieweit er eingebunden war, ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen.
Sprengstoff und Chemikalien
Bei einer Durchsuchung der Wohnräume des 19-Jährigen in Ternitz südlich von Wien waren chemische Substanzen und technische Vorrichtungen sichergestellt worden, die auf "konkrete Vorbereitungshandlungen" hindeuteten, sagte Ruf weiter. Außerdem wurden ein Polizei-Blaulicht und ein akustisches Polizeihorn gefunden. Sie sollten möglicherweise den Verdächtigen helfen, zum Tatort zu kommen oder von diesem zu flüchten.
Durch die Festnahmen sei die konkrete Bedrohungslage zwar minimiert worden. Eine abstrakte Bedrohung mit erhöhter Terrorgefahr bestehe aber weiter. Österreich hatte die Terrorwarnstufe nach dem Überfall der islamistischen Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 auf die zweithöchste Stufe angehoben.
Durch das Einschreiten der Fahnder ist nach Angaben von Österreichs Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) eine Tragödie verhindert worden. "Die Lage war ernst, die Lage ist ernst", sagte er bei einer Pressekonferenz. "Große Konzerte sind oft ein bevorzugtes Ziel von islamistischen Attentätern", so Karner.
Innenpolitische Diskussion über Bedrohungslage
Nach dem verhinderten Anschlag sehen die Parteien in Österreich Aufklärungsbedarf. Die sozialdemokratische SPÖ verlangte die Einberufung des Nationalen Sicherheitsrates. Die Öffentlichkeit werde im Unklaren gelassen, ob weiterhin eine tatsächliche Bedrohungslage bestehe. Die liberalen Neos forderten indes eine Lagebesprechung im Kanzleramt. Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger sorgt sich außerdem um den Ruf der Alpenrepublik. "Ich fürchte der Imageschaden für Österreich und Wien ist enorm. In Paris, Berlin, London, München,… überall können Veranstalter und Sicherheitsbehörden Konzerte durchführen. Nur bei uns nicht? Sind wir dermaßen herabgewirtschaftet?", schrieb sie auf X.