Tests in Betrieben Teures „Nasenbohren“

Heike Schülein
Das Unternehmen petz industries am Standort Haßlach bietet allen seinen 170 Beschäftigten zweimal wöchentlich eine Testung an. Foto: / Heike Schülein

Immer mehr Firmen im Landkreis Kronach lassen ihre Angestellten in regelmäßigen Abständen auf Corona testen. Das schützt, geht aber auch mächtig ins Geld.

 
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Landkreis Kronach - Covid-19-Schnelltests sollen helfen, die Pandemie in Schach zu halten. Als eines der ersten Unternehmen im Landkreis Kronach hat petz industries am Standort Haßlach bei Teuschnitz ein entsprechendes Schulungsangebot des BRK Kronach angenommen und sechs seiner Mitarbeiter in die Testung einweisen lassen.

„Aktuell finden die Tests auf freiwilliger Basis statt“, so Rolf Petz, der als Geschäftsführer das Familienunternehmen in dritter Generation leitet. Allen 170 Beschäftigten am Standort bietet man zweimal wöchentlich eine Testung an, wofür erst einmal feste Zeiten eingeplant sind. Das Testangebot lasse sich hervorragend in den Arbeitsalltag integrieren, wie Petz sagt: „Die Mitarbeiter im Schichtbetrieb kommen etwas früher oder bleiben etwas länger; die anderen planen es entsprechend in den Alltag ein.“ Die Tests werden im Erste-Hilfe-Zimmer des Unternehmens durchgeführt. Davor können die Getesteten in ausreichendem Abstand auf ihre Ergebnisse warten. Dies dauert in der Regel 15 bis 20 Minuten.

Da die Tests freiwillig durchgeführt werden, gibt es bislang nur positives Feedback. „Unsere Mitarbeiter sind dankbar für diese Möglichkeit und auch mit der Art der Durchführung zufrieden“, erklärt der Geschäftsführer. Leider habe sich die Beschaffung schwierig gestaltet, da nicht genügend Tests auf dem Markt verfügbar sind. Das Unternehmen verfügt noch über ein Büro in Nürnberg. Hier gehen die Mitarbeitenden zu offiziellen Teststellen.

„Uns geht es dabei in erster Linie um die Gesundheit unserer Mitarbeiter sowie - damit einhergehend – um die betriebliche Verantwortung gegenüber unseren Kunden“, betont Rolf Petz. Natürlich halte man die entsprechenden Corona-Maßgaben im Unternehmen strikt ein.

Die für die Testung geschulten Mitarbeiter von petz industries verfügen zum Teil – als ausgebildete Ersthelfer im Betrieb – bereits über Vorkenntnisse. Dies sei aber nicht zwingend erforderlich, da eine intensive Schulung durch das BRK erfolgt.

Nachfrage ist enorm

Dies bestätigt auch der Erste-Hilfe-Ausbilder des BRK, Benno Ruhs, der bereits unmittelbar nach Einführung des neuen Angebots erste Kurse abgehalten hat. „Die Nachfrage von Firmen, die ihr Personal selbst auf Corona testen möchten, ist enorm“, berichtet er. Die Testungen erfordern eine umfassende, rund zweistündige Ausbildung mit einem theoretischen und einem praktischen Teil. Neben dem richtigen Materialumgang und der korrekten Durchführung der Tests erhalten die Teilnehmenden notwendige Informationen zur Anatomie des Mund-Nasen-Rachenraums wie auch zum Thema Hygiene – vom richtigen Händedesinfizieren bis hin zum richtigen Tragen einer FFP2-Maske und ihrer weiteren Schutzausrüstung.

Auf ein dreistufiges Testsystem setzt die Gerresheimer Tettau GmbH. „Zur Sicherheit vor Corona-Infektionen haben wir ein dreistufiges Testsystem durch unseren Betriebsarzt, durch Selbsttests und in Kürze auch durch Schnelltests implementiert“, so Geschäftsführer Kay Rohn. Mit den Selbsttests können sich die rund 600 Mitarbeiter auf freiwilliger Basis dann auch zwei Mal in der Woche selbst testen. Die Schnelltests werden von eigenen Mitarbeitern durchgeführt, die im Werk durch das BRK ausgebildet wurden. „So wollen und können wir schnell und umsichtig auf Infektionen reagieren und unsere Mitarbeiter effektiv schützen. Mit den Schnelltests im Werk haben wir bereits sehr gute Erfahrungen gemacht“, verdeutlicht der Geschäftsführer.

Die interne Teststrategie von Heinz-Glas sieht vor, dass Mitarbeiter, die während der Arbeitszeit Symptome bekommen, einen Selbsttest machen können. „Somit können wir schnell reagieren und die Kolleginnen und Kollegen schützen“, erläutert Ruth Haussner von der Heinz-Glas Group mit 1500 Mitarbeitern an den Standorten Kleintettau, Langenau, Piesau, Spechtsbrunn und Teuschnitz. Zudem stellt man Besuchern einen Selbsttest zur Verfügung. Gegen Reihentests im Unternehmen habe man sich entschieden, da es hierfür keinerlei finanzielle Unterstützung gibt. „Wir müssten die kompletten Kosten tragen. Bei einem Preis von fünf Euro pro Selbsttest entstünden uns von April bis Jahresende Kosten von 585 000 Euro, um jeden Mitarbeiter zweimal pro Woche zu testen. Dazu kommt der organisatorische Aufwand für Bestellung, Verteilung und Durchführung“, verdeutlicht sie. Hier sehe man die Politik in der Pflicht, die ohnehin schon unter der Pandemie leidenden Unternehmen finanziell zu unterstützen. Schließlich entlaste man dadurch auch das Gesundheitssystem. Würden die Mitarbeiter jede Wochen einen Schnelltest beim Hausarzt oder bei einer der Schnellteststrecken im Landkreis machen, wäre dies kostenlos. „Zum Vergleich: In unserem Werk in Tschechien führen wir wöchentliche Reihentests durch, denn dort werden dem Unternehmen 80 Prozent des Anschaffungspreises für die Tests erstattet“, informiert Ruth Haussner.

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