Tettau Viel Platz für neuen Wohnraum

Veronika Schadeck
  Foto: /Veronika Schadeck

Die Gemeinde lässt das Haus Friedhofsweg 4 abreißen. Jetzt hofft man darauf, dass ein Investor das Areal übernimmt.

 
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Tettau - In Tettau gibt es rund 2000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Mit Ärzten, Apotheke, Sport- und Lebensmittelgeschäften sowie Gastronomie ist eine gute Infrastruktur vorhanden. Dennoch hatte die Rennsteiggemeinde jahrelang mit Einwohnerverlusten zu kämpfen. Jetzt vollzieht sich ein Wandel. Es wird wieder gebaut – und es fehlen Wohnungen. Bürgermeister Peter Ebertsch hofft nun, einen Investor zu finden, der auf dem Areal des ehemaligen Anwesens Friedhofsweg 4 Wohnraum schafft.

Vor wenigen Tagen wurde das Gebäude mit Mitteln aus der Förderoffensive Nordostbayern abgerissen. Eigentlich sei es anders geplant gewesen, erzählt Ebertsch. Die Gemeinde habe viel Zeit, Kraft und Engagement in Planungen dahingehend investiert, wie denn das mehr als 150 Jahre alte und leer stehende Gebäude genutzt werden könnte, das einst von den Besitzern der Königlich Privilegierten Porzellanfabrik als Wohnhaus für Beschäftigte gebaut worden war. Es wurden Planungsbüros eingesetzt und Studien entwickelt. Vor sieben Jahren präsentierten Architekturstudenten der TU München in Tettau unter dem Titel „Anders wohnen“ vor vielen Zuhörern ihre Ergebnisse zur Instandsetzung des Gebäudes.

Sinnvolle Nachnutzung

Allen Entwürfen gemeinsam war ein behutsamer Umgang mit der Geschichte und der soliden Substanz des Hauses, wie von möglichen Fördermittelgebern gefordert. Gleichzeitig wagte man auch Neues. Es ging dabei um die Frage, wie Mitarbeiter der heimischen Unternehmen vor Ort ansässig werden könnten. Damals schon wurde der Grundstein für neue vermietbare Wohnformen jenseits des Einfamilienhauses gesetzt. Im Gespräch für die Nutzung des Anwesens war neben Wohnungen ein Museumsdepot für beide Etagen, gemeinschaftliches Wohnen mit einem großen zweigeschossigen Küchenraum, um den sich alle Bewohner des Hauses hätten gruppieren können, sowie zuletzt die Errichtung einer Tagespflege durch zwei private Betreiber.

Die Tatsache aber, dass der in Tettau ansässige Stephanus-Dienst im leer stehenden Pfarrhaus eine Tagespflege errichten wolle, habe letztere dazu bewogen, ihr Angebot zurückzuziehen, berichtet der Bürgermeister – weil sie nicht als Mitbewerber auftreten wollten. Somit hätten sich auch alle Möglichkeiten einer sinnvollen Nachnutzung erübrigt.

Jetzt setzt Ebertsch auf einen Investor, der Wohnraum schafft. Das 4000 Quadratmeter große Gelände eigne sich dafür hervorragend, schwärmt er. Gleich nebenan sei man in der Natur. Man habe einen herrlichen Blick über die Gemeinde. Binnen fünf Minuten sei man im Zentrum Tettaus und bei der neuen Freizeitanlage mit Spielplatz, Kneippbecken und Bademöglichkeit.

Der Rathauschef betont, dass die Kommune für die Schaffung von Wohnraum auf private Investoren angewiesen sei. Trotz Fördermöglichkeiten könne eine Gemeinde nicht alles leisten. Zum einen müsse sie sich auf ihre Pflichtaufgaben wie Straßenbau und Wasserversorgung konzentrieren, zum anderen habe sie schon in Wohnungen investiert.

Ebertsch ist zuversichtlich, einen Privatinvestor zu finden. Denn, so ist er überzeugt: In den nächsten Jahren werde eine Flucht aufs Land einsetzen. Die Mieten in den Städten seien nicht mehr bezahlbar. Zudem werde es nach der Corona-Pandemie immer mehr Homeoffice-Arbeitsplätze geben. Und das ermögliche es Arbeitnehmern, auch von einer größeren Entfernung zum Arbeitgeber aus ihren Job tätigen zu können. „Das Land wird als Gewinner der Corona-Krise hervorgehen“, betont der Bürgermeister.

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