Theaterfest in Coburg Gala der gelüfteten Geheimnisse

Siegfried trifft Faust, La Traviata die Zirkusprinzessin und ein Goldener Hahn kräht sehr melodisch: Am Abend des Theaterfests klingt die nächste Spielzeit vielversprechend an.

 
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Der Intendant heizt die Gerüchteküche an: „Das können Sie notieren und gerne weitersagen!“, animiert Bernhard F. Loges das Publikum im gut besetzten Haus. Rückschau war eigentlich geplant für diesen Abend, an dem der einstweilige Abschied vom Großen Haus zelebriert werden sollte. Doch die „Gnadenfrist“ bis zur Generalsanierung wurde verlängert, das „Finale Furioso“ um ein Jahr verschoben – und so richten sich Aug’ und Ohr nach vorne, auf die Spielzeit 2022/23.

Verkündet wird der Spielplan erst Anfang Juli, doch der Chef plaudert schon mal ein paar Betriebsgeheimnisse aus bei dieser Gala zum Theaterfest, Philharmonisches Orchester (im Wechsel geleitet von Daniel Carter und Johannes Braun) und Solistinnen geben Kostproben und machen Lust auf kommende Musiktheaterfreuden.

Zu allerst: Hector Berlioz’ Oper „La Damnation de Faust“, die zum Saisonauftakt in der Morizkirche aufgeführt wird. Emily Lorini lässt vorab schon in Marguerites (Gretchens) aufgewühlte Seele blicken. Mit kessem Italo-Pop leiten das Gitarrentrio Andrzej Jeziorski, Christian Huber und Kostas Bafas und die singenden Ragazzi Marina Schmitz und Hans Ehlers über zur Donizetti-Oper „Lucia di Lammermoor“, die mit zweijähriger Corona-Verspätung auf die Bühne kommen soll. „Ausschließlich mit hauseigenen Kräften!“, betont Loges, und Dimitra Kotidou, Peter Aisher, Daniel Carison, Bartosz Araszkiewicz, Sascha Mai sowie Kora Pavelic belegen ihre wohlklingende Kompetenz mit dem Sextett „Chi mi frena in tal momento?“. Die Herzen der Operettenfans erobert Peter Aisher als Mister X aus Emmerich Kálmáns „Zirkusprinzessin“, bevor Dimitra Kotidou der Sonne huldigt in einer Koloratur-Arie aus „Der Goldene Hahn“. Loges wird diese Oper von Nikolai Rimsky-Korsakow inszenieren; auch seine diesjährige Inszenierung von Igor Strawinskys „The Rake’s Progress“, aus der Francesca Paratore eine Arie der Anne Trulove singt, kehrt zurück.

Mit einem traumschönem „Waldweben“ lässt das Orchester einen potenziellen Höhepunkt der nächsten Spielzeit anklingen: Richard Wagners Oper „Siegfried“, der im Herbst noch drei „Walküre“-Abende vorausgehen werden. Einer der Gründe, sie nicht zu versäumen, heißt Michael Lion: Wotans Abschied zelebriert der Bassist, bevor der Abend tatsächlich mit einem „finale furiose“ endet: Verdis „Brindisi“ vereint alle Stimmen um Peter Aisher (Alfredo) und Rannveig Karádóttir (Violetta) und erntet rauschenden Schlussapplaus, in dem die Vorfreude auf eine hoffentlich ungetrübte „letzte“ Spielzeit im Großen Haus mitschwingt.

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