Teuschnitz „Die Bürger müssen es wollen“

Veronika Schadeck
Das Rathaus in Teuschnitz. Hier arbeitet man schon jetzt mit Reichenbach und Tschirn zusammen. Geht aber noch mehr? Foto: Peter Fiedler

Und plötzlich ist das Gerücht wieder da: Die Ortschefs von Teuschnitz, Reichenbach und Tschirn äußern sich über einen möglichen Zusammenschluss.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Das Gerücht gab es schon im Frühjahr, aber am Donnerstagabend wurde es bei der Delegiertenversammlung der CSU wieder präsent. Jürgen Baumgärtner, der ein weiteres Mal als CSU-Landtagskandidat ins Rennen geschickt wurde, erklärte in seiner Rede, dass er den Vorschlag einer Fusion zwischen Teuschnitz, Reichenbach und Tschirn für eine „ausgesprochen gute Idee“ halte. Er sei davon überzeugt, dass man solche Vorhaben – auch andernorts – finanziell unterstützen müsse. Eine Fusion, so sagt er auf Anfrage, könne Sinn machen und Kosten reduzieren. Diese Gelder könnten in die Zukunft investiert werden. Es sei aber zu beachten, dass keiner der Partner aufgrund von unterschiedlichen Ausgangspositionen schlechter gestellt werde. Wichtig sei – und das nicht nur bei der Verwaltungsgemeinschaft Teuschnitz, sondern bei allen Gemeinden -, dass eine Fusion nicht vom Staat aufgedrängt wird, sondern: „Die Bürger müssen es wollen!“

Der Teuschnitzer Bürgermeister Frank Jakob weist darauf hin, dass die drei Gemeinden schon jetzt eng zusammenarbeiten. Als nächstes stehe die Zentralisierung der Bauhöfe (wir berichteten) an. Bei einer möglichen Fusion könnten zwar noch mehr verwaltungstechnische Aufgaben, wie die einzelnen Haushalte, zentralisiert werden, aber man müsste zuvor überlegen, wie die verschiedenen Voraussetzungen unter einen Hut gebracht werden könnten. Beispielsweise die einzelnen Schuldenstände, der Ausbau der Gemeindestraßen und sonstige Infrastrukturen. Wie geht man damit um? Und ganz wichtig und ausschlaggebend sei natürlich die Meinung der Bürger.

Er sei überrascht gewesen, als er am Freitag in der Zeitung davon las. Für ihn sei eine mögliche Fusion bisher kein Thema gewesen, so der Tschirner Bürgermeister, Peter Klinger. Mit der Selbstständigkeit von kleinen Gemeinden wie Tschirn könnte es aber künftig schwierig werden, räumt er ein und spricht von der wirtschaftlichen Entwicklung, von einer möglichen Rezession, schwindenden Steuereinnahmen und geringerer finanzieller Unterstützungen durch den Staat. Zwar habe man in den letzten Jahren innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft so eng wie möglich, was Personal, Verwaltungsstrukturen und Anschaffungen betrifft, zusammengearbeitet – aber ob das künftig ausreichen wird? Es sind unruhige Zeiten, keiner wisse, wohin der Weg führt.

Peter Klinger ist seit knapp 20 Jahren im Amt. Ob er bei der nächsten Kommunalwahl 2026 wieder seinen Hut in den Ring wirft, ist für ihn unklar. Er werde dann 64 Jahre alt sein, außerdem sei es irgendwann an der Zeit für persönliche Veränderungen. Eine Herausforderung für kleinere Gemeinden werde es auch sein, „ehrenamtliche Bürgermeisterkandidaten“ zu finden, ist Klinger überzeugt, wobei er das Wort „ehrenamtlich“ unpassend findet. Dadurch hätten Bürger falsche Vorstellungen von seinem Job. Es sollte vielmehr „Bürgermeister in Teilzeit“ heißen. Zum einen erhalte er eine Dienstaufwandsentschädigung, zum anderen ist ein Bürgermeisteramt im Ehrenamt mit einem erheblichen Zeitaufwand verbunden. „Das kann man nicht mit einem Ehrenamt in einem Verein gleichsetzen!“ Als Landwirt habe er seinen Betrieb reduziert, zudem habe er das Glück, seine Arbeitszeit flexibel gestalten zu können. Das sei in der Regel in einem Angestelltenverhältnis nicht möglich.

Auch seine Reichenbacher Kollegin, Karin Ritter, war überrascht, von einer möglichen Fusion in der Zeitung zu lesen. Zwar werde demnächst auch der Bauhof von Teuschnitz ausgeführt, dennoch blieben viele Aufgaben für die Verwaltung. Für die 69-Jährige steht jedoch fest – eine weitere Amtszeit wird es für sie nicht geben. Auch sie betont den hohen Zeitaufwand und erklärt Glück gehabt zu haben, welches ihr erlaube, dass sie als ehemalige Steuerfachangestellte nach ihrer Wahl vor rund 14 Jahren ihre Wochenstunden um 50 Prozent reduzieren konnte. Hinzu kommt, dass sie als Alleinstehende keine Familie habe versorgen müssen. Nur so habe sie ihren Job als Bürgermeisterin im Ehrenamt ausüben können, erklärt sie. In der regulären Berufswelt, in der Industrie oder im Gesundheitswesen, wäre es nicht möglich, spontan zu einer Bürgermeisterdienstbesprechung, zu einer Baustellenbesichtigung oder gar zu einem Brandeinsatz zu eilen. Dass jetzt über eine mögliche Fusion Tschirn, Reichenbach und Teuschnitz gesprochen wird, hält sie für zu verfrüht. Bisher gab es Diskussionen weder mit dem Gremium noch mit den Bürgern.

Für sie sei Fakt, dass durch einen Zusammenschluss zwar mehr Kosten gespart werden könnten, aber „wir würden auch unsere Selbstständigkeit verlieren“! Und diese war und ist durchaus mit Vorteilen verbunden, sei es beispielsweise bei der Sanierung von Straßen oder anderen Projekten. Ritter ist überzeugt, dass – wenn die Eingemeindung von Reichenbach nach Teuschnitz bereits erfolgt wäre, ihre Gemeinde nie ihr eigenes kleines Hotel hätten bauen können. Alles hätte sich auf die Sanierung des „Schwarzen Kreuzes“ in Teuschnitz konzentriert.

Aus seiner Sicht, so erklärt Altlandrat Heinz Köhler – er war bei der Landkreis- und Gebietsreform zwischen den Jahren 1972 und 1978 Landrat – mache eine Fusionierung zwischen den drei Gemeinden Sinn. Allerdings dürfe diese nicht vom Staat „übergestülpt“ werden, sondern müsste auf freiwilliger Basis passieren. Er erinnert an die 70er Jahre, als er um Teuschnitz als Sitz der Verwaltungsgemeinschaft gekämpft habe. Damals, so erzählt er, gab es in Tschirn Bestrebungen für einen Anschluss nach Wilhelmsthal, die Gemeinde Haßlach/Teuschnitz wollte nach Steinbach. Er habe aber die Stadt Teuschnitz als alte Kreisstadt stärken wollen. Daher habe er sich für eine Verwaltungsgemeinschaft Teuschnitz stark eingesetzt. Mittlerweile sind über 40 Jahre vergangen, die Zeiten und die Demografie haben sich verändert. „Daher ist es vernünftig, über größere Einheiten nachzudenken, ohne dass der Staat diese aufdrängt.“

Bilder