Tettau 55 000 Euro für einen eventuellen Neustart

Heike Schülein
Benjamin Schütze, Bürgermeister Peter Ebertsch sowie Stefanie Traut und Katharina Heimann (von links) freuen sich über die große Spendenbereitschaft der Bevölkerung. Auf dem Bild fehlt Kurt Hirschke. Foto: Heike Schülein Quelle: Unbekannt

Auch Wochen nach dem Großbrand des Wildberg-Hofs in Tettau ebbt die Welle der Solidarität nicht ab. Inzwischen ist bereits eine hohe Spendensumme zusammengekommen.

 
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Tettau - Noch immer herrscht in Tettau Fassungslosigkeit über den abgebrannten Wildberg-Hof. Seit dem Großbrand in der Nacht auf den 9. August, bei dem der komplette Bauernhof nebst Ferienwohnungen und Café ein Raub der Flammen wurde, erfährt die Inhaber-Familie eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft. Nach wie vor geht Geld auch von weit außerhalb des Landkreises auf dem vom Markt Tettau eingerichteten Spendenkonto ein - so auch noch am Tag der offiziellen Spendenübergabe durch Bürgermeister Peter Ebertsch im Tettauer Rathaus.

Durch den Brand am Wildberg sei ein Stück Identität und Heimat verloren gegangen, bedauerte der Bürgermeister, der in der besagten Nacht selbst an die Brandstelle geeilt war. "Das einzig Tröstende der Katastrophe ist, dass keine Menschenleben zu beklagen waren", betonte er. Zu verdanken sei dies insbesondere auch der Feuerwehr-Drehleiter, über deren Anschaffung es vorher von einigen Seiten noch starke Diskussionen gegeben habe. Sein Dank galt dann auch den vorbildlich zusammenarbeitenden Einsatzkräften.

Innerhalb von rund eineinhalb Jahren sei dies nunmehr - nach einem Wohnhausbrand sowie dem Brand bei der Firma Gerresheimer - das dritte schwere Brandereignis im Markt Tettau gewesen. Die Hilfsbereitschaft in der Rennsteigregion sei enorm. Bereits am Montag nach dem furchtbaren Ereignis hatte der Markt ein Spendenkonto eingerichtet. Die überragende Spendenbereitschaft habe aber selbst ihn überrascht. "Geld kann das verlorengegangene Lebenswerk und all die vielen Erinnerungen natürlich nicht ersetzen", verdeutlichte er. Aber es könne zumindest finanziell etwas Entlastung bieten.

Der Bürgermeister zeigte sich dann auch erfreut, Benjamin Schütze - in Vertretung für seine Eltern, den Hof-Inhabern - den symbolischen Spendenscheck von 55 076,36 Euro überreichen zu können. Das Geld wurde bereits an die Empfänger überwiesen. Der Familie obliegt die Verteilung dieser Spendensumme, die - wie den Verwendungszwecken zu entnehmen war - der Familie Schütze direkt zugutekommen sollte. Weitere 2492,87 Euro gingen - auf Wunsch der Spender - an die Schwestern Stefanie Traut, Pächterin des Cafés, und Katharina Heimann, die sich um die Pferde auf dem Hof kümmerte und dort als Reitlehrerin und Tierheilpraktikerin arbeitete. Kurt Hirschke aus Tettau, der bei dem Brand zu Schaden gekommen war, wurde von den Spendern mit 802,87 Euro bedacht; konnte jedoch bei der Spendenübergabe nicht anwesend sein.

Großen Wert legte der Bürgermeister auf die Aussage, dass die Hof-Inhaber sich hinsichtlich eines Neuaufbaus von niemandem unter Druck setzen lassen sollten. "Sie sollen das machen, was ihnen ihr Herz sagt", appellierte er. Es obliege aber alleine ihnen, ob und wie es am Wildberg weitergehe, zumal beide schon fortgeschrittenen Alters seien. Der Wildberghof sei für ihn auch ein Symbol für ein nunmehr 30 Jahre vereinigtes Deutschland. Viel Zuspruch habe man gerade auch aus Thüringen erhalten.

Seine Eltern hätten noch keine Entscheidung über einen eventuellen Wiederaufbau getroffen, erklärte Benjamin Schütze. Sollte der Hof nicht wieder aufgebaut werden, dann werde man davon die Spender in Kenntnis setzen, damit diese - wenn es deren Wunsch sei - ihr Geld zurückerhalten. Aktuell glühten die Drähte zu den Versicherungen, die die Unglücksstelle mittlerweile freigegeben hätten. Die an eine Fachfirma vergebene Räumung soll spätestens am 2. November losgehen. Man hoffe, die Stelle heuer noch bis Weihnachten sauber zu bekommen, was aber auch wetterabhängig sei. "Der Schmerz ist noch allgegenwertig", bekundete er, dass der Verlust riesig sei; gerade für seine Eltern. Mit 76 Jahren seien diese in eine sehr missliche Situation geraten. Glücklicherweise seien beide sehr rüstig für ihr Alter. Sein Vater, der Verletzungen dritten Grades an den Füßen erlitten hatte, sei bereits nach zehn Tagen wieder herumgelaufen. Körperlich seien die Verletzungen geheilt, aber ihre Seele sei gebrochen. "Auch mir blutet mein Herz", so Benjamin Schütze.

Bewegend sei für ihn die unglaubliche Hilfsbereitschaft und Solidarität. Allen Spendern sei man sehr dankbar, zumal nicht alle Posten über die Versicherung abgedeckt werden. Großer Dank gebühre auch den Einsatzkräften. Seinen Worten schlossen sich Stefanie Traut und Katharina Heimann an. "Das große Mitgefühl, die Hilfe und Empathie der Menschen war uns in dieser Zeit ein Lichtblick", meinte Stefanie Traut. Sie verwendet das Spendengeld für ihr neues Projekt, den Umbau eines Zirkuswagens. Beide Schwestern schauen positiv nach vorne und zeigten sich sicher: "Es lohnt sich, immer weiter zu machen!"

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Das Spendenkonto des Markts Tettau bleibt bestehen; Spenden sind nach

wie vor möglich auf das Spendenkonto Wildbergbrand, Sparkasse Kulmbach-Kronach, IBAN: DE95 7715 0000 0101 7791 55, BIC: BYLADEM1KUB.

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